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Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

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"Ich glaube kein einziger," lautete die Antwort.

"Auch Euer Namensbruder," fuhr der Graf fort, "der Ritter von Wolfegg, schmachtet schon seit drei Jahren in der Gefangenschaft der Heiden, aber wenn man nur wüßte, wo! Keiner der vielen Kundschafter, die man unter alle möglichen Heidenvölker aussandte, hat es herausgebracht; auch die Aussetzung eines großen Lösegeldes hat nicht verfangen. Habt Ihr nie etwas von ihm gehört?"

"Niemals," erwiderte der junge Mann. "In Algier ist er keinesfalls. Uebrigens wundert es mich gar sehr daß er in so langer Zeit nicht im Stande gewesen sein sollte, Kunde von sich zu geben. Bei den Heiden wandern die Sclaven aus einer Hand in die andere, gar leicht auch auf die entferntesten Plätze und Märkte, wenn sich ein hoher Kaufpreis für sie erzielen läßt. Denn wenn auch diese mohamedanischen Hunde sehr grausam sind, so geht doch bei ihnen die Geldgier über den Blutdurst! Ein Gefangener von vornehmer Geburt, der sich auf die Hilfe so viel vermögender Freunde, wie Ihr, hochgeborener Herr Graf, stützen kann, hätte kein so schweres Spiel, sich durch große Versprechungen und das Angebot eines hohen

„Ich glaube kein einziger,“ lautete die Antwort.

„Auch Euer Namensbruder,“ fuhr der Graf fort, „der Ritter von Wolfegg, schmachtet schon seit drei Jahren in der Gefangenschaft der Heiden, aber wenn man nur wüßte, wo! Keiner der vielen Kundschafter, die man unter alle möglichen Heidenvölker aussandte, hat es herausgebracht; auch die Aussetzung eines großen Lösegeldes hat nicht verfangen. Habt Ihr nie etwas von ihm gehört?“

„Niemals,“ erwiderte der junge Mann. „In Algier ist er keinesfalls. Uebrigens wundert es mich gar sehr daß er in so langer Zeit nicht im Stande gewesen sein sollte, Kunde von sich zu geben. Bei den Heiden wandern die Sclaven aus einer Hand in die andere, gar leicht auch auf die entferntesten Plätze und Märkte, wenn sich ein hoher Kaufpreis für sie erzielen läßt. Denn wenn auch diese mohamedanischen Hunde sehr grausam sind, so geht doch bei ihnen die Geldgier über den Blutdurst! Ein Gefangener von vornehmer Geburt, der sich auf die Hilfe so viel vermögender Freunde, wie Ihr, hochgeborener Herr Graf, stützen kann, hätte kein so schweres Spiel, sich durch große Versprechungen und das Angebot eines hohen

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[119/0127] „Ich glaube kein einziger,“ lautete die Antwort. „Auch Euer Namensbruder,“ fuhr der Graf fort, „der Ritter von Wolfegg, schmachtet schon seit drei Jahren in der Gefangenschaft der Heiden, aber wenn man nur wüßte, wo! Keiner der vielen Kundschafter, die man unter alle möglichen Heidenvölker aussandte, hat es herausgebracht; auch die Aussetzung eines großen Lösegeldes hat nicht verfangen. Habt Ihr nie etwas von ihm gehört?“ „Niemals,“ erwiderte der junge Mann. „In Algier ist er keinesfalls. Uebrigens wundert es mich gar sehr daß er in so langer Zeit nicht im Stande gewesen sein sollte, Kunde von sich zu geben. Bei den Heiden wandern die Sclaven aus einer Hand in die andere, gar leicht auch auf die entferntesten Plätze und Märkte, wenn sich ein hoher Kaufpreis für sie erzielen läßt. Denn wenn auch diese mohamedanischen Hunde sehr grausam sind, so geht doch bei ihnen die Geldgier über den Blutdurst! Ein Gefangener von vornehmer Geburt, der sich auf die Hilfe so viel vermögender Freunde, wie Ihr, hochgeborener Herr Graf, stützen kann, hätte kein so schweres Spiel, sich durch große Versprechungen und das Angebot eines hohen

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/127>, abgerufen am 23.11.2024.