Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.IV. Jn einem ansehnlichen Dorfe*) des Canton *) Auch diese Geschichte hab' ich von unbekan-
ter Hand, wahrscheinlich aus der Schweiz, eingeschickt erhalten. Dieses Jncognito, und weil mir immer ist: als hätt' ich schon irgend- wo eine ähnliche Geschichte gelesen, bewegt mich zu dem Wunsche: daß man sie hier auch nur als eine Zugabe betrachte. -- Solte sie würklich schon irgendwo gedruckt seyn, so bitt' ich um Verzeihung. An fruchtloser Mühe mich davon zu überzeugen, habe ich gewiß es nicht mangeln lassen. Sie ganz zu verweefen glaubt' ich mich doch nicht berechtigt. Daß ich übrigens die Träu- me des Vaters von der Ermordeten nicht für eine übernatürliche Ahndung, sondern für ein sehr natürliches Mistrauen halte, -- wie- wohl die späte Aeußerung desselben und das nachherige Beharren darauf allerdings merk- würdig ist, -- brauch ich wohl kaum zu erin- nern? IV. Jn einem anſehnlichen Dorfe*) des Canton *) Auch dieſe Geſchichte hab' ich von unbekan-
ter Hand, wahrſcheinlich aus der Schweiz, eingeſchickt erhalten. Dieſes Jncognito, und weil mir immer iſt: als hätt' ich ſchon irgend- wo eine ähnliche Geſchichte geleſen, bewegt mich zu dem Wunſche: daß man ſie hier auch nur als eine Zugabe betrachte. — Solte ſie würklich ſchon irgendwo gedruckt ſeyn, ſo bitt' ich um Verzeihung. An fruchtloſer Mühe mich davon zu überzeugen, habe ich gewiß es nicht mangeln laſſen. Sie ganz zu verweefen glaubt' ich mich doch nicht berechtigt. Daß ich übrigens die Träu- me des Vaters von der Ermordeten nicht für eine übernatürliche Ahndung, ſondern für ein ſehr natürliches Mistrauen halte, — wie- wohl die ſpäte Aeußerung deſſelben und das nachherige Beharren darauf allerdings merk- würdig iſt, — brauch ich wohl kaum zu erin- nern? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0503" n="495"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">IV</hi>.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">J</hi>n einem anſehnlichen Dorfe<note place="foot" n="*)">Auch dieſe Geſchichte hab' ich von unbekan-<lb/> ter Hand, wahrſcheinlich aus der Schweiz,<lb/> eingeſchickt erhalten. Dieſes Jncognito, und<lb/> weil mir immer iſt: als hätt' ich ſchon irgend-<lb/> wo eine ähnliche Geſchichte geleſen, bewegt<lb/> mich zu dem Wunſche: daß man ſie hier auch<lb/> nur als eine Zugabe betrachte. — Solte<lb/> ſie würklich ſchon irgendwo gedruckt ſeyn, ſo<lb/> bitt' ich um Verzeihung. An fruchtloſer<lb/> Mühe mich davon zu überzeugen, habe<lb/> ich gewiß es nicht mangeln laſſen. Sie<lb/> ganz zu verweefen glaubt' ich mich doch<lb/> nicht berechtigt. Daß ich übrigens die Träu-<lb/> me des Vaters von der Ermordeten nicht<lb/> für eine übernatürliche Ahndung, ſondern für<lb/> ein ſehr natürliches Mistrauen halte, — wie-<lb/> wohl die ſpäte Aeußerung deſſelben und das<lb/> nachherige Beharren darauf allerdings merk-<lb/> würdig iſt, — brauch ich wohl kaum zu erin-<lb/> nern?</note> des Canton<lb/> B** lebte der Schulze W** (wiewohl er noch<lb/> kaum ſechs und dreißig Jahr alt ſeyn mochte,)<lb/> ſchon in der <hi rendition="#g">dritten</hi> Ehe. Seine erſten beiden<lb/> Weiber, gegen welche er ſich immer aͤußerſt gut<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [495/0503]
IV.
Jn einem anſehnlichen Dorfe *) des Canton
B** lebte der Schulze W** (wiewohl er noch
kaum ſechs und dreißig Jahr alt ſeyn mochte,)
ſchon in der dritten Ehe. Seine erſten beiden
Weiber, gegen welche er ſich immer aͤußerſt gut
*) Auch dieſe Geſchichte hab' ich von unbekan-
ter Hand, wahrſcheinlich aus der Schweiz,
eingeſchickt erhalten. Dieſes Jncognito, und
weil mir immer iſt: als hätt' ich ſchon irgend-
wo eine ähnliche Geſchichte geleſen, bewegt
mich zu dem Wunſche: daß man ſie hier auch
nur als eine Zugabe betrachte. — Solte
ſie würklich ſchon irgendwo gedruckt ſeyn, ſo
bitt' ich um Verzeihung. An fruchtloſer
Mühe mich davon zu überzeugen, habe
ich gewiß es nicht mangeln laſſen. Sie
ganz zu verweefen glaubt' ich mich doch
nicht berechtigt. Daß ich übrigens die Träu-
me des Vaters von der Ermordeten nicht
für eine übernatürliche Ahndung, ſondern für
ein ſehr natürliches Mistrauen halte, — wie-
wohl die ſpäte Aeußerung deſſelben und das
nachherige Beharren darauf allerdings merk-
würdig iſt, — brauch ich wohl kaum zu erin-
nern?
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