Kriegszeiten, um militairische Gerichte sich be- kümmerte. Eine Samlung von Beispielen, wo diese Strenge ausartete, dürfte freilich auf allgemeinen Dank kaum, zumal jezt nicht, rechnen; aber verdienstlich und nüzlich würde sie dennoch seyn. Hier ein kleiner Bei- trag dazu! Das Schlachtopfer, dessen hier erwähnt wird, sah ich selbst in meiner Jugend zum Tode führen.
Als zu Ende des Jahrs 1761 die preußi- sche Kriegsmacht ihre Winterquartiere, wie ge- wöhnlich, in Sachsen bezog, und sich, während derselben, durch neue Anwerbungen, so viel immer möglich, zu verstärken und zu ergänzen suchte, traf sie hier das gewöhnliche Schick- sal aller derjenigen Heere, die nicht aus blo- ßen Landskindern und Freiwilligen bestehen, -- die Unannehmlichkeit, viel Ausreißer zu haben. Mancherlei Mittel, diesem Uebel Gren- zen zu sezzen, wurden versucht; keines fruch- tete hinlänglich. Endlich kam es dahin, daß alle Schildwachten, zumal auf etwas entleg-
Kriegszeiten, um militairiſche Gerichte ſich be- kuͤmmerte. Eine Samlung von Beiſpielen, wo dieſe Strenge ausartete, duͤrfte freilich auf allgemeinen Dank kaum, zumal jezt nicht, rechnen; aber verdienſtlich und nuͤzlich wuͤrde ſie dennoch ſeyn. Hier ein kleiner Bei- trag dazu! Das Schlachtopfer, deſſen hier erwaͤhnt wird, ſah ich ſelbſt in meiner Jugend zum Tode fuͤhren.
Als zu Ende des Jahrs 1761 die preußi- ſche Kriegsmacht ihre Winterquartiere, wie ge- woͤhnlich, in Sachſen bezog, und ſich, waͤhrend derſelben, durch neue Anwerbungen, ſo viel immer moͤglich, zu verſtaͤrken und zu ergaͤnzen ſuchte, traf ſie hier das gewoͤhnliche Schick- ſal aller derjenigen Heere, die nicht aus blo- ßen Landskindern und Freiwilligen beſtehen, — die Unannehmlichkeit, viel Ausreißer zu haben. Mancherlei Mittel, dieſem Uebel Gren- zen zu ſezzen, wurden verſucht; keines fruch- tete hinlaͤnglich. Endlich kam es dahin, daß alle Schildwachten, zumal auf etwas entleg-
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Kriegszeiten, um militairiſche Gerichte ſich be-
kuͤmmerte. Eine Samlung von Beiſpielen,
wo dieſe Strenge ausartete, duͤrfte freilich
auf allgemeinen Dank kaum, zumal jezt
nicht, rechnen; aber verdienſtlich und nuͤzlich
wuͤrde ſie dennoch ſeyn. Hier ein kleiner Bei-
trag dazu! Das Schlachtopfer, deſſen hier
erwaͤhnt wird, ſah ich ſelbſt in meiner Jugend
zum Tode fuͤhren.
Als zu Ende des Jahrs 1761 die preußi-
ſche Kriegsmacht ihre Winterquartiere, wie ge-
woͤhnlich, in Sachſen bezog, und ſich, waͤhrend
derſelben, durch neue Anwerbungen, ſo viel
immer moͤglich, zu verſtaͤrken und zu ergaͤnzen
ſuchte, traf ſie hier das gewoͤhnliche Schick-
ſal aller derjenigen Heere, die nicht aus blo-
ßen Landskindern und Freiwilligen beſtehen,
— die Unannehmlichkeit, viel Ausreißer zu
haben. Mancherlei Mittel, dieſem Uebel Gren-
zen zu ſezzen, wurden verſucht; keines fruch-
tete hinlaͤnglich. Endlich kam es dahin, daß
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/488>, abgerufen am 23.11.2024.
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