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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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was um ihn vorging. Jezt schlug es eilf Uhr;
sein Rausch verschwand, und er flog nach dem
bewußten Hause.

Noch that er es mit einem kleinen Reste von
Hofnung. Doch auch dieser verschwand, als
er ein Getümmel von Menschen vor dem Hause,
ein noch größres in demselben erblickte. Er
drängte sich durch. Was er besorgte, war gesche-
hen. Jm Zimmer des Hauptmanns hatte man
vor kurzem einen Schuß fallen gehört. Ver-
schiedne von den Hausgenossen waren herbei-
geeilt, hatten die Thüre zu öfnen versucht,
und zulezt sie gesprengt. Der Hauptmann lag
todt auf dem Boden, herunter gesunken vom
Sessel; durch den Mund hatte er das Pistol
abgedrückt; vom Leben war keine Spur mehr
in ihm. Alles klagte um ihn. Alles bedauerte
diesen guten Herrn. "Jn den zehn Jahren,
die er hier wohne, hab' er nie auch nur ein Kind
beleidigt!" Dies war das einstimmigeLob von
jeder Seite her. Jene acht oder neun Briefe
fand man auf dem Schreibtische. Sie waren

was um ihn vorging. Jezt ſchlug es eilf Uhr;
ſein Rauſch verſchwand, und er flog nach dem
bewußten Hauſe.

Noch that er es mit einem kleinen Reſte von
Hofnung. Doch auch dieſer verſchwand, als
er ein Getuͤmmel von Menſchen vor dem Hauſe,
ein noch groͤßres in demſelben erblickte. Er
draͤngte ſich durch. Was er beſorgte, war geſche-
hen. Jm Zimmer des Hauptmanns hatte man
vor kurzem einen Schuß fallen gehoͤrt. Ver-
ſchiedne von den Hausgenoſſen waren herbei-
geeilt, hatten die Thuͤre zu oͤfnen verſucht,
und zulezt ſie geſprengt. Der Hauptmann lag
todt auf dem Boden, herunter geſunken vom
Seſſel; durch den Mund hatte er das Piſtol
abgedruͤckt; vom Leben war keine Spur mehr
in ihm. Alles klagte um ihn. Alles bedauerte
dieſen guten Herrn. „Jn den zehn Jahren,
die er hier wohne, hab' er nie auch nur ein Kind
beleidigt!“ Dies war das einſtimmigeLob von
jeder Seite her. Jene acht oder neun Briefe
fand man auf dem Schreibtiſche. Sie waren

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[476/0484] was um ihn vorging. Jezt ſchlug es eilf Uhr; ſein Rauſch verſchwand, und er flog nach dem bewußten Hauſe. Noch that er es mit einem kleinen Reſte von Hofnung. Doch auch dieſer verſchwand, als er ein Getuͤmmel von Menſchen vor dem Hauſe, ein noch groͤßres in demſelben erblickte. Er draͤngte ſich durch. Was er beſorgte, war geſche- hen. Jm Zimmer des Hauptmanns hatte man vor kurzem einen Schuß fallen gehoͤrt. Ver- ſchiedne von den Hausgenoſſen waren herbei- geeilt, hatten die Thuͤre zu oͤfnen verſucht, und zulezt ſie geſprengt. Der Hauptmann lag todt auf dem Boden, herunter geſunken vom Seſſel; durch den Mund hatte er das Piſtol abgedruͤckt; vom Leben war keine Spur mehr in ihm. Alles klagte um ihn. Alles bedauerte dieſen guten Herrn. „Jn den zehn Jahren, die er hier wohne, hab' er nie auch nur ein Kind beleidigt!“ Dies war das einſtimmigeLob von jeder Seite her. Jene acht oder neun Briefe fand man auf dem Schreibtiſche. Sie waren

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/484>, abgerufen am 23.11.2024.