Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

vermuthete: es müsse hier unter rauher wil-
der Schaale ein süßer, edler Kern verborgen
liegen; müsse nur auf Zeit und Gelegenheit
warten, um hervorzubrechen! Aber behalte
deine Börse, lieber junger Freund! Diese Will-
fährigkeit ist zwar meine lezte Freude hienie-
den; doch sie rettet mich nicht. Tief -- tief in
die Tausende hinein ist meine Sache schlim!

Der jüngere Off . Viel! Aber auch diese
sind wohl noch zu tilgen! Wenn nicht jezt,
doch künftig! Nur nicht zaghaft, nur nicht
alzurasch, lieber Hauptmann! Jch will mir
Mühe geben, will in meinem Namen bei mei-
nen Bekanten nachfragen; will borgen, bitten
sogar! Jch hab' einen Onkel --
Der ältere Off. Alzuviel! alzuviel! Aber
für mich ist keine Rettung! -- Schulden
stößt man ab; doch ein verlorner guter Name
ist unwiderbringlich. Regiments-Gelder,
die ich angrif -- Vorgesezte, die schon arg-
wohnen, bald alles wissen werden -- Jüng-
ling, mache mir meinen Abschied durch deine

vermuthete: es muͤſſe hier unter rauher wil-
der Schaale ein ſuͤßer, edler Kern verborgen
liegen; muͤſſe nur auf Zeit und Gelegenheit
warten, um hervorzubrechen! Aber behalte
deine Boͤrſe, lieber junger Freund! Dieſe Will-
faͤhrigkeit iſt zwar meine lezte Freude hienie-
den; doch ſie rettet mich nicht. Tief — tief in
die Tauſende hinein iſt meine Sache ſchlim!

Der jüngere Off . Viel! Aber auch dieſe
ſind wohl noch zu tilgen! Wenn nicht jezt,
doch kuͤnftig! Nur nicht zaghaft, nur nicht
alzuraſch, lieber Hauptmann! Jch will mir
Muͤhe geben, will in meinem Namen bei mei-
nen Bekanten nachfragen; will borgen, bitten
ſogar! Jch hab' einen Onkel —
Der ältere Off. Alzuviel! alzuviel! Aber
fuͤr mich iſt keine Rettung! — Schulden
ſtoͤßt man ab; doch ein verlorner guter Name
iſt unwiderbringlich. Regiments-Gelder,
die ich angrif — Vorgeſezte, die ſchon arg-
wohnen, bald alles wiſſen werden — Juͤng-
ling, mache mir meinen Abſchied durch deine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0482" n="474"/>
vermuthete: es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e hier unter rauher wil-<lb/>
der Schaale ein &#x017F;u&#x0364;ßer, edler Kern verborgen<lb/>
liegen; mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nur auf Zeit und Gelegenheit<lb/>
warten, um hervorzubrechen! Aber behalte<lb/>
deine Bo&#x0364;r&#x017F;e, lieber junger Freund! Die&#x017F;e Will-<lb/>
fa&#x0364;hrigkeit i&#x017F;t zwar meine lezte Freude hienie-<lb/>
den; doch &#x017F;ie rettet mich nicht. Tief &#x2014; tief in<lb/>
die Tau&#x017F;ende hinein i&#x017F;t meine Sache &#x017F;chlim!</p><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Der jüngere Off</hi> </hi> </speaker>
            <p>. Viel! Aber auch die&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ind wohl noch zu tilgen! Wenn nicht jezt,<lb/>
doch ku&#x0364;nftig! Nur nicht zaghaft, nur nicht<lb/>
alzura&#x017F;ch, lieber Hauptmann! Jch will mir<lb/>
Mu&#x0364;he geben, will in meinem Namen bei mei-<lb/>
nen Bekanten nachfragen; will borgen, bitten<lb/>
&#x017F;ogar! Jch hab' einen Onkel &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker><hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Der ältere Off</hi></hi>.</speaker>
            <p> Alzuviel! alzuviel! Aber<lb/>
fu&#x0364;r mich i&#x017F;t keine Rettung! &#x2014; Schulden<lb/>
&#x017F;to&#x0364;ßt man ab; doch ein verlorner guter Name<lb/>
i&#x017F;t unwiderbringlich. Regiments-Gelder,<lb/>
die ich angrif &#x2014; Vorge&#x017F;ezte, die &#x017F;chon arg-<lb/>
wohnen, bald alles wi&#x017F;&#x017F;en werden &#x2014; Ju&#x0364;ng-<lb/>
ling, mache mir meinen Ab&#x017F;chied durch deine<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[474/0482] vermuthete: es muͤſſe hier unter rauher wil- der Schaale ein ſuͤßer, edler Kern verborgen liegen; muͤſſe nur auf Zeit und Gelegenheit warten, um hervorzubrechen! Aber behalte deine Boͤrſe, lieber junger Freund! Dieſe Will- faͤhrigkeit iſt zwar meine lezte Freude hienie- den; doch ſie rettet mich nicht. Tief — tief in die Tauſende hinein iſt meine Sache ſchlim! Der jüngere Off . Viel! Aber auch dieſe ſind wohl noch zu tilgen! Wenn nicht jezt, doch kuͤnftig! Nur nicht zaghaft, nur nicht alzuraſch, lieber Hauptmann! Jch will mir Muͤhe geben, will in meinem Namen bei mei- nen Bekanten nachfragen; will borgen, bitten ſogar! Jch hab' einen Onkel — Der ältere Off. Alzuviel! alzuviel! Aber fuͤr mich iſt keine Rettung! — Schulden ſtoͤßt man ab; doch ein verlorner guter Name iſt unwiderbringlich. Regiments-Gelder, die ich angrif — Vorgeſezte, die ſchon arg- wohnen, bald alles wiſſen werden — Juͤng- ling, mache mir meinen Abſchied durch deine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/482
Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/482>, abgerufen am 18.05.2024.