vermuthete: es müsse hier unter rauher wil- der Schaale ein süßer, edler Kern verborgen liegen; müsse nur auf Zeit und Gelegenheit warten, um hervorzubrechen! Aber behalte deine Börse, lieber junger Freund! Diese Will- fährigkeit ist zwar meine lezte Freude hienie- den; doch sie rettet mich nicht. Tief -- tief in die Tausende hinein ist meine Sache schlim!
Der jüngere Off. Viel! Aber auch diese sind wohl noch zu tilgen! Wenn nicht jezt, doch künftig! Nur nicht zaghaft, nur nicht alzurasch, lieber Hauptmann! Jch will mir Mühe geben, will in meinem Namen bei mei- nen Bekanten nachfragen; will borgen, bitten sogar! Jch hab' einen Onkel --
Der ältere Off. Alzuviel! alzuviel! Aber für mich ist keine Rettung! -- Schulden stößt man ab; doch ein verlorner guter Name ist unwiderbringlich. Regiments-Gelder, die ich angrif -- Vorgesezte, die schon arg- wohnen, bald alles wissen werden -- Jüng- ling, mache mir meinen Abschied durch deine
vermuthete: es muͤſſe hier unter rauher wil- der Schaale ein ſuͤßer, edler Kern verborgen liegen; muͤſſe nur auf Zeit und Gelegenheit warten, um hervorzubrechen! Aber behalte deine Boͤrſe, lieber junger Freund! Dieſe Will- faͤhrigkeit iſt zwar meine lezte Freude hienie- den; doch ſie rettet mich nicht. Tief — tief in die Tauſende hinein iſt meine Sache ſchlim!
Der jüngere Off. Viel! Aber auch dieſe ſind wohl noch zu tilgen! Wenn nicht jezt, doch kuͤnftig! Nur nicht zaghaft, nur nicht alzuraſch, lieber Hauptmann! Jch will mir Muͤhe geben, will in meinem Namen bei mei- nen Bekanten nachfragen; will borgen, bitten ſogar! Jch hab' einen Onkel —
Der ältere Off. Alzuviel! alzuviel! Aber fuͤr mich iſt keine Rettung! — Schulden ſtoͤßt man ab; doch ein verlorner guter Name iſt unwiderbringlich. Regiments-Gelder, die ich angrif — Vorgeſezte, die ſchon arg- wohnen, bald alles wiſſen werden — Juͤng- ling, mache mir meinen Abſchied durch deine
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vermuthete: es muͤſſe hier unter rauher wil-
der Schaale ein ſuͤßer, edler Kern verborgen
liegen; muͤſſe nur auf Zeit und Gelegenheit
warten, um hervorzubrechen! Aber behalte
deine Boͤrſe, lieber junger Freund! Dieſe Will-
faͤhrigkeit iſt zwar meine lezte Freude hienie-
den; doch ſie rettet mich nicht. Tief — tief in
die Tauſende hinein iſt meine Sache ſchlim!
Der jüngere Off . Viel! Aber auch dieſe
ſind wohl noch zu tilgen! Wenn nicht jezt,
doch kuͤnftig! Nur nicht zaghaft, nur nicht
alzuraſch, lieber Hauptmann! Jch will mir
Muͤhe geben, will in meinem Namen bei mei-
nen Bekanten nachfragen; will borgen, bitten
ſogar! Jch hab' einen Onkel —
Der ältere Off. Alzuviel! alzuviel! Aber
fuͤr mich iſt keine Rettung! — Schulden
ſtoͤßt man ab; doch ein verlorner guter Name
iſt unwiderbringlich. Regiments-Gelder,
die ich angrif — Vorgeſezte, die ſchon arg-
wohnen, bald alles wiſſen werden — Juͤng-
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/482>, abgerufen am 23.11.2024.
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