Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
Der ältere Off. (einfallend) Eben weil ich
es bin, und gern auch als ein solcher aus der
Welt gehen möchte; weil ich mir ein Gewissen
draus mache, einen Bettlerpfennig, eine schon
verrufne Münze gegen eine nahmhafte Sum-
me zu sezzen; weil -- (mit geändertem, fast
herzlich werdendem Tone)
Junger Mann, wenn
ich überzeugt wäre, daß Sie schweigen, nur
zwei Stunden lang schweigen wollten, so
würd' ich Jhnen -- wiewohl Sie sich mir
zum Feinde gleichsam aufdringen, -- ein Ge-
heimnis entdecken, das ich selbst meinen in-
nigsten Freunden verschwieg; das freilich mich
am nächsten angeht; das aber doch auch Sie
nahe genug betrift.
Der jüngere Off. (stuzzend) Auch mich?
Und das wäre?
Der ältere Off. Erst Jhr Ehrenwort, daß
Sie schweigen -- zwei Stunden lang mein Ge-
heimnis verschweigen wollen, gegen Jeder-
mann und in jeder Rücksicht!
G g 2
Der ältere Off. (einfallend) Eben weil ich
es bin, und gern auch als ein ſolcher aus der
Welt gehen moͤchte; weil ich mir ein Gewiſſen
draus mache, einen Bettlerpfennig, eine ſchon
verrufne Muͤnze gegen eine nahmhafte Sum-
me zu ſezzen; weil — (mit geändertem, faſt
herzlich werdendem Tone)
Junger Mann, wenn
ich uͤberzeugt waͤre, daß Sie ſchweigen, nur
zwei Stunden lang ſchweigen wollten, ſo
wuͤrd' ich Jhnen — wiewohl Sie ſich mir
zum Feinde gleichſam aufdringen, — ein Ge-
heimnis entdecken, das ich ſelbſt meinen in-
nigſten Freunden verſchwieg; das freilich mich
am naͤchſten angeht; das aber doch auch Sie
nahe genug betrift.
Der jüngere Off. (ſtuzzend) Auch mich?
Und das waͤre?
Der ältere Off. Erſt Jhr Ehrenwort, daß
Sie ſchweigen — zwei Stunden lang mein Ge-
heimnis verſchweigen wollen, gegen Jeder-
mann und in jeder Ruͤckſicht!
G g 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0475" n="467"/>
          <sp>
            <speaker><hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Der ältere Off</hi></hi>.</speaker>
            <stage>(einfallend)</stage>
            <p>Eben weil ich<lb/>
es bin, und gern auch als ein &#x017F;olcher aus der<lb/>
Welt gehen mo&#x0364;chte; weil ich mir ein Gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
draus mache, einen Bettlerpfennig, eine &#x017F;chon<lb/>
verrufne Mu&#x0364;nze gegen eine nahmhafte Sum-<lb/>
me zu &#x017F;ezzen; weil &#x2014; <stage>(mit geändertem, fa&#x017F;t<lb/>
herzlich werdendem Tone)</stage> Junger Mann, wenn<lb/>
ich u&#x0364;berzeugt wa&#x0364;re, daß Sie &#x017F;chweigen, nur<lb/>
zwei Stunden lang &#x017F;chweigen wollten, &#x017F;o<lb/>
wu&#x0364;rd' ich Jhnen &#x2014; wiewohl Sie &#x017F;ich mir<lb/>
zum Feinde gleich&#x017F;am aufdringen, &#x2014; ein Ge-<lb/>
heimnis entdecken, das ich &#x017F;elb&#x017F;t meinen in-<lb/>
nig&#x017F;ten Freunden ver&#x017F;chwieg; das freilich mich<lb/>
am na&#x0364;ch&#x017F;ten angeht; das aber doch auch Sie<lb/>
nahe genug betrift.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker><hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Der jüngere Off</hi></hi>.</speaker>
            <stage>(&#x017F;tuzzend)</stage>
            <p>Auch mich?<lb/>
Und das wa&#x0364;re?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker><hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Der ältere Off</hi></hi>.</speaker>
            <p> Er&#x017F;t Jhr Ehrenwort, daß<lb/>
Sie &#x017F;chweigen &#x2014; zwei Stunden lang mein Ge-<lb/>
heimnis ver&#x017F;chweigen wollen, gegen Jeder-<lb/>
mann und in jeder Ru&#x0364;ck&#x017F;icht!</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">G g 2</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[467/0475] Der ältere Off. (einfallend) Eben weil ich es bin, und gern auch als ein ſolcher aus der Welt gehen moͤchte; weil ich mir ein Gewiſſen draus mache, einen Bettlerpfennig, eine ſchon verrufne Muͤnze gegen eine nahmhafte Sum- me zu ſezzen; weil — (mit geändertem, faſt herzlich werdendem Tone) Junger Mann, wenn ich uͤberzeugt waͤre, daß Sie ſchweigen, nur zwei Stunden lang ſchweigen wollten, ſo wuͤrd' ich Jhnen — wiewohl Sie ſich mir zum Feinde gleichſam aufdringen, — ein Ge- heimnis entdecken, das ich ſelbſt meinen in- nigſten Freunden verſchwieg; das freilich mich am naͤchſten angeht; das aber doch auch Sie nahe genug betrift. Der jüngere Off. (ſtuzzend) Auch mich? Und das waͤre? Der ältere Off. Erſt Jhr Ehrenwort, daß Sie ſchweigen — zwei Stunden lang mein Ge- heimnis verſchweigen wollen, gegen Jeder- mann und in jeder Ruͤckſicht! G g 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/475
Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/475>, abgerufen am 18.05.2024.