von. Länger sprach man damals über nichts in Frankreich.
Nach ohngefähr funfzehn Jahren fiel dem Pater eine wichtige Reise nach Languedok und grade zur Winterszeit vor. Die Börse des geistlichen Herrn litt keinen großen Aufwand. Wenn ihn nicht hier und da gutmüthige Men- schen in ihren Wagen nahmen, so ging er zu Fuße. Vorzüglich oft traf ihn dieses Loos in Guienne; und eines Tages, als er allein durch einen dichten Wald seinen Pfad fortsezzen wolte, hatt' er das Unglück vom rechten We- ge abzugerathen. Fast den ganzen Nachmit- tag bracht' er damit zu, daß er aus dem Ge- hölze zu kommen suchte, und immer -- tiefer hinein kam. Endlich sah er von weitem einen Mann, der einen Baum fällte, ging zu ihm, und fragte nach dem nächsten Wege auf Ca- hors zu.
"Da sind Sie, Hochwürdiger Herr, war die Antwort des Bauers, der ihn ein Weil- chen aufmerksam betrachtet hatte, gewaltig
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von. Laͤnger ſprach man damals uͤber nichts in Frankreich.
Nach ohngefaͤhr funfzehn Jahren fiel dem Pater eine wichtige Reiſe nach Languedok und grade zur Winterszeit vor. Die Boͤrſe des geiſtlichen Herrn litt keinen großen Aufwand. Wenn ihn nicht hier und da gutmuͤthige Men- ſchen in ihren Wagen nahmen, ſo ging er zu Fuße. Vorzuͤglich oft traf ihn dieſes Loos in Guienne; und eines Tages, als er allein durch einen dichten Wald ſeinen Pfad fortſezzen wolte, hatt' er das Ungluͤck vom rechten We- ge abzugerathen. Faſt den ganzen Nachmit- tag bracht' er damit zu, daß er aus dem Ge- hoͤlze zu kommen ſuchte, und immer — tiefer hinein kam. Endlich ſah er von weitem einen Mann, der einen Baum faͤllte, ging zu ihm, und fragte nach dem naͤchſten Wege auf Ca- hors zu.
„Da ſind Sie, Hochwuͤrdiger Herr, war die Antwort des Bauers, der ihn ein Weil- chen aufmerkſam betrachtet hatte, gewaltig
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von. Laͤnger ſprach man damals uͤber nichts
in Frankreich.
Nach ohngefaͤhr funfzehn Jahren fiel dem
Pater eine wichtige Reiſe nach Languedok und
grade zur Winterszeit vor. Die Boͤrſe des
geiſtlichen Herrn litt keinen großen Aufwand.
Wenn ihn nicht hier und da gutmuͤthige Men-
ſchen in ihren Wagen nahmen, ſo ging er zu
Fuße. Vorzuͤglich oft traf ihn dieſes Loos in
Guienne; und eines Tages, als er allein durch
einen dichten Wald ſeinen Pfad fortſezzen
wolte, hatt' er das Ungluͤck vom rechten We-
ge abzugerathen. Faſt den ganzen Nachmit-
tag bracht' er damit zu, daß er aus dem Ge-
hoͤlze zu kommen ſuchte, und immer — tiefer
hinein kam. Endlich ſah er von weitem einen
Mann, der einen Baum faͤllte, ging zu ihm,
und fragte nach dem naͤchſten Wege auf Ca-
hors zu.
„Da ſind Sie, Hochwuͤrdiger Herr, war
die Antwort des Bauers, der ihn ein Weil-
chen aufmerkſam betrachtet hatte, gewaltig
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/445>, abgerufen am 24.11.2024.
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