und zum Beschluß um ein Nachtquartier ihn ansprach.
Der Müller, der in seiner Miene einen leut- seligen Mann nicht nur versprach, sondern in seinem Betragen auch hielt, besah einige Au- genblicke den Jüngling, und mußte doch mit dessen Aeußerlichen zufrieden seyn, denn er ant- wortete lächelnd: "Meintwegen! seyd mir, Herr Abendtheurer, zum Abendbrod und zum Früh- stück obendrein willkommen. Auch an ein paar Federbetten solls nicht fehlen; doch müßt ihr mit der Ofenbank vorlieb nehmen; an einer Bettstelle für Gäste gebrichts mir gerade." -- Ein solcher Vorschlag ward mit Dank ange- nommen. Die Abendmahlzeit war reichlich; nach gesättigtem Hunger nahm St* von sei- ner Ofenbank Besiz.
Es war ein geraumes Zimmer, die Nacht mondhell, unser Jüngling befand sich ganz allein im Unter-Stockwerke. Das Getöse der nahen Mühlgänge war ihm etwas unge- wohntes; sein Geist hatte der Sorgen, der
und zum Beſchluß um ein Nachtquartier ihn anſprach.
Der Muͤller, der in ſeiner Miene einen leut- ſeligen Mann nicht nur verſprach, ſondern in ſeinem Betragen auch hielt, beſah einige Au- genblicke den Juͤngling, und mußte doch mit deſſen Aeußerlichen zufrieden ſeyn, denn er ant- wortete laͤchelnd: „Meintwegen! ſeyd mir, Herr Abendtheurer, zum Abendbrod und zum Fruͤh- ſtuͤck obendrein willkommen. Auch an ein paar Federbetten ſolls nicht fehlen; doch muͤßt ihr mit der Ofenbank vorlieb nehmen; an einer Bettſtelle fuͤr Gaͤſte gebrichts mir gerade.“ — Ein ſolcher Vorſchlag ward mit Dank ange- nommen. Die Abendmahlzeit war reichlich; nach geſaͤttigtem Hunger nahm St* von ſei- ner Ofenbank Beſiz.
Es war ein geraumes Zimmer, die Nacht mondhell, unſer Juͤngling befand ſich ganz allein im Unter-Stockwerke. Das Getoͤſe der nahen Muͤhlgaͤnge war ihm etwas unge- wohntes; ſein Geiſt hatte der Sorgen, der
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und zum Beſchluß um ein Nachtquartier ihn
anſprach.
Der Muͤller, der in ſeiner Miene einen leut-
ſeligen Mann nicht nur verſprach, ſondern in
ſeinem Betragen auch hielt, beſah einige Au-
genblicke den Juͤngling, und mußte doch mit
deſſen Aeußerlichen zufrieden ſeyn, denn er ant-
wortete laͤchelnd: „Meintwegen! ſeyd mir, Herr
Abendtheurer, zum Abendbrod und zum Fruͤh-
ſtuͤck obendrein willkommen. Auch an ein paar
Federbetten ſolls nicht fehlen; doch muͤßt ihr
mit der Ofenbank vorlieb nehmen; an einer
Bettſtelle fuͤr Gaͤſte gebrichts mir gerade.“ —
Ein ſolcher Vorſchlag ward mit Dank ange-
nommen. Die Abendmahlzeit war reichlich;
nach geſaͤttigtem Hunger nahm St* von ſei-
ner Ofenbank Beſiz.
Es war ein geraumes Zimmer, die Nacht
mondhell, unſer Juͤngling befand ſich ganz
allein im Unter-Stockwerke. Das Getoͤſe
der nahen Muͤhlgaͤnge war ihm etwas unge-
wohntes; ſein Geiſt hatte der Sorgen, der
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/420>, abgerufen am 19.05.2024.
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