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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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Rufe auf eine so schwankende, unbezeugte Re-
de einziehn zu lassen, trugen sie, (wie billig!)
Bedenken; und am andern Morgen dachte
schon wieder kein Mensch daran.

Des andern Jahrs, an eben demselben Ta-
ge, erneut sich plözlich die Sage wieder, und
verstärkt sich noch mit dem Zusazze: Herr von
S** sei bereits verhaftet; habe vor Gericht
alles gestanden, und einen Ort in seinem Gar-
ten angezeigt, wo man den Hirschfänger, mit
welchem er das Herz seines Freundes durch-
stoßen, und einige Kleidungsstücke, vom Blut
des Erschlagnen befleckt, vergraben finden wer-
de. -- Der Pöbel umringt sofort schaarenweis
das Haus des angeblichen Thäters und ver-
langt in den Garten hineingelassen zu werden.
Erschrocken über dieses Getümmel fährt Herr
von S** mit dem Kopfe zum Fenster hinaus.
Man lärmt, man schimpft, man wirft mit
Steinen nach ihm. Er glaubte im Ernst als
derjenige, der er würklich war, entdeckt worden
zu seyn; eilt durch eine Hintertreppe hinab;

C c

Rufe auf eine ſo ſchwankende, unbezeugte Re-
de einziehn zu laſſen, trugen ſie, (wie billig!)
Bedenken; und am andern Morgen dachte
ſchon wieder kein Menſch daran.

Des andern Jahrs, an eben demſelben Ta-
ge, erneut ſich ploͤzlich die Sage wieder, und
verſtaͤrkt ſich noch mit dem Zuſazze: Herr von
S** ſei bereits verhaftet; habe vor Gericht
alles geſtanden, und einen Ort in ſeinem Gar-
ten angezeigt, wo man den Hirſchfaͤnger, mit
welchem er das Herz ſeines Freundes durch-
ſtoßen, und einige Kleidungsſtuͤcke, vom Blut
des Erſchlagnen befleckt, vergraben finden wer-
de. — Der Poͤbel umringt ſofort ſchaarenweis
das Haus des angeblichen Thaͤters und ver-
langt in den Garten hineingelaſſen zu werden.
Erſchrocken uͤber dieſes Getuͤmmel faͤhrt Herr
von S** mit dem Kopfe zum Fenſter hinaus.
Man laͤrmt, man ſchimpft, man wirft mit
Steinen nach ihm. Er glaubte im Ernſt als
derjenige, der er wuͤrklich war, entdeckt worden
zu ſeyn; eilt durch eine Hintertreppe hinab;

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[401/0409] Rufe auf eine ſo ſchwankende, unbezeugte Re- de einziehn zu laſſen, trugen ſie, (wie billig!) Bedenken; und am andern Morgen dachte ſchon wieder kein Menſch daran. Des andern Jahrs, an eben demſelben Ta- ge, erneut ſich ploͤzlich die Sage wieder, und verſtaͤrkt ſich noch mit dem Zuſazze: Herr von S** ſei bereits verhaftet; habe vor Gericht alles geſtanden, und einen Ort in ſeinem Gar- ten angezeigt, wo man den Hirſchfaͤnger, mit welchem er das Herz ſeines Freundes durch- ſtoßen, und einige Kleidungsſtuͤcke, vom Blut des Erſchlagnen befleckt, vergraben finden wer- de. — Der Poͤbel umringt ſofort ſchaarenweis das Haus des angeblichen Thaͤters und ver- langt in den Garten hineingelaſſen zu werden. Erſchrocken uͤber dieſes Getuͤmmel faͤhrt Herr von S** mit dem Kopfe zum Fenſter hinaus. Man laͤrmt, man ſchimpft, man wirft mit Steinen nach ihm. Er glaubte im Ernſt als derjenige, der er wuͤrklich war, entdeckt worden zu ſeyn; eilt durch eine Hintertreppe hinab; C c

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/409>, abgerufen am 24.11.2024.