Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
XI.

Jn Frankreich hatte ein Mann von Stande
verschiedne Offiziere von der Besazzung zum
Mittagsmale geladen. Unter ihnen war auch
der Vater desjenigen jungen, glaubwürdigen
Mannes, der Fieldingen diese, und die nach-
stehende Geschichte erzälte. -- Schon eine
Weile war die Gesellschaft beisammen; doch
indem man sich eben zur Tafel sezzen wollte,
hob einer dieser Offiziere von ohngefähr die
Augen auf, erschrack und rief: "Gott im
"Himmel, ich bin verloren! Schafft sie weg
"-- weg von mir! Jch kann ihren Anblick
"nicht aushalten!" -- Mit diesen Worten
warf er seinen Stuhl um, und fiel selbst zur
Erde. Ein allgemeines Getümmel erhob sich;
man bracht' ihn wieder auf seinen Sessel; man
kam ihm so schnell und so gut als immer mög-
lich zu Hülfe; aber indem er noch einmal sein
Gesicht gegen die vorige Seite des Zimmers

XI.

Jn Frankreich hatte ein Mann von Stande
verſchiedne Offiziere von der Beſazzung zum
Mittagsmale geladen. Unter ihnen war auch
der Vater desjenigen jungen, glaubwuͤrdigen
Mannes, der Fieldingen dieſe, und die nach-
ſtehende Geſchichte erzaͤlte. — Schon eine
Weile war die Geſellſchaft beiſammen; doch
indem man ſich eben zur Tafel ſezzen wollte,
hob einer dieſer Offiziere von ohngefaͤhr die
Augen auf, erſchrack und rief: „Gott im
„Himmel, ich bin verloren! Schafft ſie weg
„— weg von mir! Jch kann ihren Anblick
„nicht aushalten!“ — Mit dieſen Worten
warf er ſeinen Stuhl um, und fiel ſelbſt zur
Erde. Ein allgemeines Getuͤmmel erhob ſich;
man bracht' ihn wieder auf ſeinen Seſſel; man
kam ihm ſo ſchnell und ſo gut als immer moͤg-
lich zu Huͤlfe; aber indem er noch einmal ſein
Geſicht gegen die vorige Seite des Zimmers

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0402" n="394"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">XI</hi>.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>n Frankreich hatte ein Mann von Stande<lb/>
ver&#x017F;chiedne Offiziere von der Be&#x017F;azzung zum<lb/>
Mittagsmale geladen. Unter ihnen war auch<lb/>
der Vater desjenigen jungen, glaubwu&#x0364;rdigen<lb/>
Mannes, der Fieldingen die&#x017F;e, und die nach-<lb/>
&#x017F;tehende Ge&#x017F;chichte erza&#x0364;lte. &#x2014; Schon eine<lb/>
Weile war die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft bei&#x017F;ammen; doch<lb/>
indem man &#x017F;ich eben zur Tafel &#x017F;ezzen wollte,<lb/>
hob einer die&#x017F;er Offiziere von ohngefa&#x0364;hr die<lb/>
Augen auf, er&#x017F;chrack und rief: &#x201E;Gott im<lb/>
&#x201E;Himmel, ich bin verloren! Schafft &#x017F;ie weg<lb/>
&#x201E;&#x2014; weg von mir! Jch kann ihren Anblick<lb/>
&#x201E;nicht aushalten!&#x201C; &#x2014; Mit die&#x017F;en Worten<lb/>
warf er &#x017F;einen Stuhl um, und fiel &#x017F;elb&#x017F;t zur<lb/>
Erde. Ein allgemeines Getu&#x0364;mmel erhob &#x017F;ich;<lb/>
man bracht' ihn wieder auf &#x017F;einen Se&#x017F;&#x017F;el; man<lb/>
kam ihm &#x017F;o &#x017F;chnell und &#x017F;o gut als immer mo&#x0364;g-<lb/>
lich zu Hu&#x0364;lfe; aber indem er noch einmal &#x017F;ein<lb/>
Ge&#x017F;icht gegen die vorige Seite des Zimmers<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[394/0402] XI. Jn Frankreich hatte ein Mann von Stande verſchiedne Offiziere von der Beſazzung zum Mittagsmale geladen. Unter ihnen war auch der Vater desjenigen jungen, glaubwuͤrdigen Mannes, der Fieldingen dieſe, und die nach- ſtehende Geſchichte erzaͤlte. — Schon eine Weile war die Geſellſchaft beiſammen; doch indem man ſich eben zur Tafel ſezzen wollte, hob einer dieſer Offiziere von ohngefaͤhr die Augen auf, erſchrack und rief: „Gott im „Himmel, ich bin verloren! Schafft ſie weg „— weg von mir! Jch kann ihren Anblick „nicht aushalten!“ — Mit dieſen Worten warf er ſeinen Stuhl um, und fiel ſelbſt zur Erde. Ein allgemeines Getuͤmmel erhob ſich; man bracht' ihn wieder auf ſeinen Seſſel; man kam ihm ſo ſchnell und ſo gut als immer moͤg- lich zu Huͤlfe; aber indem er noch einmal ſein Geſicht gegen die vorige Seite des Zimmers

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/402
Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/402>, abgerufen am 24.11.2024.