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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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würklich ihre Hand. Er sah sich im vollsten
Genuß seines so heiß gewünschten, durch Fre-
vel erkauften Glücks. Doch eben dieser Ge-
nuß kühlte, wie gewöhnlich, die Leidenschaft
selbst ab. Der junge Schwärmer ward der
Liebkosungen seiner nun im Ernst für ihn zärt-
lich gesinten Gemalin bald satt; und begann
andern schwelgerischen Lüsten nachzuhängen.

Jnzwischen hatte Pedro, einer von jenen
Banditen, den Sündenlohn der hundert Du-
katen längst wieder verpraßt, und war bei
Gelegenheit eines Straßenraubs der Obrigkeit
in die Hände gefallen. Aus seinem Gefäng-
nis schrieb er an Albemanen, bat um Rettung,
und drohte zugleich, ihn als Mordbesteller
anzugeben, wofern er ihn nicht jezt von dem
schon zugesprochnen Strange befreie. Albe-
mane beantwortete diesen Brief sehr herablas-
send; versprach dem Gefangnen seine Hülfe,
und ließ ihm des andern Tags durch seinen
Kammerdiener melden: die Begnadigung sei
schon unterzeichnet. Doch diese Freundlich-

wuͤrklich ihre Hand. Er ſah ſich im vollſten
Genuß ſeines ſo heiß gewuͤnſchten, durch Fre-
vel erkauften Gluͤcks. Doch eben dieſer Ge-
nuß kuͤhlte, wie gewoͤhnlich, die Leidenſchaft
ſelbſt ab. Der junge Schwaͤrmer ward der
Liebkoſungen ſeiner nun im Ernſt fuͤr ihn zaͤrt-
lich geſinten Gemalin bald ſatt; und begann
andern ſchwelgeriſchen Luͤſten nachzuhaͤngen.

Jnzwiſchen hatte Pedro, einer von jenen
Banditen, den Suͤndenlohn der hundert Du-
katen laͤngſt wieder verpraßt, und war bei
Gelegenheit eines Straßenraubs der Obrigkeit
in die Haͤnde gefallen. Aus ſeinem Gefaͤng-
nis ſchrieb er an Albemanen, bat um Rettung,
und drohte zugleich, ihn als Mordbeſteller
anzugeben, wofern er ihn nicht jezt von dem
ſchon zugeſprochnen Strange befreie. Albe-
mane beantwortete dieſen Brief ſehr herablaſ-
ſend; verſprach dem Gefangnen ſeine Huͤlfe,
und ließ ihm des andern Tags durch ſeinen
Kammerdiener melden: die Begnadigung ſei
ſchon unterzeichnet. Doch dieſe Freundlich-

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[376/0384] wuͤrklich ihre Hand. Er ſah ſich im vollſten Genuß ſeines ſo heiß gewuͤnſchten, durch Fre- vel erkauften Gluͤcks. Doch eben dieſer Ge- nuß kuͤhlte, wie gewoͤhnlich, die Leidenſchaft ſelbſt ab. Der junge Schwaͤrmer ward der Liebkoſungen ſeiner nun im Ernſt fuͤr ihn zaͤrt- lich geſinten Gemalin bald ſatt; und begann andern ſchwelgeriſchen Luͤſten nachzuhaͤngen. Jnzwiſchen hatte Pedro, einer von jenen Banditen, den Suͤndenlohn der hundert Du- katen laͤngſt wieder verpraßt, und war bei Gelegenheit eines Straßenraubs der Obrigkeit in die Haͤnde gefallen. Aus ſeinem Gefaͤng- nis ſchrieb er an Albemanen, bat um Rettung, und drohte zugleich, ihn als Mordbeſteller anzugeben, wofern er ihn nicht jezt von dem ſchon zugeſprochnen Strange befreie. Albe- mane beantwortete dieſen Brief ſehr herablaſ- ſend; verſprach dem Gefangnen ſeine Huͤlfe, und ließ ihm des andern Tags durch ſeinen Kammerdiener melden: die Begnadigung ſei ſchon unterzeichnet. Doch dieſe Freundlich-

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/384>, abgerufen am 24.11.2024.