sogar nicht zugegen gewesen sei. Er führte dies zum Beweis für ihn an; und erbot sich auch eine ansehnliche Summe für seine Be- freiung herzugeben. Nichts half! Jene Grün- de wurden als ein blos erdichteter Vorwand betrachtet, und das Lösegeld schlug man aus. Der Gesandte, wolte er anders nicht das Le- ben von mehrern Menschen in Gefahr sezzen, mußte sich endlich entschließen, einen seiner Ueberzeugung nach ganz Unschuldigen aufzu- opfern.
Dies schmerzte ihn gewaltig. Noch den Morgen vor der Hinrichtung schickte er seinen Sekretair zu dem Gefangnen, um sich gleich- sam mit der Nothwendigkeit gegen ihn zu ent- schuldigen. Dieser fand seinen Landsmann des Todes gewiß, nnd doch sehr gelassen. Noch mehr! Dibbins trug es ihm sogar auf, den Gesandten seinetwegen zu beruhigen. -- "Jch sterbe," sprach er, "zwar unschuldig in "diesem Punkt, doch nicht schuldlos. Jch ha- "be, was ich nun gestehen will, in England
A a 3
ſogar nicht zugegen geweſen ſei. Er fuͤhrte dies zum Beweis fuͤr ihn an; und erbot ſich auch eine anſehnliche Summe fuͤr ſeine Be- freiung herzugeben. Nichts half! Jene Gruͤn- de wurden als ein blos erdichteter Vorwand betrachtet, und das Loͤſegeld ſchlug man aus. Der Geſandte, wolte er anders nicht das Le- ben von mehrern Menſchen in Gefahr ſezzen, mußte ſich endlich entſchließen, einen ſeiner Ueberzeugung nach ganz Unſchuldigen aufzu- opfern.
Dies ſchmerzte ihn gewaltig. Noch den Morgen vor der Hinrichtung ſchickte er ſeinen Sekretair zu dem Gefangnen, um ſich gleich- ſam mit der Nothwendigkeit gegen ihn zu ent- ſchuldigen. Dieſer fand ſeinen Landsmann des Todes gewiß, nnd doch ſehr gelaſſen. Noch mehr! Dibbins trug es ihm ſogar auf, den Geſandten ſeinetwegen zu beruhigen. — „Jch ſterbe,“ ſprach er, „zwar unſchuldig in „dieſem Punkt, doch nicht ſchuldlos. Jch ha- „be, was ich nun geſtehen will, in England
A a 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0381"n="373"/>ſogar nicht zugegen geweſen ſei. Er fuͤhrte<lb/>
dies zum Beweis fuͤr ihn an; und erbot ſich<lb/>
auch eine anſehnliche Summe fuͤr ſeine Be-<lb/>
freiung herzugeben. Nichts half! Jene Gruͤn-<lb/>
de wurden als ein blos erdichteter Vorwand<lb/>
betrachtet, und das Loͤſegeld ſchlug man aus.<lb/>
Der Geſandte, wolte er anders nicht das Le-<lb/>
ben von mehrern Menſchen in Gefahr ſezzen,<lb/>
mußte ſich endlich entſchließen, einen ſeiner<lb/>
Ueberzeugung nach ganz Unſchuldigen aufzu-<lb/>
opfern.</p><lb/><p>Dies ſchmerzte ihn gewaltig. Noch den<lb/>
Morgen vor der Hinrichtung ſchickte er ſeinen<lb/>
Sekretair zu dem Gefangnen, um ſich gleich-<lb/>ſam mit der Nothwendigkeit gegen ihn zu ent-<lb/>ſchuldigen. Dieſer fand ſeinen Landsmann<lb/>
des Todes gewiß, nnd doch ſehr gelaſſen.<lb/>
Noch mehr! Dibbins trug es ihm ſogar auf,<lb/>
den Geſandten ſeinetwegen zu beruhigen. —<lb/>„Jch ſterbe,“ſprach er, „zwar unſchuldig in<lb/>„dieſem Punkt, doch nicht ſchuldlos. Jch ha-<lb/>„be, was ich nun geſtehen will, in England<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A a 3</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[373/0381]
ſogar nicht zugegen geweſen ſei. Er fuͤhrte
dies zum Beweis fuͤr ihn an; und erbot ſich
auch eine anſehnliche Summe fuͤr ſeine Be-
freiung herzugeben. Nichts half! Jene Gruͤn-
de wurden als ein blos erdichteter Vorwand
betrachtet, und das Loͤſegeld ſchlug man aus.
Der Geſandte, wolte er anders nicht das Le-
ben von mehrern Menſchen in Gefahr ſezzen,
mußte ſich endlich entſchließen, einen ſeiner
Ueberzeugung nach ganz Unſchuldigen aufzu-
opfern.
Dies ſchmerzte ihn gewaltig. Noch den
Morgen vor der Hinrichtung ſchickte er ſeinen
Sekretair zu dem Gefangnen, um ſich gleich-
ſam mit der Nothwendigkeit gegen ihn zu ent-
ſchuldigen. Dieſer fand ſeinen Landsmann
des Todes gewiß, nnd doch ſehr gelaſſen.
Noch mehr! Dibbins trug es ihm ſogar auf,
den Geſandten ſeinetwegen zu beruhigen. —
„Jch ſterbe,“ ſprach er, „zwar unſchuldig in
„dieſem Punkt, doch nicht ſchuldlos. Jch ha-
„be, was ich nun geſtehen will, in England
A a 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/381>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.