Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

erklärte aber Viktorinen bis ans Ende für
unschuldig. So ward er hingerichtet, sie
hingegen der Haft entlassen.

Nur alzubald vergaß diese Unwürdige ihres
alten Gemahls sowohl, als ihres jungen Lieb-
habers, und warf sich dem grösten Wüstling
in ganz Venedig, Namens Faßino, in die Ar-
me; heirathete ihn auch, allen väterlichen
Vorstellungen zuwider. Die Strafe blieb
nicht lange aus. Faßino begann in kurzem
seine Gemalin zu mishandeln, und sich der nie-
drigsten Schwelgerei, den feilsten Dirnen Preis
zu geben. Viktorinens Neigung verkehrte sich
hierdurch ebenfalls in den bittersten Haß, und
zu Mordthaten schon gewöhnt, suchte sie auch
diesen Gatten sich vom Halse zu schaffen. Jn
dieser Absicht ließ sie einen Neapolitanischen
Apotheker, Augustino mit Namen, der eben
damals nach Venedig gekommen war, zu sich
rufen, und versprach ihm eine ansehnliche Be-
lohnung, wenn er ihren Mann vergiften wolle.
Doch dieser, weit entfernt zu einer solchen

Y

erklaͤrte aber Viktorinen bis ans Ende fuͤr
unſchuldig. So ward er hingerichtet, ſie
hingegen der Haft entlaſſen.

Nur alzubald vergaß dieſe Unwuͤrdige ihres
alten Gemahls ſowohl, als ihres jungen Lieb-
habers, und warf ſich dem groͤſten Wuͤſtling
in ganz Venedig, Namens Faßino, in die Ar-
me; heirathete ihn auch, allen vaͤterlichen
Vorſtellungen zuwider. Die Strafe blieb
nicht lange aus. Faßino begann in kurzem
ſeine Gemalin zu mishandeln, und ſich der nie-
drigſten Schwelgerei, den feilſten Dirnen Preis
zu geben. Viktorinens Neigung verkehrte ſich
hierdurch ebenfalls in den bitterſten Haß, und
zu Mordthaten ſchon gewoͤhnt, ſuchte ſie auch
dieſen Gatten ſich vom Halſe zu ſchaffen. Jn
dieſer Abſicht ließ ſie einen Neapolitaniſchen
Apotheker, Auguſtino mit Namen, der eben
damals nach Venedig gekommen war, zu ſich
rufen, und verſprach ihm eine anſehnliche Be-
lohnung, wenn er ihren Mann vergiften wolle.
Doch dieſer, weit entfernt zu einer ſolchen

Y
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0345" n="337"/>
erkla&#x0364;rte aber Viktorinen bis ans Ende fu&#x0364;r<lb/>
un&#x017F;chuldig. So ward er hingerichtet, &#x017F;ie<lb/>
hingegen der Haft entla&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Nur alzubald vergaß die&#x017F;e Unwu&#x0364;rdige ihres<lb/>
alten Gemahls &#x017F;owohl, als ihres jungen Lieb-<lb/>
habers, und warf &#x017F;ich dem gro&#x0364;&#x017F;ten Wu&#x0364;&#x017F;tling<lb/>
in ganz Venedig, Namens Faßino, in die Ar-<lb/>
me; heirathete ihn auch, allen va&#x0364;terlichen<lb/>
Vor&#x017F;tellungen zuwider. Die Strafe blieb<lb/>
nicht lange aus. Faßino begann in kurzem<lb/>
&#x017F;eine Gemalin zu mishandeln, und &#x017F;ich der nie-<lb/>
drig&#x017F;ten Schwelgerei, den feil&#x017F;ten Dirnen Preis<lb/>
zu geben. Viktorinens Neigung verkehrte &#x017F;ich<lb/>
hierdurch ebenfalls in den bitter&#x017F;ten Haß, und<lb/>
zu Mordthaten &#x017F;chon gewo&#x0364;hnt, &#x017F;uchte &#x017F;ie auch<lb/>
die&#x017F;en Gatten &#x017F;ich vom Hal&#x017F;e zu &#x017F;chaffen. Jn<lb/>
die&#x017F;er Ab&#x017F;icht ließ &#x017F;ie einen Neapolitani&#x017F;chen<lb/>
Apotheker, Augu&#x017F;tino mit Namen, der eben<lb/>
damals nach Venedig gekommen war, zu &#x017F;ich<lb/>
rufen, und ver&#x017F;prach ihm eine an&#x017F;ehnliche Be-<lb/>
lohnung, wenn er ihren Mann vergiften wolle.<lb/>
Doch die&#x017F;er, weit entfernt zu einer &#x017F;olchen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[337/0345] erklaͤrte aber Viktorinen bis ans Ende fuͤr unſchuldig. So ward er hingerichtet, ſie hingegen der Haft entlaſſen. Nur alzubald vergaß dieſe Unwuͤrdige ihres alten Gemahls ſowohl, als ihres jungen Lieb- habers, und warf ſich dem groͤſten Wuͤſtling in ganz Venedig, Namens Faßino, in die Ar- me; heirathete ihn auch, allen vaͤterlichen Vorſtellungen zuwider. Die Strafe blieb nicht lange aus. Faßino begann in kurzem ſeine Gemalin zu mishandeln, und ſich der nie- drigſten Schwelgerei, den feilſten Dirnen Preis zu geben. Viktorinens Neigung verkehrte ſich hierdurch ebenfalls in den bitterſten Haß, und zu Mordthaten ſchon gewoͤhnt, ſuchte ſie auch dieſen Gatten ſich vom Halſe zu ſchaffen. Jn dieſer Abſicht ließ ſie einen Neapolitaniſchen Apotheker, Auguſtino mit Namen, der eben damals nach Venedig gekommen war, zu ſich rufen, und verſprach ihm eine anſehnliche Be- lohnung, wenn er ihren Mann vergiften wolle. Doch dieſer, weit entfernt zu einer ſolchen Y

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/345
Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/345>, abgerufen am 21.05.2024.