zugroß, und überstieg alles bereits Erduldete. Erst rollten ihr einige Thränen von der Wange herab; dann eilte sie schnell heraus; ein Licht stand ihr draußen imWege; vom Schmerz ganz außer sich, ergriff sie dasselbige, und steckte, von niemanden bemerkt, die hölzerne Kabakke beim Eingang in Brand. Das Feuer fraß sofort um sich; das trockne Gesparr loderte wie Schwefel auf; die Wache eilte zu spät herbei; alles Löschen war vergebens; die Schenke verbrannte; und -- schrecklich ge- nug! -- alle in ihr befindliche Trunkenbolde, 12 an der Zahl. Man hätte gewiß der eignen Unvorsichtigkeit dieser Menschen die Schuld des ganzen Unglücks beigemessen; aber die Thäte- rin trat sogleich zur Wache, überlieferte sich ihr, und bekannte, was sie gethan habe. Man verhaftete sie, untersuchte den ganzen Vorfall, und überschickte eine genaue Erzäh- lung davon an die Monarchin.
Jn Deutschland wäre für die Verbrecherin Lebensfristung unmöglich gewesen. Aber Ka- tharina sprach:
zugroß, und uͤberſtieg alles bereits Erduldete. Erſt rollten ihr einige Thraͤnen von der Wange herab; dann eilte ſie ſchnell heraus; ein Licht ſtand ihr draußen imWege; vom Schmerz ganz außer ſich, ergriff ſie daſſelbige, und ſteckte, von niemanden bemerkt, die hoͤlzerne Kabakke beim Eingang in Brand. Das Feuer fraß ſofort um ſich; das trockne Geſparr loderte wie Schwefel auf; die Wache eilte zu ſpaͤt herbei; alles Loͤſchen war vergebens; die Schenke verbrannte; und — ſchrecklich ge- nug! — alle in ihr befindliche Trunkenbolde, 12 an der Zahl. Man haͤtte gewiß der eignen Unvorſichtigkeit dieſer Menſchen die Schuld des ganzen Ungluͤcks beigemeſſen; aber die Thaͤte- rin trat ſogleich zur Wache, uͤberlieferte ſich ihr, und bekannte, was ſie gethan habe. Man verhaftete ſie, unterſuchte den ganzen Vorfall, und uͤberſchickte eine genaue Erzaͤh- lung davon an die Monarchin.
Jn Deutſchland waͤre fuͤr die Verbrecherin Lebensfriſtung unmoͤglich geweſen. Aber Ka- tharina ſprach:
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zugroß, und uͤberſtieg alles bereits Erduldete.
Erſt rollten ihr einige Thraͤnen von der Wange
herab; dann eilte ſie ſchnell heraus; ein Licht
ſtand ihr draußen imWege; vom Schmerz ganz
außer ſich, ergriff ſie daſſelbige, und ſteckte,
von niemanden bemerkt, die hoͤlzerne Kabakke
beim Eingang in Brand. Das Feuer fraß
ſofort um ſich; das trockne Geſparr loderte
wie Schwefel auf; die Wache eilte zu ſpaͤt
herbei; alles Loͤſchen war vergebens; die
Schenke verbrannte; und — ſchrecklich ge-
nug! — alle in ihr befindliche Trunkenbolde,
12 an der Zahl. Man haͤtte gewiß der eignen
Unvorſichtigkeit dieſer Menſchen die Schuld des
ganzen Ungluͤcks beigemeſſen; aber die Thaͤte-
rin trat ſogleich zur Wache, uͤberlieferte ſich
ihr, und bekannte, was ſie gethan habe.
Man verhaftete ſie, unterſuchte den ganzen
Vorfall, und uͤberſchickte eine genaue Erzaͤh-
lung davon an die Monarchin.
Jn Deutſchland waͤre fuͤr die Verbrecherin
Lebensfriſtung unmoͤglich geweſen. Aber Ka-
tharina ſprach:
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/26>, abgerufen am 21.11.2024.
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