wenige Minuten darauf. Du Moulins Frau begab sich sofort zum Richter; erzählte ihm das Ebengehörte; gab die drei Personen an, und bewürkte, daß sie noch diesen Tag in Verhaft genommen und jeder besonders ver- hört wurden. Du Moulins Bedienter kam zuerst an diese Reihe; aber er leugnete alles gradezu. Er hatte in seinem Leben nicht ge- hört, wie man Geld präge; hatte den gestorb- nen Williams und dessen Frau nie gekant; hatte nie wissentlich einen Penny falsches Geld ausgegeben; kurz, war so schuldlos, als möglich. Ganz die gleiche Melodie stimte auch der Zweite ein. Aber als der Dritte verhört wurde, kam grade ein Gerichtsdiener, der zur Durchsuchung ihrer Wohnungen ab- geschickt worden war, zurück, und brachte eine Menge falscher Münzen, falsches rohes Me- tall und Werkzeuge, die zum Prägen gebraucht werden konten, mit sich. Die Vorlegung von diesem allen machte diesen Verhafteten, der sonst auch geleugnet hätte, stuzzig. Der Rich-
wenige Minuten darauf. Du Moulins Frau begab ſich ſofort zum Richter; erzaͤhlte ihm das Ebengehoͤrte; gab die drei Perſonen an, und bewuͤrkte, daß ſie noch dieſen Tag in Verhaft genommen und jeder beſonders ver- hoͤrt wurden. Du Moulins Bedienter kam zuerſt an dieſe Reihe; aber er leugnete alles gradezu. Er hatte in ſeinem Leben nicht ge- hoͤrt, wie man Geld praͤge; hatte den geſtorb- nen Williams und deſſen Frau nie gekant; hatte nie wiſſentlich einen Penny falſches Geld ausgegeben; kurz, war ſo ſchuldlos, als moͤglich. Ganz die gleiche Melodie ſtimte auch der Zweite ein. Aber als der Dritte verhoͤrt wurde, kam grade ein Gerichtsdiener, der zur Durchſuchung ihrer Wohnungen ab- geſchickt worden war, zuruͤck, und brachte eine Menge falſcher Muͤnzen, falſches rohes Me- tall und Werkzeuge, die zum Praͤgen gebraucht werden konten, mit ſich. Die Vorlegung von dieſem allen machte dieſen Verhafteten, der ſonſt auch geleugnet haͤtte, ſtuzzig. Der Rich-
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wenige Minuten darauf. Du Moulins Frau
begab ſich ſofort zum Richter; erzaͤhlte ihm
das Ebengehoͤrte; gab die drei Perſonen an,
und bewuͤrkte, daß ſie noch dieſen Tag in
Verhaft genommen und jeder beſonders ver-
hoͤrt wurden. Du Moulins Bedienter kam
zuerſt an dieſe Reihe; aber er leugnete alles
gradezu. Er hatte in ſeinem Leben nicht ge-
hoͤrt, wie man Geld praͤge; hatte den geſtorb-
nen Williams und deſſen Frau nie gekant;
hatte nie wiſſentlich einen Penny falſches
Geld ausgegeben; kurz, war ſo ſchuldlos,
als moͤglich. Ganz die gleiche Melodie ſtimte
auch der Zweite ein. Aber als der Dritte
verhoͤrt wurde, kam grade ein Gerichtsdiener,
der zur Durchſuchung ihrer Wohnungen ab-
geſchickt worden war, zuruͤck, und brachte eine
Menge falſcher Muͤnzen, falſches rohes Me-
tall und Werkzeuge, die zum Praͤgen gebraucht
werden konten, mit ſich. Die Vorlegung von
dieſem allen machte dieſen Verhafteten, der
ſonſt auch geleugnet haͤtte, ſtuzzig. Der Rich-
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/195>, abgerufen am 23.11.2024.
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