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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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Jezt eröfnete der Krämer, der sich über-
haupt als Anführer der Bande betrug: wohin
es heute gehen solle? -- "Ein reicher Mül-
ler," sagte er, ohngefähr eine kleine halbe
Meile von hier wohnhaft, dessen Mühle ganz
abseitig liege, der weder wegen seiner selbst,
noch wegen seines Hausgesindes viel zu fürch-
ten sei, habe, wie er gewiß wisse, vor vier oder
fünf Tagen drei tausend Gulden baar einge-
nommen. Diese könten sie besser brauchen, als
der Müller. Das Geschäfte sei eben so leicht,
als belohnend. Um unerkant zu bleiben, wol-
ten sie das Gesicht sich schwärzen. Wirth,
Wirthin und ein paar Mägde müsten zuerst
gebunden, und geknebelt werden; die zwei
Mühlpurschen würden in der Mühle beschäf-
tigt seyn, und vielleicht nicht einmal merken,
was im Hause darneben vorgehe. Merkten
sie es, und sezten sich zur Gegenwehr, so wür-
de die Gesellschaft leicht den Meister spielen,
und müsse zur schuldigen Dankbarkeit, alles
was dort Odem hohle, umbringen."

Jezt eroͤfnete der Kraͤmer, der ſich uͤber-
haupt als Anfuͤhrer der Bande betrug: wohin
es heute gehen ſolle? — „Ein reicher Muͤl-
ler,“ ſagte er, ohngefaͤhr eine kleine halbe
Meile von hier wohnhaft, deſſen Muͤhle ganz
abſeitig liege, der weder wegen ſeiner ſelbſt,
noch wegen ſeines Hausgeſindes viel zu fuͤrch-
ten ſei, habe, wie er gewiß wiſſe, vor vier oder
fuͤnf Tagen drei tauſend Gulden baar einge-
nommen. Dieſe koͤnten ſie beſſer brauchen, als
der Muͤller. Das Geſchaͤfte ſei eben ſo leicht,
als belohnend. Um unerkant zu bleiben, wol-
ten ſie das Geſicht ſich ſchwaͤrzen. Wirth,
Wirthin und ein paar Maͤgde muͤſten zuerſt
gebunden, und geknebelt werden; die zwei
Muͤhlpurſchen wuͤrden in der Muͤhle beſchaͤf-
tigt ſeyn, und vielleicht nicht einmal merken,
was im Hauſe darneben vorgehe. Merkten
ſie es, und ſezten ſich zur Gegenwehr, ſo wuͤr-
de die Geſellſchaft leicht den Meiſter ſpielen,
und muͤſſe zur ſchuldigen Dankbarkeit, alles
was dort Odem hohle, umbringen.“

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[150/0158] Jezt eroͤfnete der Kraͤmer, der ſich uͤber- haupt als Anfuͤhrer der Bande betrug: wohin es heute gehen ſolle? — „Ein reicher Muͤl- ler,“ ſagte er, ohngefaͤhr eine kleine halbe Meile von hier wohnhaft, deſſen Muͤhle ganz abſeitig liege, der weder wegen ſeiner ſelbſt, noch wegen ſeines Hausgeſindes viel zu fuͤrch- ten ſei, habe, wie er gewiß wiſſe, vor vier oder fuͤnf Tagen drei tauſend Gulden baar einge- nommen. Dieſe koͤnten ſie beſſer brauchen, als der Muͤller. Das Geſchaͤfte ſei eben ſo leicht, als belohnend. Um unerkant zu bleiben, wol- ten ſie das Geſicht ſich ſchwaͤrzen. Wirth, Wirthin und ein paar Maͤgde muͤſten zuerſt gebunden, und geknebelt werden; die zwei Muͤhlpurſchen wuͤrden in der Muͤhle beſchaͤf- tigt ſeyn, und vielleicht nicht einmal merken, was im Hauſe darneben vorgehe. Merkten ſie es, und ſezten ſich zur Gegenwehr, ſo wuͤr- de die Geſellſchaft leicht den Meiſter ſpielen, und muͤſſe zur ſchuldigen Dankbarkeit, alles was dort Odem hohle, umbringen.“

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/158>, abgerufen am 23.11.2024.