Der Räuber, dem in mancher Rücksicht daran gelegen seyn mochte, unerkannt zu blei- ben, hatte unter andern Hülfsmitteln auch einer schwarzen Perücke sich bedient, die fast sein ganzes Gesicht verdeckte. Jezt war er kaum einige hundert Schritte von dem Orte seines Fanges entfernt, als er diese Haarhau- be wegwarf, und weiter eilte, ohne für deren ferneres Schicksal besorgt zu seyn. -- Die Straße, wo dies geschah, gehörte nicht zu den sehr besuchten Straßen Englands; die Perücke war überdies noch auf einen Neben- weg hingeschleudert worden; sie lag daher ein ziemliches Weilchen, eh' sich ein Liebhaber da- zu fand; aber endlich kam der einzige Sohn eines reichen Esquire, dessen väterliches Gut in der Nähe war, geritten; sah sie, hob sie aus Neugier mit seiner Reitgert' empor, und kam durch ein unglückliches Ungefähr auf den Einfall, sich einen Spas damit machen zu wollen.
H 4
Der Raͤuber, dem in mancher Ruͤckſicht daran gelegen ſeyn mochte, unerkannt zu blei- ben, hatte unter andern Huͤlfsmitteln auch einer ſchwarzen Peruͤcke ſich bedient, die faſt ſein ganzes Geſicht verdeckte. Jezt war er kaum einige hundert Schritte von dem Orte ſeines Fanges entfernt, als er dieſe Haarhau- be wegwarf, und weiter eilte, ohne fuͤr deren ferneres Schickſal beſorgt zu ſeyn. — Die Straße, wo dies geſchah, gehoͤrte nicht zu den ſehr beſuchten Straßen Englands; die Peruͤcke war uͤberdies noch auf einen Neben- weg hingeſchleudert worden; ſie lag daher ein ziemliches Weilchen, eh' ſich ein Liebhaber da- zu fand; aber endlich kam der einzige Sohn eines reichen Eſquire, deſſen vaͤterliches Gut in der Naͤhe war, geritten; ſah ſie, hob ſie aus Neugier mit ſeiner Reitgert' empor, und kam durch ein ungluͤckliches Ungefaͤhr auf den Einfall, ſich einen Spas damit machen zu wollen.
H 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0127"n="119"/><p>Der Raͤuber, dem in mancher Ruͤckſicht<lb/>
daran gelegen ſeyn mochte, unerkannt zu blei-<lb/>
ben, hatte unter andern Huͤlfsmitteln auch<lb/>
einer ſchwarzen Peruͤcke ſich bedient, die faſt<lb/>ſein ganzes Geſicht verdeckte. Jezt war er<lb/>
kaum einige hundert Schritte von dem Orte<lb/>ſeines Fanges entfernt, als er dieſe Haarhau-<lb/>
be wegwarf, und weiter eilte, ohne fuͤr deren<lb/>
ferneres Schickſal beſorgt zu ſeyn. — Die<lb/>
Straße, wo dies geſchah, gehoͤrte nicht zu<lb/>
den ſehr beſuchten Straßen Englands; die<lb/>
Peruͤcke war uͤberdies noch auf einen Neben-<lb/>
weg hingeſchleudert worden; ſie lag daher ein<lb/>
ziemliches Weilchen, eh' ſich ein Liebhaber da-<lb/>
zu fand; aber endlich kam der einzige Sohn<lb/>
eines reichen Eſquire, deſſen vaͤterliches Gut<lb/>
in der Naͤhe war, geritten; ſah ſie, hob ſie<lb/>
aus Neugier mit ſeiner Reitgert' empor, und<lb/>
kam durch ein ungluͤckliches Ungefaͤhr auf den<lb/>
Einfall, ſich einen Spas damit machen zu<lb/>
wollen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">H 4</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[119/0127]
Der Raͤuber, dem in mancher Ruͤckſicht
daran gelegen ſeyn mochte, unerkannt zu blei-
ben, hatte unter andern Huͤlfsmitteln auch
einer ſchwarzen Peruͤcke ſich bedient, die faſt
ſein ganzes Geſicht verdeckte. Jezt war er
kaum einige hundert Schritte von dem Orte
ſeines Fanges entfernt, als er dieſe Haarhau-
be wegwarf, und weiter eilte, ohne fuͤr deren
ferneres Schickſal beſorgt zu ſeyn. — Die
Straße, wo dies geſchah, gehoͤrte nicht zu
den ſehr beſuchten Straßen Englands; die
Peruͤcke war uͤberdies noch auf einen Neben-
weg hingeſchleudert worden; ſie lag daher ein
ziemliches Weilchen, eh' ſich ein Liebhaber da-
zu fand; aber endlich kam der einzige Sohn
eines reichen Eſquire, deſſen vaͤterliches Gut
in der Naͤhe war, geritten; ſah ſie, hob ſie
aus Neugier mit ſeiner Reitgert' empor, und
kam durch ein ungluͤckliches Ungefaͤhr auf den
Einfall, ſich einen Spas damit machen zu
wollen.
H 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/127>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.