Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.Dieser leztere Vorschlag schien freilich dem Dieſer leztere Vorſchlag ſchien freilich dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0104" n="96"/> <p>Dieſer leztere Vorſchlag ſchien freilich dem<lb/> Dorfrichter etwas bedenklich zu ſeyn. Da<lb/> aber nun ſchon drei Menſchen uͤbereinſtimten;<lb/> da man vorzuͤglich ihm bewieß, daß grade in<lb/> der Ueberraſchung die groͤßte Hofnung von<lb/> zu entdeckender Wahrheit liege; und da die<lb/> Wirthin mit aller moͤglichen Beredſamkeit<lb/> behauptete: es koͤnne im ſchlimmſten Fall<lb/> doch keine uͤbeln Folgen haben, wenn man<lb/> eine unſchuldige Perſon zu retten, eine ſchul-<lb/> dige auszuforſchen ſuche; ſo gab der Schul-<lb/> ze endlich nach, holte ſofort ein paar Ge-<lb/> huͤlfen, und eh eine Viertelſtunde verlief, ward<lb/> jene Magd, eben als ſie aufſtehn und weiter<lb/> gehn wollte, verhaftet. Sie erſchrack außer-<lb/> ordentlich; fragte zitternd um die Urſache;<lb/> und als man ihr ganz kurz zur Antwort gab:<lb/> Sie moͤgte ſich nur beſinnen, was ſie vor ei-<lb/> nigen Monaten angeſtellt habe! kam eine Ohn-<lb/> macht ihr nahe. Als man jene Worte endlich<lb/> ihr vorhielt, wußte ſie noch minder eine gehoͤ-<lb/> rige Erklaͤrung davon zu geben; kurz ehe noch<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [96/0104]
Dieſer leztere Vorſchlag ſchien freilich dem
Dorfrichter etwas bedenklich zu ſeyn. Da
aber nun ſchon drei Menſchen uͤbereinſtimten;
da man vorzuͤglich ihm bewieß, daß grade in
der Ueberraſchung die groͤßte Hofnung von
zu entdeckender Wahrheit liege; und da die
Wirthin mit aller moͤglichen Beredſamkeit
behauptete: es koͤnne im ſchlimmſten Fall
doch keine uͤbeln Folgen haben, wenn man
eine unſchuldige Perſon zu retten, eine ſchul-
dige auszuforſchen ſuche; ſo gab der Schul-
ze endlich nach, holte ſofort ein paar Ge-
huͤlfen, und eh eine Viertelſtunde verlief, ward
jene Magd, eben als ſie aufſtehn und weiter
gehn wollte, verhaftet. Sie erſchrack außer-
ordentlich; fragte zitternd um die Urſache;
und als man ihr ganz kurz zur Antwort gab:
Sie moͤgte ſich nur beſinnen, was ſie vor ei-
nigen Monaten angeſtellt habe! kam eine Ohn-
macht ihr nahe. Als man jene Worte endlich
ihr vorhielt, wußte ſie noch minder eine gehoͤ-
rige Erklaͤrung davon zu geben; kurz ehe noch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |