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Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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den Tod erlitten, der hält sich noch für Etwas bestimmt, der bleibt nicht beim Schweinetrog sitzen!

Dieses Selbstgefühl, das sich so entschieden in dem bisher bescheidenen Menschen aussprach, frappirte den Müller und setzte ihn in Verwunderung. Er sagte nach einer Weile: Es freut mich, daß Ihr auf Euch haltet. So sehe ich, es steckt in Euch ein neuer Mensch. Lasset den Wendelin, der hat noch Nichts erfahren.

Da trat Wendelin rasch zur Thür hinaus und schlug sie heftig hinter sich zu.

Er ist Verweise nicht gewohnt, meinte der Müller, und fuhr ernst fort: Wenn nun wirklich ein neuer Mensch in Euch steckt, so begreife ich nicht, warum Ihr meinen Plan nicht billigt. Wollt Ihr noch etwas werden, so könnt Ihr es nur, wo Euch Niemand kennt ; und wo könnt Ihr leichter zu Etwas kommen, als dort, weit über dem Meere, wo sich Alles dem Muthe, der Ausdauer, der Unternehmung von selbst öffnet ? Redet selbst!

Ja, es ist wahr, meinte der Kornergeorg. Ihr habt ganz Recht. Ich glaube aber, ich habe Nichts zum Soldaten in mir. Das wäre schlimm. Was dann in Ostindien?

Alle Wetter! rief der Müller. In Euch Nichts zum Soldaten? Ihr seid ja wie geschaffen dazu.

Glaubt Ihr, Meister? meinte der Kornergeorg, indem er, wie im Nachdenken oder wie auf einen andern Gegenstand sinnend, die Worte gedehnt aussprach:

den Tod erlitten, der hält sich noch für Etwas bestimmt, der bleibt nicht beim Schweinetrog sitzen!

Dieses Selbstgefühl, das sich so entschieden in dem bisher bescheidenen Menschen aussprach, frappirte den Müller und setzte ihn in Verwunderung. Er sagte nach einer Weile: Es freut mich, daß Ihr auf Euch haltet. So sehe ich, es steckt in Euch ein neuer Mensch. Lasset den Wendelin, der hat noch Nichts erfahren.

Da trat Wendelin rasch zur Thür hinaus und schlug sie heftig hinter sich zu.

Er ist Verweise nicht gewohnt, meinte der Müller, und fuhr ernst fort: Wenn nun wirklich ein neuer Mensch in Euch steckt, so begreife ich nicht, warum Ihr meinen Plan nicht billigt. Wollt Ihr noch etwas werden, so könnt Ihr es nur, wo Euch Niemand kennt ; und wo könnt Ihr leichter zu Etwas kommen, als dort, weit über dem Meere, wo sich Alles dem Muthe, der Ausdauer, der Unternehmung von selbst öffnet ? Redet selbst!

Ja, es ist wahr, meinte der Kornergeorg. Ihr habt ganz Recht. Ich glaube aber, ich habe Nichts zum Soldaten in mir. Das wäre schlimm. Was dann in Ostindien?

Alle Wetter! rief der Müller. In Euch Nichts zum Soldaten? Ihr seid ja wie geschaffen dazu.

Glaubt Ihr, Meister? meinte der Kornergeorg, indem er, wie im Nachdenken oder wie auf einen andern Gegenstand sinnend, die Worte gedehnt aussprach:

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[0032] den Tod erlitten, der hält sich noch für Etwas bestimmt, der bleibt nicht beim Schweinetrog sitzen! Dieses Selbstgefühl, das sich so entschieden in dem bisher bescheidenen Menschen aussprach, frappirte den Müller und setzte ihn in Verwunderung. Er sagte nach einer Weile: Es freut mich, daß Ihr auf Euch haltet. So sehe ich, es steckt in Euch ein neuer Mensch. Lasset den Wendelin, der hat noch Nichts erfahren. Da trat Wendelin rasch zur Thür hinaus und schlug sie heftig hinter sich zu. Er ist Verweise nicht gewohnt, meinte der Müller, und fuhr ernst fort: Wenn nun wirklich ein neuer Mensch in Euch steckt, so begreife ich nicht, warum Ihr meinen Plan nicht billigt. Wollt Ihr noch etwas werden, so könnt Ihr es nur, wo Euch Niemand kennt ; und wo könnt Ihr leichter zu Etwas kommen, als dort, weit über dem Meere, wo sich Alles dem Muthe, der Ausdauer, der Unternehmung von selbst öffnet ? Redet selbst! Ja, es ist wahr, meinte der Kornergeorg. Ihr habt ganz Recht. Ich glaube aber, ich habe Nichts zum Soldaten in mir. Das wäre schlimm. Was dann in Ostindien? Alle Wetter! rief der Müller. In Euch Nichts zum Soldaten? Ihr seid ja wie geschaffen dazu. Glaubt Ihr, Meister? meinte der Kornergeorg, indem er, wie im Nachdenken oder wie auf einen andern Gegenstand sinnend, die Worte gedehnt aussprach:

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:41:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:41:19Z)

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_hoeft_1910/32>, abgerufen am 28.03.2024.