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Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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fahren, abladen und umkehren konnten. Tauben flatterten ab und zu, Hühner gackerten, von früh bis spät war's auf dem Hofe lebhaft. Vorräthige Stämme, Klötze und Bretter bildeten die Staffage rechts und links von der Brettersäge, aus bloßem Sparrwerk erbaut, die am sogenannten wüsten Gerinne arbeitete. Zur Mühle selbst und zur Wohnung Reinbacher's führte eine alterthümliche, aus Stein gehauene Thüre; der Zugang war mit Mühlsteinen gepflastert.

Zwei große Räume stießen an die Mahlstube. Nach hinten zu lag die Knappenstube, eine Werkstatt mit allem Geräthe, dessen ein Mühlbauer, Tischler oder Holzgeschirrhauer benöthigt, nach vorn und mit der Aussicht auf den Huf lag die Wohnung des Müllers. Doch diese beschränkte sich nicht auf dieses Zimmer allein. Eine Reihe von Kammern war oberhalb der Mahlstube und über dem Steigwerk angebracht. Ein hölzerner Gang lief außerhalb des gemauerten Theils der Mühle frei über die Schleußen und das ganze sogenannte Wassergebiet und communicirte mit der Stube des Müllers durch eine kleine Treppe. In diesen Kammern hatte einst die reiche Frau Sibylla, des Müllers Mutter, gewohnt; da ihr Sohn ein Hagestolz geblieben, standen sie leer und waren nur bestimmt, das mannigfache Gut zu wahren, das ihm von ihr überkommen war. So deutete Alles im Hause auf Wohlhabenheit, uralten Bestand und vielfach ererbten Besitz; die drei alten schwarzen Räder aber, die so

fahren, abladen und umkehren konnten. Tauben flatterten ab und zu, Hühner gackerten, von früh bis spät war's auf dem Hofe lebhaft. Vorräthige Stämme, Klötze und Bretter bildeten die Staffage rechts und links von der Brettersäge, aus bloßem Sparrwerk erbaut, die am sogenannten wüsten Gerinne arbeitete. Zur Mühle selbst und zur Wohnung Reinbacher's führte eine alterthümliche, aus Stein gehauene Thüre; der Zugang war mit Mühlsteinen gepflastert.

Zwei große Räume stießen an die Mahlstube. Nach hinten zu lag die Knappenstube, eine Werkstatt mit allem Geräthe, dessen ein Mühlbauer, Tischler oder Holzgeschirrhauer benöthigt, nach vorn und mit der Aussicht auf den Huf lag die Wohnung des Müllers. Doch diese beschränkte sich nicht auf dieses Zimmer allein. Eine Reihe von Kammern war oberhalb der Mahlstube und über dem Steigwerk angebracht. Ein hölzerner Gang lief außerhalb des gemauerten Theils der Mühle frei über die Schleußen und das ganze sogenannte Wassergebiet und communicirte mit der Stube des Müllers durch eine kleine Treppe. In diesen Kammern hatte einst die reiche Frau Sibylla, des Müllers Mutter, gewohnt; da ihr Sohn ein Hagestolz geblieben, standen sie leer und waren nur bestimmt, das mannigfache Gut zu wahren, das ihm von ihr überkommen war. So deutete Alles im Hause auf Wohlhabenheit, uralten Bestand und vielfach ererbten Besitz; die drei alten schwarzen Räder aber, die so

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_hoeft_1910/25>, abgerufen am 19.04.2024.