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Meisel-Heß, Grete: Weiberhaß und Weiberverachtung. Eine Erwiderung auf die in Dr. Otto Weiningers Buche »Geschlecht und Charakter« geäußerten Anschauungen über »Die Frau und ihre Frage«. Wien, 1904.

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und Antreibung aus eigener Kraft zu einem Berufe
schwieriger wissenschaftlicher oder künstlerischer Natur
durchringt, doch naturgemäß ein weit geringerer sein muß,
als die Anzahl der Männer, die alle zur Berufswahl verhalten
werden.

Daß die Frauen in der Philosophie nichts geleistet
hätten, ist unrichtig, nur gestatteten ihnen die Zeitverhältnisse
meistens nicht, dozierend oder publizierend vor die
Öffentlichkeit zu treten; im Mittelalter entwickelte sich ein
hohes geistiges Kulturleben der Frauen - hinter den
Mauern der Klöster. In den lichten Zeiten blühenden
Hellenentums waren die Philosophinnen Griechenlands, zu
denen die früher erwähnte Mysia, Theana und andere
gehörten, bekannt und berühmt. Gerade für die Philosophie
ist die Begabung der Frauen unzweifelhaft, denn die weibliche
Natur neigt viel eher zu kontemplativer, nach innen gekehrter
Betrachtung, als zu irgend welcher äußeren Agitation,
obzwar sie unter dem Ansporn der Notwendigkeit auch
diesen Mangel - eine Art seelischer Schwerfälligkeit
- aufzuheben vermag, wie die rührigen Betätigungen der
Frauenvereine beweisen.

Daß die Frauen in der Musikgeschichte nichts leisteten,
dürfte wohl mit ihrem Mangel an entsprechender beruflicher
Betätigung (in der Orchestermusik, als Kapellmeister etc.)
herrühren, die sie in fortwährenden Kontakt mit musikalischer
Theorie und musikalischer Praxis brächte; vielleicht
ist auch wirklich eine geringere Begabung dazu vorhanden,
denn es soll ja durchaus nicht geleugnet werden, daß für
manches Schaffensgebiet das weibliche Geschlecht weniger
befähigt ist als das männliche, z. B. dürfte das in der
Chirurgie ganz sicher der Fall sein. Weil aber irgend eine
Spezies nicht ganz "gleiche" Talente hat wie eine andere,
ist sie doch gewiß nicht minderwertig, soferne sie auf einem
andern Gebiete brauchbar ist. Die gegenseitige Unentbehrlichkeit,

und Antreibung aus eigener Kraft zu einem Berufe
schwieriger wissenschaftlicher oder künstlerischer Natur
durchringt, doch naturgemäß ein weit geringerer sein muß,
als die Anzahl der Männer, die alle zur Berufswahl verhalten
werden.

Daß die Frauen in der Philosophie nichts geleistet
hätten, ist unrichtig, nur gestatteten ihnen die Zeitverhältnisse
meistens nicht, dozierend oder publizierend vor die
Öffentlichkeit zu treten; im Mittelalter entwickelte sich ein
hohes geistiges Kulturleben der Frauen – hinter den
Mauern der Klöster. In den lichten Zeiten blühenden
Hellenentums waren die Philosophinnen Griechenlands, zu
denen die früher erwähnte Mysia, Theana und andere
gehörten, bekannt und berühmt. Gerade für die Philosophie
ist die Begabung der Frauen unzweifelhaft, denn die weibliche
Natur neigt viel eher zu kontemplativer, nach innen gekehrter
Betrachtung, als zu irgend welcher äußeren Agitation,
obzwar sie unter dem Ansporn der Notwendigkeit auch
diesen Mangel – eine Art seelischer Schwerfälligkeit
– aufzuheben vermag, wie die rührigen Betätigungen der
Frauenvereine beweisen.

Daß die Frauen in der Musikgeschichte nichts leisteten,
dürfte wohl mit ihrem Mangel an entsprechender beruflicher
Betätigung (in der Orchestermusik, als Kapellmeister etc.)
herrühren, die sie in fortwährenden Kontakt mit musikalischer
Theorie und musikalischer Praxis brächte; vielleicht
ist auch wirklich eine geringere Begabung dazu vorhanden,
denn es soll ja durchaus nicht geleugnet werden, daß für
manches Schaffensgebiet das weibliche Geschlecht weniger
befähigt ist als das männliche, z. B. dürfte das in der
Chirurgie ganz sicher der Fall sein. Weil aber irgend eine
Spezies nicht ganz »gleiche« Talente hat wie eine andere,
ist sie doch gewiß nicht minderwertig, soferne sie auf einem
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[34/0040] und Antreibung aus eigener Kraft zu einem Berufe schwieriger wissenschaftlicher oder künstlerischer Natur durchringt, doch naturgemäß ein weit geringerer sein muß, als die Anzahl der Männer, die alle zur Berufswahl verhalten werden. Daß die Frauen in der Philosophie nichts geleistet hätten, ist unrichtig, nur gestatteten ihnen die Zeitverhältnisse meistens nicht, dozierend oder publizierend vor die Öffentlichkeit zu treten; im Mittelalter entwickelte sich ein hohes geistiges Kulturleben der Frauen – hinter den Mauern der Klöster. In den lichten Zeiten blühenden Hellenentums waren die Philosophinnen Griechenlands, zu denen die früher erwähnte Mysia, Theana und andere gehörten, bekannt und berühmt. Gerade für die Philosophie ist die Begabung der Frauen unzweifelhaft, denn die weibliche Natur neigt viel eher zu kontemplativer, nach innen gekehrter Betrachtung, als zu irgend welcher äußeren Agitation, obzwar sie unter dem Ansporn der Notwendigkeit auch diesen Mangel – eine Art seelischer Schwerfälligkeit – aufzuheben vermag, wie die rührigen Betätigungen der Frauenvereine beweisen. Daß die Frauen in der Musikgeschichte nichts leisteten, dürfte wohl mit ihrem Mangel an entsprechender beruflicher Betätigung (in der Orchestermusik, als Kapellmeister etc.) herrühren, die sie in fortwährenden Kontakt mit musikalischer Theorie und musikalischer Praxis brächte; vielleicht ist auch wirklich eine geringere Begabung dazu vorhanden, denn es soll ja durchaus nicht geleugnet werden, daß für manches Schaffensgebiet das weibliche Geschlecht weniger befähigt ist als das männliche, z. B. dürfte das in der Chirurgie ganz sicher der Fall sein. Weil aber irgend eine Spezies nicht ganz »gleiche« Talente hat wie eine andere, ist sie doch gewiß nicht minderwertig, soferne sie auf einem andern Gebiete brauchbar ist. Die gegenseitige Unentbehrlichkeit,

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Zitationshilfe: Meisel-Heß, Grete: Weiberhaß und Weiberverachtung. Eine Erwiderung auf die in Dr. Otto Weiningers Buche »Geschlecht und Charakter« geäußerten Anschauungen über »Die Frau und ihre Frage«. Wien, 1904, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meiselhess_weiberhass_1904/40>, abgerufen am 27.11.2024.