so nacher Wolgast wölle, vor dem Kerl auf das Rad gesetzet, wo es dann in der Tunkelheit und der Ferne nit zu sehen gewest, daß sie selbander dorten gesessen. Wäre nun ein Wagen angekommen, und er herabgesprun¬ gen und hinten nach geloffen, hätte sich alles sogleich ent¬ setzet und sein Augenmerk nit mehr auf den Galgen son¬ dern blos auf ihm gehabt, forts die Pferde angeschlagen und mit großem Rumor und Gepolter über den Knüp¬ peldamm gekutschiret. Solches hätten aber seine Gesel¬ len in Strellin und Dammbecke gehöret, (zwo Dörfer, so fast drei Viertel Wegs entfernt seind) und sich fer¬ tig erhalten den Reisenden wenn sie nachgehends bis da¬ hin gelanget, die Pferde abzuspannen und selbige zu plün¬ dern. Als man nachgehends den Kerl begraben, hätte er seinen Spök noch leichter gehabt etc. Dieses Al¬ les wäre die reine Wahrheit, und hätte er selbsten in seinem Leben Niemand etwas abgenommen, noch ihn er¬ würget, dahero man ihm verzeihen wölle, dieweil er ganz unschuldig sei, und alles was an Raub und Mord für¬ gefallen, seine Gesellen allein verübet hätten. Ei du fei¬ ner Schelm, aber der Teufel hat dir das W nit umb¬ sonst eingeflicket. Denn wie ich nachmals erfahren, ist er sammt seinen Gesellen, wie billig, wieder aufs Rad gestoßen.
Umb nun wieder auf meine Reise zu kommen, so ist der Junker nunmehro zur Nacht mit mir in der Herbergen verblieben, und am andern Morgen frühe seind wir beide aufgebrochen, und da wir gute Kund¬
ſo nacher Wolgaſt wölle, vor dem Kerl auf das Rad geſetzet, wo es dann in der Tunkelheit und der Ferne nit zu ſehen geweſt, daß ſie ſelbander dorten geſeſſen. Wäre nun ein Wagen angekommen, und er herabgeſprun¬ gen und hinten nach geloffen, hätte ſich alles ſogleich ent¬ ſetzet und ſein Augenmerk nit mehr auf den Galgen ſon¬ dern blos auf ihm gehabt, forts die Pferde angeſchlagen und mit großem Rumor und Gepolter über den Knüp¬ peldamm gekutſchiret. Solches hätten aber ſeine Geſel¬ len in Strellin und Dammbecke gehöret, (zwo Dörfer, ſo faſt drei Viertel Wegs entfernt ſeind) und ſich fer¬ tig erhalten den Reiſenden wenn ſie nachgehends bis da¬ hin gelanget, die Pferde abzuſpannen und ſelbige zu plün¬ dern. Als man nachgehends den Kerl begraben, hätte er ſeinen Spök noch leichter gehabt etc. Dieſes Al¬ les wäre die reine Wahrheit, und hätte er ſelbſten in ſeinem Leben Niemand etwas abgenommen, noch ihn er¬ würget, dahero man ihm verzeihen wölle, dieweil er ganz unſchuldig ſei, und alles was an Raub und Mord für¬ gefallen, ſeine Geſellen allein verübet hätten. Ei du fei¬ ner Schelm, aber der Teufel hat dir das W nit umb¬ ſonſt eingeflicket. Denn wie ich nachmals erfahren, iſt er ſammt ſeinen Geſellen, wie billig, wieder aufs Rad geſtoßen.
Umb nun wieder auf meine Reiſe zu kommen, ſo iſt der Junker nunmehro zur Nacht mit mir in der Herbergen verblieben, und am andern Morgen frühe ſeind wir beide aufgebrochen, und da wir gute Kund¬
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[72/0088]
ſo nacher Wolgaſt wölle, vor dem Kerl auf das Rad
geſetzet, wo es dann in der Tunkelheit und der Ferne
nit zu ſehen geweſt, daß ſie ſelbander dorten geſeſſen.
Wäre nun ein Wagen angekommen, und er herabgeſprun¬
gen und hinten nach geloffen, hätte ſich alles ſogleich ent¬
ſetzet und ſein Augenmerk nit mehr auf den Galgen ſon¬
dern blos auf ihm gehabt, forts die Pferde angeſchlagen
und mit großem Rumor und Gepolter über den Knüp¬
peldamm gekutſchiret. Solches hätten aber ſeine Geſel¬
len in Strellin und Dammbecke gehöret, (zwo Dörfer,
ſo faſt drei Viertel Wegs entfernt ſeind) und ſich fer¬
tig erhalten den Reiſenden wenn ſie nachgehends bis da¬
hin gelanget, die Pferde abzuſpannen und ſelbige zu plün¬
dern. Als man nachgehends den Kerl begraben, hätte
er ſeinen Spök noch leichter gehabt etc. Dieſes Al¬
les wäre die reine Wahrheit, und hätte er ſelbſten in
ſeinem Leben Niemand etwas abgenommen, noch ihn er¬
würget, dahero man ihm verzeihen wölle, dieweil er ganz
unſchuldig ſei, und alles was an Raub und Mord für¬
gefallen, ſeine Geſellen allein verübet hätten. Ei du fei¬
ner Schelm, aber der Teufel hat dir das W nit umb¬
ſonſt eingeflicket. Denn wie ich nachmals erfahren, iſt
er ſammt ſeinen Geſellen, wie billig, wieder aufs Rad
geſtoßen.
Umb nun wieder auf meine Reiſe zu kommen,
ſo iſt der Junker nunmehro zur Nacht mit mir in der
Herbergen verblieben, und am andern Morgen frühe
ſeind wir beide aufgebrochen, und da wir gute Kund¬
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/88>, abgerufen am 23.11.2024.
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