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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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bald nach den Kaufleuten, welche hinter dem Tische sa¬
ßen, und schon Abschiedszeche hielten, dieweil ihr Reise¬
geräthe allbereits umb sie lag, umb damit nacher Stet¬
tin aufzubrechen. Als nun der eine von der Zeche auf¬
sprange, ein kleiner Kerl, mit einem gar stattlichen
Wanst, und einem schwarzen Pflaster über der Na¬
sen, und mich fragete: was ich wölle? nahme ich ihn
abseiten in ein Fenster, und sagte: daß ich schönen Birn¬
stein hätte, und ob er gesonnen, mir solchen zu ver¬
silbern, was er gleich zu thun versprach. Und nachdem
er seinem Gesellen etwas ins Ohr gemürmelt, wurd
er fast lieblich aussehen, und reichte mir auch erst den
Krug, bevorab wir in meine Herberge gingen. That
ihm also recht wacker Bescheid, da ich, wie obbemel¬
det noch nüchtern war, so daß mir gleich baß umbs
Herze wurde. (Du lieber Gott, was gehet doch über
einen guten Trunk so es mit Maßen geschieht!) Dar¬
auf schritten wir in meine Herberge, und mußte die
Magd die Kiste abseiten in ein Kämmerlein tragen.
Doch hatte ich selbige kaum aufgethan, und das Kleid
davon gezogen, als der Mann (so Dieterich von Peh¬
nen war, wie er mir unterwegs gesaget) für Freuden
die Hände in die Höhe hub, und sagete: daß er sol¬
chen Segen in Birnstein noch niemals nit gesehen, und
wie ich dazu gekommen? Antwortete also, daß ihn mein
Töchterlein an der Sehe gefunden, worüber er sich sehr
verwunderte, daß es hier so viel Birnstein hätte, und
mir gleich vor die ganze Kiste 300 Fl. bote. War

bald nach den Kaufleuten, welche hinter dem Tiſche ſa¬
ßen, und ſchon Abſchiedszeche hielten, dieweil ihr Reiſe¬
geräthe allbereits umb ſie lag, umb damit nacher Stet¬
tin aufzubrechen. Als nun der eine von der Zeche auf¬
ſprange, ein kleiner Kerl, mit einem gar ſtattlichen
Wanſt, und einem ſchwarzen Pflaſter über der Na¬
ſen, und mich fragete: was ich wölle? nahme ich ihn
abſeiten in ein Fenſter, und ſagte: daß ich ſchönen Birn¬
ſtein hätte, und ob er geſonnen, mir ſolchen zu ver¬
ſilbern, was er gleich zu thun verſprach. Und nachdem
er ſeinem Geſellen etwas ins Ohr gemürmelt, wurd
er faſt lieblich ausſehen, und reichte mir auch erſt den
Krug, bevorab wir in meine Herberge gingen. That
ihm alſo recht wacker Beſcheid, da ich, wie obbemel¬
det noch nüchtern war, ſo daß mir gleich baß umbs
Herze wurde. (Du lieber Gott, was gehet doch über
einen guten Trunk ſo es mit Maßen geſchieht!) Dar¬
auf ſchritten wir in meine Herberge, und mußte die
Magd die Kiſte abſeiten in ein Kämmerlein tragen.
Doch hatte ich ſelbige kaum aufgethan, und das Kleid
davon gezogen, als der Mann (ſo Dieterich von Peh¬
nen war, wie er mir unterwegs geſaget) für Freuden
die Hände in die Höhe hub, und ſagete: daß er ſol¬
chen Segen in Birnſtein noch niemals nit geſehen, und
wie ich dazu gekommen? Antwortete alſo, daß ihn mein
Töchterlein an der Sehe gefunden, worüber er ſich ſehr
verwunderte, daß es hier ſo viel Birnſtein hätte, und
mir gleich vor die ganze Kiſte 300 Fl. bote. War

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[55/0071] bald nach den Kaufleuten, welche hinter dem Tiſche ſa¬ ßen, und ſchon Abſchiedszeche hielten, dieweil ihr Reiſe¬ geräthe allbereits umb ſie lag, umb damit nacher Stet¬ tin aufzubrechen. Als nun der eine von der Zeche auf¬ ſprange, ein kleiner Kerl, mit einem gar ſtattlichen Wanſt, und einem ſchwarzen Pflaſter über der Na¬ ſen, und mich fragete: was ich wölle? nahme ich ihn abſeiten in ein Fenſter, und ſagte: daß ich ſchönen Birn¬ ſtein hätte, und ob er geſonnen, mir ſolchen zu ver¬ ſilbern, was er gleich zu thun verſprach. Und nachdem er ſeinem Geſellen etwas ins Ohr gemürmelt, wurd er faſt lieblich ausſehen, und reichte mir auch erſt den Krug, bevorab wir in meine Herberge gingen. That ihm alſo recht wacker Beſcheid, da ich, wie obbemel¬ det noch nüchtern war, ſo daß mir gleich baß umbs Herze wurde. (Du lieber Gott, was gehet doch über einen guten Trunk ſo es mit Maßen geſchieht!) Dar¬ auf ſchritten wir in meine Herberge, und mußte die Magd die Kiſte abſeiten in ein Kämmerlein tragen. Doch hatte ich ſelbige kaum aufgethan, und das Kleid davon gezogen, als der Mann (ſo Dieterich von Peh¬ nen war, wie er mir unterwegs geſaget) für Freuden die Hände in die Höhe hub, und ſagete: daß er ſol¬ chen Segen in Birnſtein noch niemals nit geſehen, und wie ich dazu gekommen? Antwortete alſo, daß ihn mein Töchterlein an der Sehe gefunden, worüber er ſich ſehr verwunderte, daß es hier ſo viel Birnſtein hätte, und mir gleich vor die ganze Kiſte 300 Fl. bote. War

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/71>, abgerufen am 23.11.2024.