Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.Als wir nun über die Fähr kamen, sprachen wir *) Auch Micraelius im alten Pommerlande, V, 171, 12.
gedenket dieses Umstandes, sagt aber blos: "Die nach Stral¬ sund überliefen waren ganz schwarz vom erlittenen Hun¬ ger anzusehen." Daher wohl die seltsame Uebertreibung des Wirths und der noch seltsamere Schluß unsers Autors. Als wir nun über die Fähr kamen, ſprachen wir *) Auch Micraelius im alten Pommerlande, V, 171, 12.
gedenket dieſes Umſtandes, ſagt aber blos: „Die nach Stral¬ ſund überliefen waren ganz ſchwarz vom erlittenen Hun¬ ger anzuſehen.“ Daher wohl die ſeltſame Uebertreibung des Wirths und der noch ſeltſamere Schluß unſers Autors. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0069" n="53"/> <p>Als wir nun über die Fähr kamen, ſprachen wir<lb/> auf den Schloßplatz bei Sehms ein, ſo ein Krüger iſt,<lb/> welcher uns verzählete, daß die Peſt noch immer nit<lb/> ganz in der Stadt aufgehöret, worüber ich faſt erſchrake,<lb/> zumalen er auch noch viele andere Gräuel und Leiden<lb/> dieſer betrübten Zeit, ſo hier und an andern Orten be¬<lb/> ſchehen, uns für Augen ſtellete, e. g. von der großen<lb/> Hungersnoth im Land zu Rügen, wo viele Menſchen<lb/> für Hunger ſo ſchwarz wie die Mohren geworden, ein<lb/> wunderlich Ding, ſo es wahr iſt, und möchte man daraus<lb/> faſt gießen, wie die erſten Mohren enſtanden ſeind <note place="foot" n="*)">Auch <hi rendition="#aq">Micraelius</hi> im alten Pommerlande, V, 171, 12.<lb/> gedenket dieſes Umſtandes, ſagt aber blos: „Die nach Stral¬<lb/> ſund überliefen waren ganz ſchwarz vom erlittenen Hun¬<lb/> ger anzuſehen.“ Daher wohl die ſeltſame Uebertreibung des<lb/> Wirths und der noch ſeltſamere Schluß unſers Autors.</note>.<lb/> Aber das laſſen wir jetzt in ſeinen Würden. Summa<lb/> als Meiſter Sehms uns verzählet, was er Neues wußte,<lb/> und wir daraus zu unſerm Troſte ſahen, daß der Herr<lb/> uns nicht allein heimbgeſuchet in dieſer ſchweren Zeit,<lb/> rieffe ich ihn in eine Kammer, und fragete ihn, ob es<lb/> hier nicht wo Gelegenheit hätte, ein Stück Birnſtein<lb/> zu verſilbern, ſo mein Töchterlein an der Sehe gefun¬<lb/> den. Aber er ſagte erſtlich nein, darauf aber ſich be¬<lb/> ſinnende hub er an: „halt laß Er ſehen. Denn es ſeind<lb/> hier beim Schloßwirth Niclas Grecken zwo holländiſche<lb/> fürnehme Kaufleute in Herberge, als: Dieterich von<lb/> Pehnen und Jakob Kiekebuſch, welche Theer und Bret¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [53/0069]
Als wir nun über die Fähr kamen, ſprachen wir
auf den Schloßplatz bei Sehms ein, ſo ein Krüger iſt,
welcher uns verzählete, daß die Peſt noch immer nit
ganz in der Stadt aufgehöret, worüber ich faſt erſchrake,
zumalen er auch noch viele andere Gräuel und Leiden
dieſer betrübten Zeit, ſo hier und an andern Orten be¬
ſchehen, uns für Augen ſtellete, e. g. von der großen
Hungersnoth im Land zu Rügen, wo viele Menſchen
für Hunger ſo ſchwarz wie die Mohren geworden, ein
wunderlich Ding, ſo es wahr iſt, und möchte man daraus
faſt gießen, wie die erſten Mohren enſtanden ſeind *).
Aber das laſſen wir jetzt in ſeinen Würden. Summa
als Meiſter Sehms uns verzählet, was er Neues wußte,
und wir daraus zu unſerm Troſte ſahen, daß der Herr
uns nicht allein heimbgeſuchet in dieſer ſchweren Zeit,
rieffe ich ihn in eine Kammer, und fragete ihn, ob es
hier nicht wo Gelegenheit hätte, ein Stück Birnſtein
zu verſilbern, ſo mein Töchterlein an der Sehe gefun¬
den. Aber er ſagte erſtlich nein, darauf aber ſich be¬
ſinnende hub er an: „halt laß Er ſehen. Denn es ſeind
hier beim Schloßwirth Niclas Grecken zwo holländiſche
fürnehme Kaufleute in Herberge, als: Dieterich von
Pehnen und Jakob Kiekebuſch, welche Theer und Bret¬
*) Auch Micraelius im alten Pommerlande, V, 171, 12.
gedenket dieſes Umſtandes, ſagt aber blos: „Die nach Stral¬
ſund überliefen waren ganz ſchwarz vom erlittenen Hun¬
ger anzuſehen.“ Daher wohl die ſeltſame Uebertreibung des
Wirths und der noch ſeltſamere Schluß unſers Autors.
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