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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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Stillen den Herrn anrief, daß er uns für solchen Staat
und Hoffarth nit abermals in seinem Zorn strafen wölle.
Als mein Töchterlein dieses Allens sahe, wurde sie be¬
trübt, daß sie ihme nichts mehr geben könne denn ihr
Herze allein, und die Kettin von dem schwedischen Kö¬
nig so sie ihme umb den Hals hing, und ihn weinende
bate, sie vor ein Brautgeschenke zu behalten. Solches
versprach er auch letzlich und daß er sie mit in seinen
Sarg nehmen wölle, doch zuvorab müsse mein Töchter¬
lein noch damit vertraut werden, wie mit dem blauen
seidinen Kleid, denn dieses und kein anderes sölle ihr
Brautkleid sein, welches sie ihme auch angeloben mußte.

Doch mit der Magd begab sich noch ein seltsamer
Fürfall, so ich allhier noch notiren will. Denn nach¬
deme das alte treue Mensch gehöret, was hieselbsten
geariviret, war sie für Freuden außer sich, sprang und
klatschete in ihre Hände, und sagete letzlich zu meim
Töchterlein: nunmehro würde sie sicherlich nicht mehr
weinen, wenn der Junker in ihr Bette liegen wölle,
worüber selbige also erschaamrothete, daß sie aus der
Thüren lief. Und als der Junker nunmehro wissen
wollte, was sie damit sagen wölle, verzählete sie ihme,
daß er schon einmal als wir von Gützkow kommen, in
meines Töchterleins Bette geschlafen, worüber er den
ganzen Abend seinen Kurzweil mit ihr hatte, als sie
wiederkam. Der Magd versprach er aber, da sie schon
einmal meines Töchterleins Bette vor ihn gemacht, sölle
sie es auch zum andern Mal machen, und übermorgen

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Stillen den Herrn anrief, daß er uns für ſolchen Staat
und Hoffarth nit abermals in ſeinem Zorn ſtrafen wölle.
Als mein Töchterlein dieſes Allens ſahe, wurde ſie be¬
trübt, daß ſie ihme nichts mehr geben könne denn ihr
Herze allein, und die Kettin von dem ſchwediſchen Kö¬
nig ſo ſie ihme umb den Hals hing, und ihn weinende
bate, ſie vor ein Brautgeſchenke zu behalten. Solches
verſprach er auch letzlich und daß er ſie mit in ſeinen
Sarg nehmen wölle, doch zuvorab müſſe mein Töchter¬
lein noch damit vertraut werden, wie mit dem blauen
ſeidinen Kleid, denn dieſes und kein anderes ſölle ihr
Brautkleid ſein, welches ſie ihme auch angeloben mußte.

Doch mit der Magd begab ſich noch ein ſeltſamer
Fürfall, ſo ich allhier noch notiren will. Denn nach¬
deme das alte treue Menſch gehöret, was hieſelbſten
geariviret, war ſie für Freuden außer ſich, ſprang und
klatſchete in ihre Hände, und ſagete letzlich zu meim
Töchterlein: nunmehro würde ſie ſicherlich nicht mehr
weinen, wenn der Junker in ihr Bette liegen wölle,
worüber ſelbige alſo erſchaamrothete, daß ſie aus der
Thüren lief. Und als der Junker nunmehro wiſſen
wollte, was ſie damit ſagen wölle, verzählete ſie ihme,
daß er ſchon einmal als wir von Gützkow kommen, in
meines Töchterleins Bette geſchlafen, worüber er den
ganzen Abend ſeinen Kurzweil mit ihr hatte, als ſie
wiederkam. Der Magd verſprach er aber, da ſie ſchon
einmal meines Töchterleins Bette vor ihn gemacht, ſölle
ſie es auch zum andern Mal machen, und übermorgen

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[291/0307] Stillen den Herrn anrief, daß er uns für ſolchen Staat und Hoffarth nit abermals in ſeinem Zorn ſtrafen wölle. Als mein Töchterlein dieſes Allens ſahe, wurde ſie be¬ trübt, daß ſie ihme nichts mehr geben könne denn ihr Herze allein, und die Kettin von dem ſchwediſchen Kö¬ nig ſo ſie ihme umb den Hals hing, und ihn weinende bate, ſie vor ein Brautgeſchenke zu behalten. Solches verſprach er auch letzlich und daß er ſie mit in ſeinen Sarg nehmen wölle, doch zuvorab müſſe mein Töchter¬ lein noch damit vertraut werden, wie mit dem blauen ſeidinen Kleid, denn dieſes und kein anderes ſölle ihr Brautkleid ſein, welches ſie ihme auch angeloben mußte. Doch mit der Magd begab ſich noch ein ſeltſamer Fürfall, ſo ich allhier noch notiren will. Denn nach¬ deme das alte treue Menſch gehöret, was hieſelbſten geariviret, war ſie für Freuden außer ſich, ſprang und klatſchete in ihre Hände, und ſagete letzlich zu meim Töchterlein: nunmehro würde ſie ſicherlich nicht mehr weinen, wenn der Junker in ihr Bette liegen wölle, worüber ſelbige alſo erſchaamrothete, daß ſie aus der Thüren lief. Und als der Junker nunmehro wiſſen wollte, was ſie damit ſagen wölle, verzählete ſie ihme, daß er ſchon einmal als wir von Gützkow kommen, in meines Töchterleins Bette geſchlafen, worüber er den ganzen Abend ſeinen Kurzweil mit ihr hatte, als ſie wiederkam. Der Magd verſprach er aber, da ſie ſchon einmal meines Töchterleins Bette vor ihn gemacht, ſölle ſie es auch zum andern Mal machen, und übermorgen 19 *

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/307>, abgerufen am 27.11.2024.