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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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Abraham?" Ei Lieber, was hätte ich wohl dazu sagen
können denn Alles Guts? Weinete ja selbsten für Freu¬
den, wie mein Kind, und gab darumb zur Antwort:
warumb es nicht mein Wille sein sollte, da es Gottes
Willen wär? Aber ob der gute und rechtschaffene Jun¬
ker auch bedacht hätte, daß er seinem adlichen Namen
einen Abbruch thun würde, wenn er mein Töchterlein,
so als eine Hexe im Geschrei, und nahe vor dem Schei¬
terhaufen gewest, sich zu seiner Frauen nähme?

Hierauf sprach er: mit nichten, diesem hätte er
längstens präcaviret und fuhr nunmehro fort uns zu
erzählen, wie er es angefangen, nämblich S. fürstl. G.
hätten ihme versprochen, alle Scripta, so er begehret,
inner vier Tagen fertig zu halten, wo er von der Be¬
gräbnüß seines Vaters heimbzukehren hoffe. Wäre de¬
rohalben auch gleich wieder nach Mellenthin abgeritten,
und nachdem er seinem Herrn Vater die letzte Ehr er¬
wiesen, hätte er sich auch alsogleich wieder aufgemacht,
und befunden, daß S. f. G. unterdeß ihr Wort gehal¬
ten. Mit solchen Scriptis wäre er nacher Wien ab¬
geritten und wiewohl er viel Leid, Mühe und Gefahr
unterwegens ausgestanden (so er uns ein ander Mal
erzählen wölle) wäre er doch glücklich in diese Stadt
gelanget. Alldorten hätte er aber von ungefährlich ei¬
nen Jesuiten getroffen mit welchem er einstmalen als
studiosus etzliche Tage sein Locament in Prag ge¬
habt, und selbiger ihme auf sein Anliegen geantwortet:
er sölle guten Muths sein, angesehen Seine Majestät

Abraham?" Ei Lieber, was hätte ich wohl dazu ſagen
können denn Alles Guts? Weinete ja ſelbſten für Freu¬
den, wie mein Kind, und gab darumb zur Antwort:
warumb es nicht mein Wille ſein ſollte, da es Gottes
Willen wär? Aber ob der gute und rechtſchaffene Jun¬
ker auch bedacht hätte, daß er ſeinem adlichen Namen
einen Abbruch thun würde, wenn er mein Töchterlein,
ſo als eine Hexe im Geſchrei, und nahe vor dem Schei¬
terhaufen geweſt, ſich zu ſeiner Frauen nähme?

Hierauf ſprach er: mit nichten, dieſem hätte er
längſtens präcaviret und fuhr nunmehro fort uns zu
erzählen, wie er es angefangen, nämblich S. fürſtl. G.
hätten ihme verſprochen, alle Scripta, ſo er begehret,
inner vier Tagen fertig zu halten, wo er von der Be¬
gräbnüß ſeines Vaters heimbzukehren hoffe. Wäre de¬
rohalben auch gleich wieder nach Mellenthin abgeritten,
und nachdem er ſeinem Herrn Vater die letzte Ehr er¬
wieſen, hätte er ſich auch alſogleich wieder aufgemacht,
und befunden, daß S. f. G. unterdeß ihr Wort gehal¬
ten. Mit ſolchen Scriptis wäre er nacher Wien ab¬
geritten und wiewohl er viel Leid, Mühe und Gefahr
unterwegens ausgeſtanden (ſo er uns ein ander Mal
erzählen wölle) wäre er doch glücklich in dieſe Stadt
gelanget. Alldorten hätte er aber von ungefährlich ei¬
nen Jeſuiten getroffen mit welchem er einſtmalen als
studiosus etzliche Tage ſein Locament in Prag ge¬
habt, und ſelbiger ihme auf ſein Anliegen geantwortet:
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[288/0304] Abraham?" Ei Lieber, was hätte ich wohl dazu ſagen können denn Alles Guts? Weinete ja ſelbſten für Freu¬ den, wie mein Kind, und gab darumb zur Antwort: warumb es nicht mein Wille ſein ſollte, da es Gottes Willen wär? Aber ob der gute und rechtſchaffene Jun¬ ker auch bedacht hätte, daß er ſeinem adlichen Namen einen Abbruch thun würde, wenn er mein Töchterlein, ſo als eine Hexe im Geſchrei, und nahe vor dem Schei¬ terhaufen geweſt, ſich zu ſeiner Frauen nähme? Hierauf ſprach er: mit nichten, dieſem hätte er längſtens präcaviret und fuhr nunmehro fort uns zu erzählen, wie er es angefangen, nämblich S. fürſtl. G. hätten ihme verſprochen, alle Scripta, ſo er begehret, inner vier Tagen fertig zu halten, wo er von der Be¬ gräbnüß ſeines Vaters heimbzukehren hoffe. Wäre de¬ rohalben auch gleich wieder nach Mellenthin abgeritten, und nachdem er ſeinem Herrn Vater die letzte Ehr er¬ wieſen, hätte er ſich auch alſogleich wieder aufgemacht, und befunden, daß S. f. G. unterdeß ihr Wort gehal¬ ten. Mit ſolchen Scriptis wäre er nacher Wien ab¬ geritten und wiewohl er viel Leid, Mühe und Gefahr unterwegens ausgeſtanden (ſo er uns ein ander Mal erzählen wölle) wäre er doch glücklich in dieſe Stadt gelanget. Alldorten hätte er aber von ungefährlich ei¬ nen Jeſuiten getroffen mit welchem er einſtmalen als studiosus etzliche Tage ſein Locament in Prag ge¬ habt, und ſelbiger ihme auf ſein Anliegen geantwortet: er ſölle guten Muths ſein, angeſehen Seine Majeſtät

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/304>, abgerufen am 28.04.2024.