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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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befindlich, und mir wie meinem Töchterlein Hände und
Füsse küssen wöllten und uns nunmehro ebenso lobeten
als sie uns vorhero verachtet hatten. Aber so ist das
Volk; dannenhero auch mein Vater seliger zu sagen
pflegte:

Volkes Haß:
Ein schneidend Glas;
Volkes Gunst:
Ein blauer Dunst!

Auch caressirete mein lieber Gevatter mein Töchter¬
lein in einem zu, sie auf seinen Schooß haltend, und
wie ein Vater weinend ( denn ich kunnte nicht mehr wei¬
nen als er weinete). Sie selbsten aber weinte nicht,
besondern bat den Junker, welcher wieder an den Wa¬
gen getreten war, einen Reuter an ihre alte, treue Magd
nacher Pudgla zu schicken, umb ihr zu sagen, was gear¬
riviret, welches er auch alsogleich ihr zu Willen that.
Aber Ein ehrsam Gericht, (denn nunmehro hatten Dn.
Camerarius
und der Scriba sich auch ein Herz ge¬
fasset und waren von dem Wagen gestiegen) war an¬
noch nicht zufrieden gestellet, angesehen Dn. Consul
anhub dem Junker von der behexten Brücken zu erzäh¬
len, welche kein anderer könne bezäubert haben, denn
mein Töchterlein. Hierauf gab der Junker zur Antwort:
daß solches in Wahrheit ein seltsam Ding sei, inmaßen
sein eigen Roß sich darauf ein Bein zubrochen, und er
darumb den Amtshaubtmann sein Pferd genommen, so
er unter der Mühlen angebunden gesehen. Er gläube

befindlich, und mir wie meinem Töchterlein Hände und
Füſſe küſſen wöllten und uns nunmehro ebenſo lobeten
als ſie uns vorhero verachtet hatten. Aber ſo iſt das
Volk; dannenhero auch mein Vater ſeliger zu ſagen
pflegte:

Volkes Haß:
Ein ſchneidend Glas;
Volkes Gunſt:
Ein blauer Dunſt!

Auch careſſirete mein lieber Gevatter mein Töchter¬
lein in einem zu, ſie auf ſeinen Schooß haltend, und
wie ein Vater weinend ( denn ich kunnte nicht mehr wei¬
nen als er weinete). Sie ſelbſten aber weinte nicht,
beſondern bat den Junker, welcher wieder an den Wa¬
gen getreten war, einen Reuter an ihre alte, treue Magd
nacher Pudgla zu ſchicken, umb ihr zu ſagen, was gear¬
riviret, welches er auch alſogleich ihr zu Willen that.
Aber Ein ehrſam Gericht, (denn nunmehro hatten Dn.
Camerarius
und der Scriba ſich auch ein Herz ge¬
faſſet und waren von dem Wagen geſtiegen) war an¬
noch nicht zufrieden geſtellet, angeſehen Dn. Consul
anhub dem Junker von der behexten Brücken zu erzäh¬
len, welche kein anderer könne bezäubert haben, denn
mein Töchterlein. Hierauf gab der Junker zur Antwort:
daß ſolches in Wahrheit ein ſeltſam Ding ſei, inmaßen
ſein eigen Roß ſich darauf ein Bein zubrochen, und er
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[270/0286] befindlich, und mir wie meinem Töchterlein Hände und Füſſe küſſen wöllten und uns nunmehro ebenſo lobeten als ſie uns vorhero verachtet hatten. Aber ſo iſt das Volk; dannenhero auch mein Vater ſeliger zu ſagen pflegte: Volkes Haß: Ein ſchneidend Glas; Volkes Gunſt: Ein blauer Dunſt! Auch careſſirete mein lieber Gevatter mein Töchter¬ lein in einem zu, ſie auf ſeinen Schooß haltend, und wie ein Vater weinend ( denn ich kunnte nicht mehr wei¬ nen als er weinete). Sie ſelbſten aber weinte nicht, beſondern bat den Junker, welcher wieder an den Wa¬ gen getreten war, einen Reuter an ihre alte, treue Magd nacher Pudgla zu ſchicken, umb ihr zu ſagen, was gear¬ riviret, welches er auch alſogleich ihr zu Willen that. Aber Ein ehrſam Gericht, (denn nunmehro hatten Dn. Camerarius und der Scriba ſich auch ein Herz ge¬ faſſet und waren von dem Wagen geſtiegen) war an¬ noch nicht zufrieden geſtellet, angeſehen Dn. Consul anhub dem Junker von der behexten Brücken zu erzäh¬ len, welche kein anderer könne bezäubert haben, denn mein Töchterlein. Hierauf gab der Junker zur Antwort: daß ſolches in Wahrheit ein ſeltſam Ding ſei, inmaßen ſein eigen Roß ſich darauf ein Bein zubrochen, und er darumb den Amtshaubtmann ſein Pferd genommen, ſo er unter der Mühlen angebunden geſehen. Er gläube

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/286>, abgerufen am 24.11.2024.