tinus schüttelte ungläubig mit seinem Kopf und sagte: Der Teufel muß dir viel versprochen haben, daß du bis an dein Ende also verstockt bleibest, und den Herren deinen Gott lästerst, aber harre! du wirst bald mit Schrecken gewahr werden, daß er ein Vater der Lügen ist, Joh. am achten. Als er solches und ein Mehres gesaget kamen wir in Uekeritze an, wo alles Volk Groß und Klein wieder aus den Thüren stürzete, auch Jakob Schwarten sein Weib, so in der letzten Nacht, wie wir vernahmen, nur ihre Niederkunft gehalten. Und kam ihr Kerl ihr vergeblich nachgerannt umb sie aufzuhalten. Sie sagte: er wäre ein Narr, das wäre schon so lange her, und sölle sie den Berg auf ihren Knieen hinauf¬ kriechen, so wölle sie die Priesterhexe doch auch brennen sehen. Hätte sich lange darauf gefreuet, und wenn er sie nicht fahren ließe, wölle sie ihme Eins auf sein Maul geben, etc.
Also gebehrdete sich das grobe und unflätige Volk umb unsern Wagen und da sie nicht wußten, was un¬ terwegen geariviret, liefen sie so nahe gegen uns, daß das Wagenrad einem Jungen über seinen Fuß ging, kamen auch, und insonderheit die Mädkens wiederumb an, und befühleten meinem Töchterlein ihre Kleider, woll¬ ten ihre Schuhe und Strümpfe aber auch sehen und frageten wie ihr zu Muthe wär, item ein Kerl: ob sie eins trinken wölle, und was sie sonsten mehr für Nar¬ rentheidinge trieben, so daß sie letzlich, und als Etzliche kamen und sie um ihren Kranz, und die güldene Kette
tinus ſchüttelte ungläubig mit ſeinem Kopf und ſagte: Der Teufel muß dir viel verſprochen haben, daß du bis an dein Ende alſo verſtockt bleibeſt, und den Herren deinen Gott läſterſt, aber harre! du wirſt bald mit Schrecken gewahr werden, daß er ein Vater der Lügen iſt, Joh. am achten. Als er ſolches und ein Mehres geſaget kamen wir in Uekeritze an, wo alles Volk Groß und Klein wieder aus den Thüren ſtürzete, auch Jakob Schwarten ſein Weib, ſo in der letzten Nacht, wie wir vernahmen, nur ihre Niederkunft gehalten. Und kam ihr Kerl ihr vergeblich nachgerannt umb ſie aufzuhalten. Sie ſagte: er wäre ein Narr, das wäre ſchon ſo lange her, und ſölle ſie den Berg auf ihren Knieen hinauf¬ kriechen, ſo wölle ſie die Prieſterhexe doch auch brennen ſehen. Hätte ſich lange darauf gefreuet, und wenn er ſie nicht fahren ließe, wölle ſie ihme Eins auf ſein Maul geben, etc.
Alſo gebehrdete ſich das grobe und unflätige Volk umb unſern Wagen und da ſie nicht wußten, was un¬ terwegen geariviret, liefen ſie ſo nahe gegen uns, daß das Wagenrad einem Jungen über ſeinen Fuß ging, kamen auch, und inſonderheit die Mädkens wiederumb an, und befühleten meinem Töchterlein ihre Kleider, woll¬ ten ihre Schuhe und Strümpfe aber auch ſehen und frageten wie ihr zu Muthe wär, item ein Kerl: ob ſie eins trinken wölle, und was ſie ſonſten mehr für Nar¬ rentheidinge trieben, ſo daß ſie letzlich, und als Etzliche kamen und ſie um ihren Kranz, und die güldene Kette
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tinus ſchüttelte ungläubig mit ſeinem Kopf und ſagte:
Der Teufel muß dir viel verſprochen haben, daß du bis
an dein Ende alſo verſtockt bleibeſt, und den Herren
deinen Gott läſterſt, aber harre! du wirſt bald mit
Schrecken gewahr werden, daß er ein Vater der Lügen
iſt, Joh. am achten. Als er ſolches und ein Mehres
geſaget kamen wir in Uekeritze an, wo alles Volk Groß
und Klein wieder aus den Thüren ſtürzete, auch Jakob
Schwarten ſein Weib, ſo in der letzten Nacht, wie wir
vernahmen, nur ihre Niederkunft gehalten. Und kam
ihr Kerl ihr vergeblich nachgerannt umb ſie aufzuhalten.
Sie ſagte: er wäre ein Narr, das wäre ſchon ſo lange
her, und ſölle ſie den Berg auf ihren Knieen hinauf¬
kriechen, ſo wölle ſie die Prieſterhexe doch auch brennen
ſehen. Hätte ſich lange darauf gefreuet, und wenn er
ſie nicht fahren ließe, wölle ſie ihme Eins auf ſein Maul
geben, etc.
Alſo gebehrdete ſich das grobe und unflätige Volk
umb unſern Wagen und da ſie nicht wußten, was un¬
terwegen geariviret, liefen ſie ſo nahe gegen uns, daß
das Wagenrad einem Jungen über ſeinen Fuß ging,
kamen auch, und inſonderheit die Mädkens wiederumb
an, und befühleten meinem Töchterlein ihre Kleider, woll¬
ten ihre Schuhe und Strümpfe aber auch ſehen und
frageten wie ihr zu Muthe wär, item ein Kerl: ob ſie
eins trinken wölle, und was ſie ſonſten mehr für Nar¬
rentheidinge trieben, ſo daß ſie letzlich, und als Etzliche
kamen und ſie um ihren Kranz, und die güldene Kette
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/276>, abgerufen am 24.11.2024.
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