Mutterkind für solches Ende und Jesu Christi unsers lieben Herrn und Heilandes willen, Amen.
Als ich mich in etwas wieder verhohlet, was aber, lange dauerte, inmaßen mein Blut zu Eis geronnen, und meine Füße so steif wie ein Stock waren, hub ich an nach dem dreusten Büttel zu schreien, welcher aber nicht mehr im Gefängniß war. Solches nahm mich ein Wunder, da ich ihn doch kurz zuvorab noch gesehen, ehe denn der Wurmb kam und ahnete mir gleich nichts Gu¬ tes. Und also geschah es auch. Denn als er endlich auf mein Rufen hereinkam, und ich sagete: er möge das Aas auskarren lassen, so hier eben im Namen des Teufels verrecket wäre, that er ganz verwundert und als ich ihme zuhielt, er würde doch ein Zeugnüß able¬ gen für mein Töchterlein von wegen ihrer Unschuld, so die Vettel auf ihrem Todeslager bekennet, stellete er sich noch mehr verwundert und sprach: daß er Nichtes gehört hätte. Dieses stieß mir wie ein Schwert durch mein Herze und fiel ich draußen an einen Piler *) wo ich wohl eine ganze Zeit gestanden. Ging aber als ich wieder zu mir selbsten kam zu Dn. Consuli, welcher nach Usedom abfahren wollte und schon auf dem Wa¬ gen saß. Auf mein demüthig Bitten aber kam er wie¬ der in das Gerichtszimmer mit dem Camerario und Scriba herab, und verzählete ich anjetzo ihnen Allens was fürgefallen, und wie der gottlose Büttel leugne,
*) Pfeiler, plattdeutsch.
Mutterkind für ſolches Ende und Jeſu Chriſti unſers lieben Herrn und Heilandes willen, Amen.
Als ich mich in etwas wieder verhohlet, was aber, lange dauerte, inmaßen mein Blut zu Eis geronnen, und meine Füße ſo ſteif wie ein Stock waren, hub ich an nach dem dreuſten Büttel zu ſchreien, welcher aber nicht mehr im Gefängniß war. Solches nahm mich ein Wunder, da ich ihn doch kurz zuvorab noch geſehen, ehe denn der Wurmb kam und ahnete mir gleich nichts Gu¬ tes. Und alſo geſchah es auch. Denn als er endlich auf mein Rufen hereinkam, und ich ſagete: er möge das Aas auskarren laſſen, ſo hier eben im Namen des Teufels verrecket wäre, that er ganz verwundert und als ich ihme zuhielt, er würde doch ein Zeugnüß able¬ gen für mein Töchterlein von wegen ihrer Unſchuld, ſo die Vettel auf ihrem Todeslager bekennet, ſtellete er ſich noch mehr verwundert und ſprach: daß er Nichtes gehört hätte. Dieſes ſtieß mir wie ein Schwert durch mein Herze und fiel ich draußen an einen Piler *) wo ich wohl eine ganze Zeit geſtanden. Ging aber als ich wieder zu mir ſelbſten kam zu Dn. Consuli, welcher nach Uſedom abfahren wollte und ſchon auf dem Wa¬ gen ſaß. Auf mein demüthig Bitten aber kam er wie¬ der in das Gerichtszimmer mit dem Camerario und Scriba herab, und verzählete ich anjetzo ihnen Allens was fürgefallen, und wie der gottloſe Büttel leugne,
*) Pfeiler, plattdeutſch.
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Mutterkind für ſolches Ende und Jeſu Chriſti unſers
lieben Herrn und Heilandes willen, Amen.
Als ich mich in etwas wieder verhohlet, was aber,
lange dauerte, inmaßen mein Blut zu Eis geronnen,
und meine Füße ſo ſteif wie ein Stock waren, hub ich
an nach dem dreuſten Büttel zu ſchreien, welcher aber
nicht mehr im Gefängniß war. Solches nahm mich ein
Wunder, da ich ihn doch kurz zuvorab noch geſehen, ehe
denn der Wurmb kam und ahnete mir gleich nichts Gu¬
tes. Und alſo geſchah es auch. Denn als er endlich
auf mein Rufen hereinkam, und ich ſagete: er möge
das Aas auskarren laſſen, ſo hier eben im Namen des
Teufels verrecket wäre, that er ganz verwundert und
als ich ihme zuhielt, er würde doch ein Zeugnüß able¬
gen für mein Töchterlein von wegen ihrer Unſchuld, ſo
die Vettel auf ihrem Todeslager bekennet, ſtellete er
ſich noch mehr verwundert und ſprach: daß er Nichtes
gehört hätte. Dieſes ſtieß mir wie ein Schwert durch
mein Herze und fiel ich draußen an einen Piler *) wo
ich wohl eine ganze Zeit geſtanden. Ging aber als ich
wieder zu mir ſelbſten kam zu Dn. Consuli, welcher
nach Uſedom abfahren wollte und ſchon auf dem Wa¬
gen ſaß. Auf mein demüthig Bitten aber kam er wie¬
der in das Gerichtszimmer mit dem Camerario und
Scriba herab, und verzählete ich anjetzo ihnen Allens
was fürgefallen, und wie der gottloſe Büttel leugne,
*) Pfeiler, plattdeutſch.
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/234>, abgerufen am 25.11.2024.
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