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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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Q. Ob sie von dem Satan in Wochen gekommen,
oder einen Wechselbalg erzeuget und in welcher Gestalt?

R. Nein wäre nie geschehen.

Q. Ob ihr der böse Geist kein Zeichen oder Maal
an ihrem Leib geben und wo?

R. Die Maale hätte Ein ehrsam Gericht ja all¬
bereits gesehen.

Nunmehro seind wieder die Zaubereien im Dorf für¬
gekommen, so sie alle eingestanden. Doch hat sie Nich¬
tes wissen wöllen umb den alten Seden seinen Tod,
item umb der kleinen Paaschen ihre Krankheit, wie
letzlich, daß sie mit der Macht des bösen Feindes mein
Ackerstück umgehaket, und mir Raupen in meinem Kohl¬
garten gemacht. Und wiewohlen sie abermals mit der
Folter bedräuet worden, der Angstmann sie auch zum
Schein hat wieder auf die Bank setzen müssen und ihr
die Daumschrauben anlegen, ist sie doch standhaft ver¬
blieben, und hat gesprochen: was wöllet Ihr mich mar¬
tern, da ich doch weit schwerere Dinge bekennet, denn
diese sind, so mir nicht das Leben aufhalten werden wenn
ich sie leugne.

Dieses hat auch Ein ehrsam Gericht letzlich eingese¬
hen und sie wieder von der Marterbank heben lassen,
zumalen da sie den articulum principalem *) einge¬
standen, daß ihr Satan wahrhaftiglichen als ein Riese

xenprocessen vor, und wird unbegreiflicher Weise immer
mit "frigidum" beantwortet.
*) Hauptartikel.
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Q. Ob ſie von dem Satan in Wochen gekommen,
oder einen Wechſelbalg erzeuget und in welcher Geſtalt?

R. Nein wäre nie geſchehen.

Q. Ob ihr der böſe Geiſt kein Zeichen oder Maal
an ihrem Leib geben und wo?

R. Die Maale hätte Ein ehrſam Gericht ja all¬
bereits geſehen.

Nunmehro ſeind wieder die Zaubereien im Dorf für¬
gekommen, ſo ſie alle eingeſtanden. Doch hat ſie Nich¬
tes wiſſen wöllen umb den alten Seden ſeinen Tod,
item umb der kleinen Paaſchen ihre Krankheit, wie
letzlich, daß ſie mit der Macht des böſen Feindes mein
Ackerſtück umgehaket, und mir Raupen in meinem Kohl¬
garten gemacht. Und wiewohlen ſie abermals mit der
Folter bedräuet worden, der Angſtmann ſie auch zum
Schein hat wieder auf die Bank ſetzen müſſen und ihr
die Daumſchrauben anlegen, iſt ſie doch ſtandhaft ver¬
blieben, und hat geſprochen: was wöllet Ihr mich mar¬
tern, da ich doch weit ſchwerere Dinge bekennet, denn
dieſe ſind, ſo mir nicht das Leben aufhalten werden wenn
ich ſie leugne.

Dieſes hat auch Ein ehrſam Gericht letzlich eingeſe¬
hen und ſie wieder von der Marterbank heben laſſen,
zumalen da ſie den articulum principalem *) einge¬
ſtanden, daß ihr Satan wahrhaftiglichen als ein Rieſe

xenproceſſen vor, und wird unbegreiflicher Weiſe immer
mit „frigidum“ beantwortet.
*) Hauptartikel.
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[209/0225] Q. Ob ſie von dem Satan in Wochen gekommen, oder einen Wechſelbalg erzeuget und in welcher Geſtalt? R. Nein wäre nie geſchehen. Q. Ob ihr der böſe Geiſt kein Zeichen oder Maal an ihrem Leib geben und wo? R. Die Maale hätte Ein ehrſam Gericht ja all¬ bereits geſehen. Nunmehro ſeind wieder die Zaubereien im Dorf für¬ gekommen, ſo ſie alle eingeſtanden. Doch hat ſie Nich¬ tes wiſſen wöllen umb den alten Seden ſeinen Tod, item umb der kleinen Paaſchen ihre Krankheit, wie letzlich, daß ſie mit der Macht des böſen Feindes mein Ackerſtück umgehaket, und mir Raupen in meinem Kohl¬ garten gemacht. Und wiewohlen ſie abermals mit der Folter bedräuet worden, der Angſtmann ſie auch zum Schein hat wieder auf die Bank ſetzen müſſen und ihr die Daumſchrauben anlegen, iſt ſie doch ſtandhaft ver¬ blieben, und hat geſprochen: was wöllet Ihr mich mar¬ tern, da ich doch weit ſchwerere Dinge bekennet, denn dieſe ſind, ſo mir nicht das Leben aufhalten werden wenn ich ſie leugne. Dieſes hat auch Ein ehrſam Gericht letzlich eingeſe¬ hen und ſie wieder von der Marterbank heben laſſen, zumalen da ſie den articulum principalem *) einge¬ ſtanden, daß ihr Satan wahrhaftiglichen als ein Rieſe *) *) Hauptartikel. *) xenproceſſen vor, und wird unbegreiflicher Weiſe immer mit „frigidum“ beantwortet. 14

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/225>, abgerufen am 25.11.2024.