auf er dir als ein haarigter Riese erschienen und dich geherzet und geküsset?
Hierauf traten der alte Paassch, Witthahnsche und Zuter herfür und bezeugeten, daß solches umb Mitter¬ nacht geschehen und sie auf solch Bekenntnüß leben und sterben wöllten. Die alte Lise hätte sie in der Samb¬ stagsnacht bei 11 Uhren gewecket, ihnen einen Krug Bier fürgesetzet, und sie persuadirt der Priestertochter heimblich nachzugehen umb zu sehen, was sie in dem Berg thäte. Und hätten sie zu Anfang nit gewollt, aber umb der Zauberei im Dorf auf den Grund zu kom¬ men, hätten sie sich endlich nach einem andächtigen Ge¬ bet willig finden lassen und wären ihr in Gottes Na¬ men gefolget.
Hätten die Hexe auch bald durch das Buschwerk im Mondschein gesehen, wo sie gethan, als wenn sie ge¬ graben und laut in einer absonderlichen Sprachen ge¬ redet, worauf der grimmige Erzfeind plötzlich erschienen, und ihr umb den Hals gefallen. Nunmehro wären sie verstürzet fortgerannt und mit des allmächtigen Gottes Hülfe, auf den sie von Anbeginn ihr Vertrauen gesetzet, auch erhalten und beschützet worden vor der Macht des bösen Feindes. Denn wiewohlen er sich nach ihnen umb¬ gesehen, als es im Busch gerustert, hätte er ihnen doch nit schaden mögen.
Endlich wurde es meim armen Töchterlein auch noch als ein Crimen ausgelegt, daß sie unmächtig worden, als man sie von Coserow nacher Pudgla abgeführet und
auf er dir als ein haarigter Rieſe erſchienen und dich geherzet und geküſſet?
Hierauf traten der alte Paaſsch, Witthahnſche und Zuter herfür und bezeugeten, daß ſolches umb Mitter¬ nacht geſchehen und ſie auf ſolch Bekenntnüß leben und ſterben wöllten. Die alte Liſe hätte ſie in der Samb¬ ſtagsnacht bei 11 Uhren gewecket, ihnen einen Krug Bier fürgeſetzet, und ſie perſuadirt der Prieſtertochter heimblich nachzugehen umb zu ſehen, was ſie in dem Berg thäte. Und hätten ſie zu Anfang nit gewollt, aber umb der Zauberei im Dorf auf den Grund zu kom¬ men, hätten ſie ſich endlich nach einem andächtigen Ge¬ bet willig finden laſſen und wären ihr in Gottes Na¬ men gefolget.
Hätten die Hexe auch bald durch das Buſchwerk im Mondſchein geſehen, wo ſie gethan, als wenn ſie ge¬ graben und laut in einer abſonderlichen Sprachen ge¬ redet, worauf der grimmige Erzfeind plötzlich erſchienen, und ihr umb den Hals gefallen. Nunmehro wären ſie verſtürzet fortgerannt und mit des allmächtigen Gottes Hülfe, auf den ſie von Anbeginn ihr Vertrauen geſetzet, auch erhalten und beſchützet worden vor der Macht des böſen Feindes. Denn wiewohlen er ſich nach ihnen umb¬ geſehen, als es im Buſch geruſtert, hätte er ihnen doch nit ſchaden mögen.
Endlich wurde es meim armen Töchterlein auch noch als ein Crimen ausgelegt, daß ſie unmächtig worden, als man ſie von Coſerow nacher Pudgla abgeführet und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0194"n="178"/>
auf er dir als ein haarigter Rieſe erſchienen und dich<lb/>
geherzet und geküſſet?</p><lb/><p>Hierauf traten der alte Paaſsch, Witthahnſche und<lb/>
Zuter herfür und bezeugeten, daß ſolches umb Mitter¬<lb/>
nacht geſchehen und ſie auf ſolch Bekenntnüß leben und<lb/>ſterben wöllten. Die alte Liſe hätte ſie in der Samb¬<lb/>ſtagsnacht bei 11 Uhren gewecket, ihnen einen Krug<lb/>
Bier fürgeſetzet, und ſie perſuadirt der Prieſtertochter<lb/>
heimblich nachzugehen umb zu ſehen, was ſie in dem<lb/>
Berg thäte. Und hätten ſie zu Anfang nit gewollt,<lb/>
aber umb der Zauberei im Dorf auf den Grund zu kom¬<lb/>
men, hätten ſie ſich endlich nach einem andächtigen Ge¬<lb/>
bet willig finden laſſen und wären ihr in Gottes Na¬<lb/>
men gefolget.</p><lb/><p>Hätten die Hexe auch bald durch das Buſchwerk im<lb/>
Mondſchein geſehen, wo ſie gethan, als wenn ſie ge¬<lb/>
graben und laut in einer abſonderlichen Sprachen ge¬<lb/>
redet, worauf der grimmige Erzfeind plötzlich erſchienen,<lb/>
und ihr umb den Hals gefallen. Nunmehro wären ſie<lb/>
verſtürzet fortgerannt und mit des allmächtigen Gottes<lb/>
Hülfe, auf den ſie von Anbeginn ihr Vertrauen geſetzet,<lb/>
auch erhalten und beſchützet worden vor der Macht des<lb/>
böſen Feindes. Denn wiewohlen er ſich nach ihnen umb¬<lb/>
geſehen, als es im Buſch geruſtert, hätte er ihnen doch<lb/>
nit ſchaden mögen.</p><lb/><p>Endlich wurde es meim armen Töchterlein auch noch<lb/>
als ein <hirendition="#aq">Crimen</hi> ausgelegt, daß ſie unmächtig worden,<lb/>
als man ſie von Coſerow nacher Pudgla abgeführet und<lb/></p></div></body></text></TEI>
[178/0194]
auf er dir als ein haarigter Rieſe erſchienen und dich
geherzet und geküſſet?
Hierauf traten der alte Paaſsch, Witthahnſche und
Zuter herfür und bezeugeten, daß ſolches umb Mitter¬
nacht geſchehen und ſie auf ſolch Bekenntnüß leben und
ſterben wöllten. Die alte Liſe hätte ſie in der Samb¬
ſtagsnacht bei 11 Uhren gewecket, ihnen einen Krug
Bier fürgeſetzet, und ſie perſuadirt der Prieſtertochter
heimblich nachzugehen umb zu ſehen, was ſie in dem
Berg thäte. Und hätten ſie zu Anfang nit gewollt,
aber umb der Zauberei im Dorf auf den Grund zu kom¬
men, hätten ſie ſich endlich nach einem andächtigen Ge¬
bet willig finden laſſen und wären ihr in Gottes Na¬
men gefolget.
Hätten die Hexe auch bald durch das Buſchwerk im
Mondſchein geſehen, wo ſie gethan, als wenn ſie ge¬
graben und laut in einer abſonderlichen Sprachen ge¬
redet, worauf der grimmige Erzfeind plötzlich erſchienen,
und ihr umb den Hals gefallen. Nunmehro wären ſie
verſtürzet fortgerannt und mit des allmächtigen Gottes
Hülfe, auf den ſie von Anbeginn ihr Vertrauen geſetzet,
auch erhalten und beſchützet worden vor der Macht des
böſen Feindes. Denn wiewohlen er ſich nach ihnen umb¬
geſehen, als es im Buſch geruſtert, hätte er ihnen doch
nit ſchaden mögen.
Endlich wurde es meim armen Töchterlein auch noch
als ein Crimen ausgelegt, daß ſie unmächtig worden,
als man ſie von Coſerow nacher Pudgla abgeführet und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/194>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.