von ihr ein Küßeken zu verlangen. Aber ehbevor ich noch kunnte zu Worte kommen, riß sie sich loß und rief: ei du böser Schalk, soll ichs dem Gerichte klagen, hastu vergessen, was du schon aufgeladen? worauf er aber la¬ chend zur Antwort gab: "kick, kiek, wo vet *)" und nunmehro fortfuhr, sie zu persuadiren, daß sie sich sölle williger finden lassen, und ihren eignen Vortheil nicht vergessen. Denn er hab es eben so gut mit ihr im Sinn, als sein Herr, sie möge es gläuben oder nicht, und was er weiters skandalisirte und ich überhöret hab. Denn ich nahm mein Töchterlein auf meinen Schooß und legte mein Haubt in ihren Nacken und so saßen wir stille und weineten.
*) Sieh, sieh, wie spröde!
von ihr ein Küßeken zu verlangen. Aber ehbevor ich noch kunnte zu Worte kommen, riß ſie ſich loß und rief: ei du böſer Schalk, ſoll ichs dem Gerichte klagen, haſtu vergeſſen, was du ſchon aufgeladen? worauf er aber la¬ chend zur Antwort gab: „kick, kiek, wo vet *)" und nunmehro fortfuhr, ſie zu perſuadiren, daß ſie ſich ſölle williger finden laſſen, und ihren eignen Vortheil nicht vergeſſen. Denn er hab es eben ſo gut mit ihr im Sinn, als ſein Herr, ſie möge es gläuben oder nicht, und was er weiters ſkandaliſirte und ich überhöret hab. Denn ich nahm mein Töchterlein auf meinen Schooß und legte mein Haubt in ihren Nacken und ſo ſaßen wir ſtille und weineten.
*) Sieh, ſieh, wie ſpröde!
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von ihr ein Küßeken zu verlangen. Aber ehbevor ich
noch kunnte zu Worte kommen, riß ſie ſich loß und rief:
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vergeſſen, was du ſchon aufgeladen? worauf er aber la¬
chend zur Antwort gab: „kick, kiek, wo vet *)" und
nunmehro fortfuhr, ſie zu perſuadiren, daß ſie ſich ſölle
williger finden laſſen, und ihren eignen Vortheil nicht
vergeſſen. Denn er hab es eben ſo gut mit ihr im Sinn,
als ſein Herr, ſie möge es gläuben oder nicht, und was
er weiters ſkandaliſirte und ich überhöret hab. Denn
ich nahm mein Töchterlein auf meinen Schooß und legte
mein Haubt in ihren Nacken und ſo ſaßen wir ſtille und
weineten.
*) Sieh, ſieh, wie ſpröde!
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/186>, abgerufen am 21.11.2024.
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