sehen auf mein Haus und meine Wirthschaft haben, bis ich wiederkäm. Möchten auch fleißig vor mich und mein Töchterlein beten, daß der leidige Satan, so lange Zeit wie ein brüllender Löwe in unserm Dorf umbhergangen, und nun mich selbsten zu verschlingen drohe, seinen Wil¬ len nicht vollenführete, sondern mich und mein Kind ver¬ lassen müßte, wie den unschuldigen Heiland in der Wü¬ sten. Aber hiezu sagete Niemand nichts, besondern als wir wegk fuhren, hörete ich gar wohl, daß Viele hin¬ ter uns ausspieen und Einer sagte: (mein Töchterlein meinete, es wäre Berowsche ihre Stimme gewest) "wi willen di lewer Föhr unter dem Rock böten, as vör di beden *). Seufzeten noch über solche Reden, als wir gen den Kirchhof kamen, wo die vermaledeyete Hexe Lise Kolken in ihrer Hausthüren saß, ihr Gesangbuch für Augen und laut das Lied: "Gott der wohn' uns bei" quäckete, als wir fürüberfuhren, welches mein arm Töchterlein also verdroß, daß sie unmächtig wurd, und mir wie todt auf den Leib fiel. Bat also den Gut¬ scher zu halten, und schriee der alten Lisen zu, daß sie uns sölle einen Topf mit Wasser bringen; aber sie thät, als könne sie nit hören, und fuhr fort zu singen daß es schallte. Dannenhero sprang der Büttel ab, und lief auf mein Begehr in mein Haus zurück, umb einen Topf mit Wasser zu hohlen, kam auch alsobald wieder mit dem
*) Wir wollen dir lieber Feuer unter dem Rock anlegen, als für dich beten.
ſehen auf mein Haus und meine Wirthſchaft haben, bis ich wiederkäm. Möchten auch fleißig vor mich und mein Töchterlein beten, daß der leidige Satan, ſo lange Zeit wie ein brüllender Löwe in unſerm Dorf umbhergangen, und nun mich ſelbſten zu verſchlingen drohe, ſeinen Wil¬ len nicht vollenführete, ſondern mich und mein Kind ver¬ laſſen müßte, wie den unſchuldigen Heiland in der Wü¬ ſten. Aber hiezu ſagete Niemand nichts, beſondern als wir wegk fuhren, hörete ich gar wohl, daß Viele hin¬ ter uns ausſpieen und Einer ſagte: (mein Töchterlein meinete, es wäre Berowſche ihre Stimme geweſt) „wi willen di lewer Föhr unter dem Rock böten, as vör di beden *). Seufzeten noch über ſolche Reden, als wir gen den Kirchhof kamen, wo die vermaledeyete Hexe Liſe Kolken in ihrer Hausthüren ſaß, ihr Geſangbuch für Augen und laut das Lied: „Gott der wohn’ uns bei” quäckete, als wir fürüberfuhren, welches mein arm Töchterlein alſo verdroß, daß ſie unmächtig wurd, und mir wie todt auf den Leib fiel. Bat alſo den Gut¬ ſcher zu halten, und ſchriee der alten Liſen zu, daß ſie uns ſölle einen Topf mit Waſſer bringen; aber ſie thät, als könne ſie nit hören, und fuhr fort zu ſingen daß es ſchallte. Dannenhero ſprang der Büttel ab, und lief auf mein Begehr in mein Haus zurück, umb einen Topf mit Waſſer zu hohlen, kam auch alſobald wieder mit dem
*) Wir wollen dir lieber Feuer unter dem Rock anlegen, als für dich beten.
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ſehen auf mein Haus und meine Wirthſchaft haben, bis
ich wiederkäm. Möchten auch fleißig vor mich und mein
Töchterlein beten, daß der leidige Satan, ſo lange Zeit
wie ein brüllender Löwe in unſerm Dorf umbhergangen,
und nun mich ſelbſten zu verſchlingen drohe, ſeinen Wil¬
len nicht vollenführete, ſondern mich und mein Kind ver¬
laſſen müßte, wie den unſchuldigen Heiland in der Wü¬
ſten. Aber hiezu ſagete Niemand nichts, beſondern als
wir wegk fuhren, hörete ich gar wohl, daß Viele hin¬
ter uns ausſpieen und Einer ſagte: (mein Töchterlein
meinete, es wäre Berowſche ihre Stimme geweſt) „wi
willen di lewer Föhr unter dem Rock böten, as vör di
beden *). Seufzeten noch über ſolche Reden, als wir
gen den Kirchhof kamen, wo die vermaledeyete Hexe
Liſe Kolken in ihrer Hausthüren ſaß, ihr Geſangbuch
für Augen und laut das Lied: „Gott der wohn’
uns bei” quäckete, als wir fürüberfuhren, welches mein
arm Töchterlein alſo verdroß, daß ſie unmächtig wurd,
und mir wie todt auf den Leib fiel. Bat alſo den Gut¬
ſcher zu halten, und ſchriee der alten Liſen zu, daß ſie
uns ſölle einen Topf mit Waſſer bringen; aber ſie thät,
als könne ſie nit hören, und fuhr fort zu ſingen daß es
ſchallte. Dannenhero ſprang der Büttel ab, und lief auf
mein Begehr in mein Haus zurück, umb einen Topf mit
Waſſer zu hohlen, kam auch alſobald wieder mit dem
*) Wir wollen dir lieber Feuer unter dem Rock anlegen,
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/143>, abgerufen am 23.11.2024.
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