Jungfer mehr wäre, denn warumb es sonst jetzt nit mehr helfen sollte, wenn sie dem Viehe was gebrauchte, so es doch vorhero geholfen? Hätte wohl ihre Jungfer¬ schaft in dem Streckelberg gelassen, wohin sie diesen Früh¬ jahr so fleißig trottire, und wüßte Gott, wer selbige bekommen! Doch weiter sagt sie noch nichtes, und er¬ fuhren wir dies Allens nur hernachmals. Und ist wahr, daß mein Töchterlein diesen Frühjahr ist mit und ohne mich in den Streckelberg gespaziret, umb sich Blumen zu suchen, und in die liebe Sehe überzuschauen, wobei sie nach ihrer Weiß diejenigen Versus aus dem Vir¬ gilio so ihr am Besten gefallen, laut gerecitiret, (denn was sie ein paar Mal lase, das behielte sie auch.)
Und solche Gänge wegerte ich ihr auch nicht, denn Wülfe hatte es nicht mehr im Streckelberge, und wenn es auch noch einen hatte, so fleucht er vor dem Men¬ schen zur Sommerszeit. Doch nach dem Birnstein ver¬ bot ich ihr zu graben. Denn da er nunmehro schon zu tief fiele, und wir nicht wußten, wo wir mit dem Auf¬ wurf bleiben söllten, daß es nit verrathen würd, nahm ich mir für, den Herrn nicht zu versuchen, besondern zu warten, bis mein Fürrath am Gelde fast klein würde, bevorab wir wieder grüben.
Solliches thät sie aber nicht, wiewohl sie es verspro¬ chen, und ist aus diesem Ungehorsamb all unser Elend herfürgegangen. (Ach du lieber Gott, welch ein ernst Ding ist es doch umb dein heilig viertes Gebot!) Denn da Ehre Johannes Lampius von Crummin, so mich im Frühjahr
Jungfer mehr wäre, denn warumb es ſonſt jetzt nit mehr helfen ſollte, wenn ſie dem Viehe was gebrauchte, ſo es doch vorhero geholfen? Hätte wohl ihre Jungfer¬ ſchaft in dem Streckelberg gelaſſen, wohin ſie dieſen Früh¬ jahr ſo fleißig trottire, und wüßte Gott, wer ſelbige bekommen! Doch weiter ſagt ſie noch nichtes, und er¬ fuhren wir dies Allens nur hernachmals. Und iſt wahr, daß mein Töchterlein dieſen Frühjahr iſt mit und ohne mich in den Streckelberg geſpaziret, umb ſich Blumen zu ſuchen, und in die liebe Sehe überzuſchauen, wobei ſie nach ihrer Weiß diejenigen Versus aus dem Vir¬ gilio ſo ihr am Beſten gefallen, laut gerecitiret, (denn was ſie ein paar Mal laſe, das behielte ſie auch.)
Und ſolche Gänge wegerte ich ihr auch nicht, denn Wülfe hatte es nicht mehr im Streckelberge, und wenn es auch noch einen hatte, ſo fleucht er vor dem Men¬ ſchen zur Sommerszeit. Doch nach dem Birnſtein ver¬ bot ich ihr zu graben. Denn da er nunmehro ſchon zu tief fiele, und wir nicht wußten, wo wir mit dem Auf¬ wurf bleiben ſöllten, daß es nit verrathen würd, nahm ich mir für, den Herrn nicht zu verſuchen, beſondern zu warten, bis mein Fürrath am Gelde faſt klein würde, bevorab wir wieder grüben.
Solliches thät ſie aber nicht, wiewohl ſie es verſpro¬ chen, und iſt aus dieſem Ungehorſamb all unſer Elend herfürgegangen. (Ach du lieber Gott, welch ein ernſt Ding iſt es doch umb dein heilig viertes Gebot!) Denn da Ehre Johannes Lampius von Crummin, ſo mich im Frühjahr
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Jungfer mehr wäre, denn warumb es ſonſt jetzt nit mehr
helfen ſollte, wenn ſie dem Viehe was gebrauchte, ſo
es doch vorhero geholfen? Hätte wohl ihre Jungfer¬
ſchaft in dem Streckelberg gelaſſen, wohin ſie dieſen Früh¬
jahr ſo fleißig trottire, und wüßte Gott, wer ſelbige
bekommen! Doch weiter ſagt ſie noch nichtes, und er¬
fuhren wir dies Allens nur hernachmals. Und iſt wahr,
daß mein Töchterlein dieſen Frühjahr iſt mit und ohne
mich in den Streckelberg geſpaziret, umb ſich Blumen
zu ſuchen, und in die liebe Sehe überzuſchauen, wobei
ſie nach ihrer Weiß diejenigen Versus aus dem Vir¬
gilio ſo ihr am Beſten gefallen, laut gerecitiret, (denn
was ſie ein paar Mal laſe, das behielte ſie auch.)
Und ſolche Gänge wegerte ich ihr auch nicht, denn
Wülfe hatte es nicht mehr im Streckelberge, und wenn
es auch noch einen hatte, ſo fleucht er vor dem Men¬
ſchen zur Sommerszeit. Doch nach dem Birnſtein ver¬
bot ich ihr zu graben. Denn da er nunmehro ſchon zu
tief fiele, und wir nicht wußten, wo wir mit dem Auf¬
wurf bleiben ſöllten, daß es nit verrathen würd, nahm
ich mir für, den Herrn nicht zu verſuchen, beſondern zu
warten, bis mein Fürrath am Gelde faſt klein würde,
bevorab wir wieder grüben.
Solliches thät ſie aber nicht, wiewohl ſie es verſpro¬
chen, und iſt aus dieſem Ungehorſamb all unſer Elend
herfürgegangen. (Ach du lieber Gott, welch ein ernſt Ding
iſt es doch umb dein heilig viertes Gebot!) Denn da Ehre
Johannes Lampius von Crummin, ſo mich im Frühjahr
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/105>, abgerufen am 23.11.2024.
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