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Mayer, Adolf: Der Kapitalismus in der Gelehrtenwelt. In: Sammlung von Vorträgen für das deutsche Volk, VI, 7. Heidelberg, 1881.

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besserungsvorschläge hinauslaufen. Jst ein Privatdocent eine
gewisse Reihe von Jahren (3--5 etwa) thätig gewesen und
noch nicht durch eine Berufung in ein wirkliches Lehramt ein-
gerückt, so circulirt sein Name eo ipso d. h. ohne alles Zu-
thun seinerseits bei den entsprechenden Fakultäten aller Uni-
versitäten und jeder Ordinarius desselben Faches gibt eine
kleine Notiz über die fragliche Persönlichkeit, wozu ein besonderes
Studium der Arbeiten des Betreffenden in den meisten Fällen
keineswegs nöthig wäre, da ja einige Orientirung von vorn-
herein selbstverständlich ist. Jnnerhalb eines Semesters sind
die Stimmen gesammelt, und das Votum fällt, am zweck-
mäßigsten vielleicht mit Zweidrittelmajorität. Man mag da-
bei immerhin den Ordinarien der eigenen Universität, welche
mehr im Stande sind Charakter und Lehrbefähigung des Be-
treffenden zu beurtheilen, ein größeres Stimmgewicht ein-
räumen. Dasselbe dürfte nur nicht allzu groß sein. Hier-
gegen wird zunächst eingewendet werden, daß keine Regierung
der Welt es sich gefallen lassen könne, daß ihr bezahlte Be-
amten von außen her octroirt werden. Allein zunächst ist
nur davon die Rede, daß von Seiten eines sachverständigen
Forums an Stelle der Fakultäten der Einzeluniversitäten Vor-
schläge
an die Regierung geschehen sollen, formell nicht ein-
mal dieses, weil die Fakultäten das Majoritätsvotum ihrer-
seits zu vertreten hätten. Die Geldfrage aber wird noch be-
rührt werden.

Einen anderen Einwand aber, den ich erklingen höre,
lasse ich gar nicht gelten, den nämlich, daß dadurch ein un-
erträglicher Arbeitszuwachs auf die Ordinarien falle. Die
Arbeitslast würde wohl kaum größer sein als bisher, wo der
einzelne Sachverständige natürlich ein viel eingehenderes Stu-
dium der Arbeiten des Candidaten vornehmen und ein längeres


A. Mayer:
beſſerungsvorſchläge hinauslaufen. Jſt ein Privatdocent eine
gewiſſe Reihe von Jahren (3—5 etwa) thätig geweſen und
noch nicht durch eine Berufung in ein wirkliches Lehramt ein-
gerückt, ſo circulirt ſein Name eo ipso d. h. ohne alles Zu-
thun ſeinerſeits bei den entſprechenden Fakultäten aller Uni-
verſitäten und jeder Ordinarius desſelben Faches gibt eine
kleine Notiz über die fragliche Perſönlichkeit, wozu ein beſonderes
Studium der Arbeiten des Betreffenden in den meiſten Fällen
keineswegs nöthig wäre, da ja einige Orientirung von vorn-
herein ſelbſtverſtändlich iſt. Jnnerhalb eines Semeſters ſind
die Stimmen geſammelt, und das Votum fällt, am zweck-
mäßigſten vielleicht mit Zweidrittelmajorität. Man mag da-
bei immerhin den Ordinarien der eigenen Univerſität, welche
mehr im Stande ſind Charakter und Lehrbefähigung des Be-
treffenden zu beurtheilen, ein größeres Stimmgewicht ein-
räumen. Dasſelbe dürfte nur nicht allzu groß ſein. Hier-
gegen wird zunächſt eingewendet werden, daß keine Regierung
der Welt es ſich gefallen laſſen könne, daß ihr bezahlte Be-
amten von außen her octroirt werden. Allein zunächſt iſt
nur davon die Rede, daß von Seiten eines ſachverſtändigen
Forums an Stelle der Fakultäten der Einzeluniverſitäten Vor-
ſchläge
an die Regierung geſchehen ſollen, formell nicht ein-
mal dieſes, weil die Fakultäten das Majoritätsvotum ihrer-
ſeits zu vertreten hätten. Die Geldfrage aber wird noch be-
rührt werden.

Einen anderen Einwand aber, den ich erklingen höre,
laſſe ich gar nicht gelten, den nämlich, daß dadurch ein un-
erträglicher Arbeitszuwachs auf die Ordinarien falle. Die
Arbeitslaſt würde wohl kaum größer ſein als bisher, wo der
einzelne Sachverſtändige natürlich ein viel eingehenderes Stu-
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[196 [36]/0038] A. Mayer: beſſerungsvorſchläge hinauslaufen. Jſt ein Privatdocent eine gewiſſe Reihe von Jahren (3—5 etwa) thätig geweſen und noch nicht durch eine Berufung in ein wirkliches Lehramt ein- gerückt, ſo circulirt ſein Name eo ipso d. h. ohne alles Zu- thun ſeinerſeits bei den entſprechenden Fakultäten aller Uni- verſitäten und jeder Ordinarius desſelben Faches gibt eine kleine Notiz über die fragliche Perſönlichkeit, wozu ein beſonderes Studium der Arbeiten des Betreffenden in den meiſten Fällen keineswegs nöthig wäre, da ja einige Orientirung von vorn- herein ſelbſtverſtändlich iſt. Jnnerhalb eines Semeſters ſind die Stimmen geſammelt, und das Votum fällt, am zweck- mäßigſten vielleicht mit Zweidrittelmajorität. Man mag da- bei immerhin den Ordinarien der eigenen Univerſität, welche mehr im Stande ſind Charakter und Lehrbefähigung des Be- treffenden zu beurtheilen, ein größeres Stimmgewicht ein- räumen. Dasſelbe dürfte nur nicht allzu groß ſein. Hier- gegen wird zunächſt eingewendet werden, daß keine Regierung der Welt es ſich gefallen laſſen könne, daß ihr bezahlte Be- amten von außen her octroirt werden. Allein zunächſt iſt nur davon die Rede, daß von Seiten eines ſachverſtändigen Forums an Stelle der Fakultäten der Einzeluniverſitäten Vor- ſchläge an die Regierung geſchehen ſollen, formell nicht ein- mal dieſes, weil die Fakultäten das Majoritätsvotum ihrer- ſeits zu vertreten hätten. Die Geldfrage aber wird noch be- rührt werden. Einen anderen Einwand aber, den ich erklingen höre, laſſe ich gar nicht gelten, den nämlich, daß dadurch ein un- erträglicher Arbeitszuwachs auf die Ordinarien falle. Die Arbeitslaſt würde wohl kaum größer ſein als bisher, wo der einzelne Sachverſtändige natürlich ein viel eingehenderes Stu- dium der Arbeiten des Candidaten vornehmen und ein längeres

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Zitationshilfe: Mayer, Adolf: Der Kapitalismus in der Gelehrtenwelt. In: Sammlung von Vorträgen für das deutsche Volk, VI, 7. Heidelberg, 1881, S. 196 [36]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_kapitalismus_1881/38>, abgerufen am 22.11.2024.