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Mayer, Adolf: Der Kapitalismus in der Gelehrtenwelt. In: Sammlung von Vorträgen für das deutsche Volk, VI, 7. Heidelberg, 1881.

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Der Kapitalismus in der Gelehrtenwelt.
voraussichtlichen Directoren erbaut, und dies wäre auch zweck-
mäßig, wenn diese wie andere Staatsbeamte in der Folge die
Consequenzen eines verfehlten Schrittes am eigenen Leibe
empfinden müßten. Dies ist aber nicht der Fall, denn der
vermuthliche Director entzieht sich bei einem schreienden Miß-
griff der gerechten Rüge seiner Vorgesetzten durch -- einen Ruf
nach Außen. Kein Wunder also, wenn er auch, wo es Hun-
derttausende gilt, an den Neubauten alle möglichen gewagten
Experimente macht, wodurch wiederum die beschränkten Mittel
des Staates verschwendet werden.

Endlich liegt ja auf der Hand, daß in dem Markten um
den Arbeitspreis -- ich will nicht sagen, etwas Unwürdiges
liegt -- aber doch etwas, wozu gerade idealere Naturen sich
nur mit Widerstreben entschließen. Selbstredend werden dann
diese benachtheiligt, und der gemeine Speculationsgeist trägt
ceteris paribus den Sieg davon -- Verhältnisse, die man doch
gewiß auch nicht als wünschenswerthe wird bezeichnen können.



Es mag nun als ein Gegenstand müßiger Spielerei be-
trachtet werden, wenn hier einige positive Andeutungen zur
Heilung der aufgewiesenen Schäden gewagt werden sollen, da
die einzelne Stimme ohne entsprechende Autorität und ohne
Verbindung mit den gesetzgebenden Faktoren ja voraussichtlich
verhallen muß. Allein man soll nicht verzagen und gleich-
müthig das Körnchen Wahrheit, das man gefunden zu haben
glaubt, zum Besten geben.

Es kann auch hinzugesetzt werden, daß an sich leicht zu
helfen wäre, wenn es sich darum handelte neu zu gründende
Universitäten frei zu organisiren. Die Aufgabe wächst nur zur
wahren Herkulesarbeit heran, weil es sich um einen Kampf mit
dem Bestehenden handelt, mit dessen Form tausend Existenzen

Sammlg. v. Vorträgen. VI. 16


Der Kapitalismus in der Gelehrtenwelt.
vorausſichtlichen Directoren erbaut, und dies wäre auch zweck-
mäßig, wenn dieſe wie andere Staatsbeamte in der Folge die
Conſequenzen eines verfehlten Schrittes am eigenen Leibe
empfinden müßten. Dies iſt aber nicht der Fall, denn der
vermuthliche Director entzieht ſich bei einem ſchreienden Miß-
griff der gerechten Rüge ſeiner Vorgeſetzten durch — einen Ruf
nach Außen. Kein Wunder alſo, wenn er auch, wo es Hun-
derttauſende gilt, an den Neubauten alle möglichen gewagten
Experimente macht, wodurch wiederum die beſchränkten Mittel
des Staates verſchwendet werden.

Endlich liegt ja auf der Hand, daß in dem Markten um
den Arbeitspreis — ich will nicht ſagen, etwas Unwürdiges
liegt — aber doch etwas, wozu gerade idealere Naturen ſich
nur mit Widerſtreben entſchließen. Selbſtredend werden dann
dieſe benachtheiligt, und der gemeine Speculationsgeiſt trägt
ceteris paribus den Sieg davon — Verhältniſſe, die man doch
gewiß auch nicht als wünſchenswerthe wird bezeichnen können.



Es mag nun als ein Gegenſtand müßiger Spielerei be-
trachtet werden, wenn hier einige poſitive Andeutungen zur
Heilung der aufgewieſenen Schäden gewagt werden ſollen, da
die einzelne Stimme ohne entſprechende Autorität und ohne
Verbindung mit den geſetzgebenden Faktoren ja vorausſichtlich
verhallen muß. Allein man ſoll nicht verzagen und gleich-
müthig das Körnchen Wahrheit, das man gefunden zu haben
glaubt, zum Beſten geben.

Es kann auch hinzugeſetzt werden, daß an ſich leicht zu
helfen wäre, wenn es ſich darum handelte neu zu gründende
Univerſitäten frei zu organiſiren. Die Aufgabe wächſt nur zur
wahren Herkulesarbeit heran, weil es ſich um einen Kampf mit
dem Beſtehenden handelt, mit deſſen Form tauſend Exiſtenzen

Sammlg. v. Vorträgen. VI. 16
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[193 [33]/0035] Der Kapitalismus in der Gelehrtenwelt. vorausſichtlichen Directoren erbaut, und dies wäre auch zweck- mäßig, wenn dieſe wie andere Staatsbeamte in der Folge die Conſequenzen eines verfehlten Schrittes am eigenen Leibe empfinden müßten. Dies iſt aber nicht der Fall, denn der vermuthliche Director entzieht ſich bei einem ſchreienden Miß- griff der gerechten Rüge ſeiner Vorgeſetzten durch — einen Ruf nach Außen. Kein Wunder alſo, wenn er auch, wo es Hun- derttauſende gilt, an den Neubauten alle möglichen gewagten Experimente macht, wodurch wiederum die beſchränkten Mittel des Staates verſchwendet werden. Endlich liegt ja auf der Hand, daß in dem Markten um den Arbeitspreis — ich will nicht ſagen, etwas Unwürdiges liegt — aber doch etwas, wozu gerade idealere Naturen ſich nur mit Widerſtreben entſchließen. Selbſtredend werden dann dieſe benachtheiligt, und der gemeine Speculationsgeiſt trägt ceteris paribus den Sieg davon — Verhältniſſe, die man doch gewiß auch nicht als wünſchenswerthe wird bezeichnen können. Es mag nun als ein Gegenſtand müßiger Spielerei be- trachtet werden, wenn hier einige poſitive Andeutungen zur Heilung der aufgewieſenen Schäden gewagt werden ſollen, da die einzelne Stimme ohne entſprechende Autorität und ohne Verbindung mit den geſetzgebenden Faktoren ja vorausſichtlich verhallen muß. Allein man ſoll nicht verzagen und gleich- müthig das Körnchen Wahrheit, das man gefunden zu haben glaubt, zum Beſten geben. Es kann auch hinzugeſetzt werden, daß an ſich leicht zu helfen wäre, wenn es ſich darum handelte neu zu gründende Univerſitäten frei zu organiſiren. Die Aufgabe wächſt nur zur wahren Herkulesarbeit heran, weil es ſich um einen Kampf mit dem Beſtehenden handelt, mit deſſen Form tauſend Exiſtenzen Sammlg. v. Vorträgen. VI. 16

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Zitationshilfe: Mayer, Adolf: Der Kapitalismus in der Gelehrtenwelt. In: Sammlung von Vorträgen für das deutsche Volk, VI, 7. Heidelberg, 1881, S. 193 [33]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_kapitalismus_1881/35>, abgerufen am 22.11.2024.