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Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869.

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Folgerungen.

Auf der andern Seite sind China und Japan zu einer für
civilisirtere Völker höchst unappetitlichen11) Düngerwirthschaft ge-
nöthigt, einfach deßhalb, weil der Grad der Bevölkerung dieser
Länder, die Unfähigkeit ihrer Bewohner, sich ihre Nahrung zu einem
größeren Theile durch Handel mit auswärtigen Nationen zu er-
werben und endlich ganz besonders ihre naturwissenschaftliche Un-
wissenheit, die es unmöglich macht, Surrogate für die natürlichen
Dungstoffe aufzufinden, zu der absoluten Erhaltung des in den
Aeckern vorhandenen Düngerkapitals drängt.

Aber anstatt sich zu freuen darüber, daß unsere Kultur, unsere
Kenntnisse uns jenen positiven Genuß erlauben, den die Benutzung
eines englischen Water-closets gegenüber einem chinesischen Aborte
bietet, den wir überdies zu einem so billigen Preis erkaufen, will
man dort das Muster für unsere Düngerwirthschaft suchen und em-
pfiehlt die abscheulichen Gebräuche eines halbbarbarischen, tief unter
uns stehenden Volkes als höchst erreichbares Jdeal.

Hierin liegt wahrlich ein Maßstab für jene großartige Verirrung,
die bekämpfen zu müssen, das Resultat unserer Untersuchung war.

Aber, wird man fragen, liegt nicht dennoch in einer Dünger-
wirthschaft nach chinesischem Muster unsere einstige Zukunft?

Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß für ein jedes Land,
dessen Bevölkerung keiner stetigen Verminderung unterliegt, eine Zeit
kommen wird, in der der völlige Wiederersatz dringend geboten er-
scheint, denn selbst die durch Jahrhunderte währende stetige Einfuhr
von Nahrungsmitteln wird nur andere Länder um so schneller der
Nothwendigkeit eines solchen Wiederersatzes entgegenführen. Dieser
wird nun aber, wie jetzt in England, lange Zeiträume hindurch durch
Düngemittel, wie sie sich an manchen Orten der Erdoberfläche in

11) Ebendas. Th. I. p. 259.
Folgerungen.

Auf der andern Seite ſind China und Japan zu einer für
civiliſirtere Völker höchſt unappetitlichen11) Düngerwirthſchaft ge-
nöthigt, einfach deßhalb, weil der Grad der Bevölkerung dieſer
Länder, die Unfähigkeit ihrer Bewohner, ſich ihre Nahrung zu einem
größeren Theile durch Handel mit auswärtigen Nationen zu er-
werben und endlich ganz beſonders ihre naturwiſſenſchaftliche Un-
wiſſenheit, die es unmöglich macht, Surrogate für die natürlichen
Dungſtoffe aufzufinden, zu der abſoluten Erhaltung des in den
Aeckern vorhandenen Düngerkapitals drängt.

Aber anſtatt ſich zu freuen darüber, daß unſere Kultur, unſere
Kenntniſſe uns jenen poſitiven Genuß erlauben, den die Benutzung
eines engliſchen Water-cloſets gegenüber einem chineſiſchen Aborte
bietet, den wir überdies zu einem ſo billigen Preis erkaufen, will
man dort das Muſter für unſere Düngerwirthſchaft ſuchen und em-
pfiehlt die abſcheulichen Gebräuche eines halbbarbariſchen, tief unter
uns ſtehenden Volkes als höchſt erreichbares Jdeal.

Hierin liegt wahrlich ein Maßſtab für jene großartige Verirrung,
die bekämpfen zu müſſen, das Reſultat unſerer Unterſuchung war.

Aber, wird man fragen, liegt nicht dennoch in einer Dünger-
wirthſchaft nach chineſiſchem Muſter unſere einſtige Zukunft?

Es kann kein Zweifel darüber beſtehen, daß für ein jedes Land,
deſſen Bevölkerung keiner ſtetigen Verminderung unterliegt, eine Zeit
kommen wird, in der der völlige Wiedererſatz dringend geboten er-
ſcheint, denn ſelbſt die durch Jahrhunderte währende ſtetige Einfuhr
von Nahrungsmitteln wird nur andere Länder um ſo ſchneller der
Nothwendigkeit eines ſolchen Wiedererſatzes entgegenführen. Dieſer
wird nun aber, wie jetzt in England, lange Zeiträume hindurch durch
Düngemittel, wie ſie ſich an manchen Orten der Erdoberfläche in

11) Ebendaſ. Th. I. p. 259.
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[71/0081] Folgerungen. Auf der andern Seite ſind China und Japan zu einer für civiliſirtere Völker höchſt unappetitlichen 11) Düngerwirthſchaft ge- nöthigt, einfach deßhalb, weil der Grad der Bevölkerung dieſer Länder, die Unfähigkeit ihrer Bewohner, ſich ihre Nahrung zu einem größeren Theile durch Handel mit auswärtigen Nationen zu er- werben und endlich ganz beſonders ihre naturwiſſenſchaftliche Un- wiſſenheit, die es unmöglich macht, Surrogate für die natürlichen Dungſtoffe aufzufinden, zu der abſoluten Erhaltung des in den Aeckern vorhandenen Düngerkapitals drängt. Aber anſtatt ſich zu freuen darüber, daß unſere Kultur, unſere Kenntniſſe uns jenen poſitiven Genuß erlauben, den die Benutzung eines engliſchen Water-cloſets gegenüber einem chineſiſchen Aborte bietet, den wir überdies zu einem ſo billigen Preis erkaufen, will man dort das Muſter für unſere Düngerwirthſchaft ſuchen und em- pfiehlt die abſcheulichen Gebräuche eines halbbarbariſchen, tief unter uns ſtehenden Volkes als höchſt erreichbares Jdeal. Hierin liegt wahrlich ein Maßſtab für jene großartige Verirrung, die bekämpfen zu müſſen, das Reſultat unſerer Unterſuchung war. Aber, wird man fragen, liegt nicht dennoch in einer Dünger- wirthſchaft nach chineſiſchem Muſter unſere einſtige Zukunft? Es kann kein Zweifel darüber beſtehen, daß für ein jedes Land, deſſen Bevölkerung keiner ſtetigen Verminderung unterliegt, eine Zeit kommen wird, in der der völlige Wiedererſatz dringend geboten er- ſcheint, denn ſelbſt die durch Jahrhunderte währende ſtetige Einfuhr von Nahrungsmitteln wird nur andere Länder um ſo ſchneller der Nothwendigkeit eines ſolchen Wiedererſatzes entgegenführen. Dieſer wird nun aber, wie jetzt in England, lange Zeiträume hindurch durch Düngemittel, wie ſie ſich an manchen Orten der Erdoberfläche in 11) Ebendaſ. Th. I. p. 259.

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Zitationshilfe: Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_duengerkapital_1869/81>, abgerufen am 28.04.2024.