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Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869.

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Die Bedingungen des Pflanzenwachsthums.

Dies eigenthümliche Verhalten rührt wohl einfach daher, daß
die Pflanzenproduktion eine Produktion ist, die schon ohne das Ein-
greifen des Menschen vor sich geht und nur durch weitere Zufuhr
von Arbeit und Kapital gesteigert werden kann. Ein Boden kann
deßhalb eine Rente gewähren, auch ohne daß erheblich Kapital und
Arbeit auf demselben Verwendung findet und auch bei Verwendung
dieser Produktionsfaktoren ist ein Theil des Ertrags nicht abzu-
leiten aus der Verwendung derselben. Gerade deßhalb fand die
Nationalökonomie Veranlassung, neben diesen beiden Faktoren der
Pflanzenproduktion noch einen dritten zu unterscheiden, den sie als
"Grundstücke" bezeichnete und welchen in einzelne Fruchtbarkeits-
bedingungen zu zerlegen, wir uns zur Aufgabe gemacht hatten.

Diese Zerlegung wird uns nun dazu befähigen, zu entscheiden,
warum dieser Faktor so hartnäckig vom Kapital getrennt wird, da
er doch aneignungsfähig ist, einen Tauschwerth besitzt, warum man
nicht einen Acker betrachtet, wie ein von der Natur errichtetes Fabrik-
gebäude, das mit den zu einer gewissen Produktion erforderlichen
Rohstoffen versehen ist. Wir werden dann mit der Erledigung die-
ser Frage zu der Einsicht gelangen, daß ein Theil jenes Faktors
"Grundstücke" sich thatsächlich wie ein Kapital verhält.

Die im Boden enthaltenen Pflanzennährstoffe, sowie jene physi-
kalischen Fruchtbarkeitsbedingungen verhalten sich genau wie ein
solches Fabrikgebäude, das mit Rohstoffen naturgemäß versehen ist.
Ein solches könnte nun aber unbedenklich als Kapital betrachtet wer-
den, gleichviel ob es durch Menschenarbeit hergestellt oder durch
irgend ein Naturereigniß Entstehung genommen hätte23), und so
sind wir nicht blos berechtigt, sondern sogar verpflichtet, den oben
genannten Theil der durch ein Grundstück repräsentirten Fruchtbar-

23) Die Auffindung einer mit fossilen Brennstoffen erfüllten Höhle,
die sich zum Fabrikbetriebe eignete, wäre nicht einmal undenkbar.
Die Bedingungen des Pflanzenwachsthums.

Dies eigenthümliche Verhalten rührt wohl einfach daher, daß
die Pflanzenproduktion eine Produktion iſt, die ſchon ohne das Ein-
greifen des Menſchen vor ſich geht und nur durch weitere Zufuhr
von Arbeit und Kapital geſteigert werden kann. Ein Boden kann
deßhalb eine Rente gewähren, auch ohne daß erheblich Kapital und
Arbeit auf demſelben Verwendung findet und auch bei Verwendung
dieſer Produktionsfaktoren iſt ein Theil des Ertrags nicht abzu-
leiten aus der Verwendung derſelben. Gerade deßhalb fand die
Nationalökonomie Veranlaſſung, neben dieſen beiden Faktoren der
Pflanzenproduktion noch einen dritten zu unterſcheiden, den ſie als
„Grundſtücke“ bezeichnete und welchen in einzelne Fruchtbarkeits-
bedingungen zu zerlegen, wir uns zur Aufgabe gemacht hatten.

Dieſe Zerlegung wird uns nun dazu befähigen, zu entſcheiden,
warum dieſer Faktor ſo hartnäckig vom Kapital getrennt wird, da
er doch aneignungsfähig iſt, einen Tauſchwerth beſitzt, warum man
nicht einen Acker betrachtet, wie ein von der Natur errichtetes Fabrik-
gebäude, das mit den zu einer gewiſſen Produktion erforderlichen
Rohſtoffen verſehen iſt. Wir werden dann mit der Erledigung die-
ſer Frage zu der Einſicht gelangen, daß ein Theil jenes Faktors
„Grundſtücke“ ſich thatſächlich wie ein Kapital verhält.

Die im Boden enthaltenen Pflanzennährſtoffe, ſowie jene phyſi-
kaliſchen Fruchtbarkeitsbedingungen verhalten ſich genau wie ein
ſolches Fabrikgebäude, das mit Rohſtoffen naturgemäß verſehen iſt.
Ein ſolches könnte nun aber unbedenklich als Kapital betrachtet wer-
den, gleichviel ob es durch Menſchenarbeit hergeſtellt oder durch
irgend ein Naturereigniß Entſtehung genommen hätte23), und ſo
ſind wir nicht blos berechtigt, ſondern ſogar verpflichtet, den oben
genannten Theil der durch ein Grundſtück repräſentirten Fruchtbar-

23) Die Auffindung einer mit foſſilen Brennſtoffen erfüllten Höhle,
die ſich zum Fabrikbetriebe eignete, wäre nicht einmal undenkbar.
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[21/0031] Die Bedingungen des Pflanzenwachsthums. Dies eigenthümliche Verhalten rührt wohl einfach daher, daß die Pflanzenproduktion eine Produktion iſt, die ſchon ohne das Ein- greifen des Menſchen vor ſich geht und nur durch weitere Zufuhr von Arbeit und Kapital geſteigert werden kann. Ein Boden kann deßhalb eine Rente gewähren, auch ohne daß erheblich Kapital und Arbeit auf demſelben Verwendung findet und auch bei Verwendung dieſer Produktionsfaktoren iſt ein Theil des Ertrags nicht abzu- leiten aus der Verwendung derſelben. Gerade deßhalb fand die Nationalökonomie Veranlaſſung, neben dieſen beiden Faktoren der Pflanzenproduktion noch einen dritten zu unterſcheiden, den ſie als „Grundſtücke“ bezeichnete und welchen in einzelne Fruchtbarkeits- bedingungen zu zerlegen, wir uns zur Aufgabe gemacht hatten. Dieſe Zerlegung wird uns nun dazu befähigen, zu entſcheiden, warum dieſer Faktor ſo hartnäckig vom Kapital getrennt wird, da er doch aneignungsfähig iſt, einen Tauſchwerth beſitzt, warum man nicht einen Acker betrachtet, wie ein von der Natur errichtetes Fabrik- gebäude, das mit den zu einer gewiſſen Produktion erforderlichen Rohſtoffen verſehen iſt. Wir werden dann mit der Erledigung die- ſer Frage zu der Einſicht gelangen, daß ein Theil jenes Faktors „Grundſtücke“ ſich thatſächlich wie ein Kapital verhält. Die im Boden enthaltenen Pflanzennährſtoffe, ſowie jene phyſi- kaliſchen Fruchtbarkeitsbedingungen verhalten ſich genau wie ein ſolches Fabrikgebäude, das mit Rohſtoffen naturgemäß verſehen iſt. Ein ſolches könnte nun aber unbedenklich als Kapital betrachtet wer- den, gleichviel ob es durch Menſchenarbeit hergeſtellt oder durch irgend ein Naturereigniß Entſtehung genommen hätte 23), und ſo ſind wir nicht blos berechtigt, ſondern ſogar verpflichtet, den oben genannten Theil der durch ein Grundſtück repräſentirten Fruchtbar- 23) Die Auffindung einer mit foſſilen Brennſtoffen erfüllten Höhle, die ſich zum Fabrikbetriebe eignete, wäre nicht einmal undenkbar.

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Zitationshilfe: Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_duengerkapital_1869/31>, abgerufen am 21.11.2024.