Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Bedingungen des Pflanzenwachsthums.
dunkler Substanzen21) auf das Verhalten eines Bodens gegen Wärme,
durch Bodenbearbeitung auf dessen Lockerheit, durch Drainiren auf
dessen Durchlässigkeit eingewirkt werden -- durch Menschenarbeit
also und Kapital die physikalische Beschaffenheit gebessert werden.

Jn gleicher Weise und durchschnittlich mit weit größerm Erfolg
ist es möglich, durch wirthschaftliche Manipulationen auf das Vor-
handensein der Stoffe, die die Pflanze, um sich kräftig entwickeln
zu können, im Boden in gewissen Mengen vorfinden muß, hinzu-
wirken. Der wesentlichste Zweck der Düngung liegt gerade in der
Zufuhr dieser Nährstoffe und das Kapital, das für Düngung ver-
ausgabt wird, bildet für weitaus die meisten Betriebsmethoden den
größten Theil des überhaupt zur landwirthschaftlichen Pflanzenproduk-
tion verwendeten Kapitals.

Diese Bedingungen des Pflanzenwachsthums stehen also in
Bezug auf die wirthschaftliche Möglichkeit ihrer Abänderung im
erassesten Gegensatz zu jenen Bedingungen, für deren Abänderung
wir der Menschenhand keine irgendwie erhebliche Fähigkeit zugestehen
konnten, zu den Sonnenstrahlen.

Jn dieser einseitigen Möglichkeit der Vermehrung gewisser im
Boden vorhandener Bedingungen des Pflanzenwuchses durch Ver-
wendung von Menschenarbeit und Kapital, während wir auf andere
solcher Bedingungen durch Verwendung jener Produktionsfaktoren
nicht einzuwirken vermögen, liegt der Grund für die längst bekannte
Thatsache, daß es nicht möglich ist, durch beliebig große Jnten-
sivirung des Betriebs die Produktion von Pflanzensubstanz beliebig
zu steigern, daß einer weiteren Verwendung von Arbeit und Kapital
immer geringere Mehrproduktionen entsprechen.

21) Jn den Weinbergen der bayerischen Pfalz ist Aufbringen von
Basaltschutt üblich, ein Verfahren, dessen Zweck unmöglich in einer Kali-
düngung (jener Basalt enthält nur geringe Mengen Kali) gesucht werden kann.
2*

Die Bedingungen des Pflanzenwachsthums.
dunkler Subſtanzen21) auf das Verhalten eines Bodens gegen Wärme,
durch Bodenbearbeitung auf deſſen Lockerheit, durch Drainiren auf
deſſen Durchläſſigkeit eingewirkt werden — durch Menſchenarbeit
alſo und Kapital die phyſikaliſche Beſchaffenheit gebeſſert werden.

Jn gleicher Weiſe und durchſchnittlich mit weit größerm Erfolg
iſt es möglich, durch wirthſchaftliche Manipulationen auf das Vor-
handenſein der Stoffe, die die Pflanze, um ſich kräftig entwickeln
zu können, im Boden in gewiſſen Mengen vorfinden muß, hinzu-
wirken. Der weſentlichſte Zweck der Düngung liegt gerade in der
Zufuhr dieſer Nährſtoffe und das Kapital, das für Düngung ver-
ausgabt wird, bildet für weitaus die meiſten Betriebsmethoden den
größten Theil des überhaupt zur landwirthſchaftlichen Pflanzenproduk-
tion verwendeten Kapitals.

Dieſe Bedingungen des Pflanzenwachsthums ſtehen alſo in
Bezug auf die wirthſchaftliche Möglichkeit ihrer Abänderung im
eraſſeſten Gegenſatz zu jenen Bedingungen, für deren Abänderung
wir der Menſchenhand keine irgendwie erhebliche Fähigkeit zugeſtehen
konnten, zu den Sonnenſtrahlen.

Jn dieſer einſeitigen Möglichkeit der Vermehrung gewiſſer im
Boden vorhandener Bedingungen des Pflanzenwuchſes durch Ver-
wendung von Menſchenarbeit und Kapital, während wir auf andere
ſolcher Bedingungen durch Verwendung jener Produktionsfaktoren
nicht einzuwirken vermögen, liegt der Grund für die längſt bekannte
Thatſache, daß es nicht möglich iſt, durch beliebig große Jnten-
ſivirung des Betriebs die Produktion von Pflanzenſubſtanz beliebig
zu ſteigern, daß einer weiteren Verwendung von Arbeit und Kapital
immer geringere Mehrproduktionen entſprechen.

21) Jn den Weinbergen der bayeriſchen Pfalz iſt Aufbringen von
Baſaltſchutt üblich, ein Verfahren, deſſen Zweck unmöglich in einer Kali-
düngung (jener Baſalt enthält nur geringe Mengen Kali) geſucht werden kann.
2*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0029" n="19"/><fw place="top" type="header">Die Bedingungen des Pflanzenwachsthums.</fw><lb/>
dunkler Sub&#x017F;tanzen<note place="foot" n="21)">Jn den Weinbergen der bayeri&#x017F;chen Pfalz i&#x017F;t Aufbringen von<lb/>
Ba&#x017F;alt&#x017F;chutt üblich, ein Verfahren, de&#x017F;&#x017F;en Zweck unmöglich in einer Kali-<lb/>
düngung (jener Ba&#x017F;alt enthält nur geringe Mengen Kali) ge&#x017F;ucht werden kann.</note> auf das Verhalten eines Bodens gegen Wärme,<lb/>
durch Bodenbearbeitung auf de&#x017F;&#x017F;en Lockerheit, durch Drainiren auf<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Durchlä&#x017F;&#x017F;igkeit eingewirkt werden &#x2014; durch Men&#x017F;chenarbeit<lb/>
al&#x017F;o und Kapital die phy&#x017F;ikali&#x017F;che Be&#x017F;chaffenheit gebe&#x017F;&#x017F;ert werden.</p><lb/>
        <p>Jn gleicher Wei&#x017F;e und durch&#x017F;chnittlich mit weit größerm Erfolg<lb/>
i&#x017F;t es möglich, durch wirth&#x017F;chaftliche Manipulationen auf das Vor-<lb/>
handen&#x017F;ein der Stoffe, die die Pflanze, um &#x017F;ich kräftig entwickeln<lb/>
zu können, im Boden in gewi&#x017F;&#x017F;en Mengen vorfinden muß, hinzu-<lb/>
wirken. Der we&#x017F;entlich&#x017F;te Zweck der Düngung liegt gerade in der<lb/>
Zufuhr die&#x017F;er Nähr&#x017F;toffe und das Kapital, das für Düngung ver-<lb/>
ausgabt wird, bildet für weitaus die mei&#x017F;ten Betriebsmethoden den<lb/>
größten Theil des überhaupt zur landwirth&#x017F;chaftlichen Pflanzenproduk-<lb/>
tion verwendeten Kapitals.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e Bedingungen des Pflanzenwachsthums &#x017F;tehen al&#x017F;o in<lb/>
Bezug auf die wirth&#x017F;chaftliche Möglichkeit ihrer Abänderung im<lb/>
era&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Gegen&#x017F;atz zu jenen Bedingungen, für deren Abänderung<lb/>
wir der Men&#x017F;chenhand keine irgendwie erhebliche Fähigkeit zuge&#x017F;tehen<lb/>
konnten, zu den Sonnen&#x017F;trahlen.</p><lb/>
        <p>Jn die&#x017F;er ein&#x017F;eitigen Möglichkeit der Vermehrung gewi&#x017F;&#x017F;er im<lb/>
Boden vorhandener Bedingungen des Pflanzenwuch&#x017F;es durch Ver-<lb/>
wendung von Men&#x017F;chenarbeit und Kapital, während wir auf andere<lb/>
&#x017F;olcher Bedingungen durch Verwendung jener Produktionsfaktoren<lb/>
nicht einzuwirken vermögen, liegt der Grund für die läng&#x017F;t bekannte<lb/>
That&#x017F;ache, daß es nicht möglich i&#x017F;t, durch beliebig große Jnten-<lb/>
&#x017F;ivirung des Betriebs die Produktion von Pflanzen&#x017F;ub&#x017F;tanz beliebig<lb/>
zu &#x017F;teigern, daß einer weiteren Verwendung von Arbeit und Kapital<lb/>
immer geringere Mehrproduktionen ent&#x017F;prechen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">2*</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0029] Die Bedingungen des Pflanzenwachsthums. dunkler Subſtanzen 21) auf das Verhalten eines Bodens gegen Wärme, durch Bodenbearbeitung auf deſſen Lockerheit, durch Drainiren auf deſſen Durchläſſigkeit eingewirkt werden — durch Menſchenarbeit alſo und Kapital die phyſikaliſche Beſchaffenheit gebeſſert werden. Jn gleicher Weiſe und durchſchnittlich mit weit größerm Erfolg iſt es möglich, durch wirthſchaftliche Manipulationen auf das Vor- handenſein der Stoffe, die die Pflanze, um ſich kräftig entwickeln zu können, im Boden in gewiſſen Mengen vorfinden muß, hinzu- wirken. Der weſentlichſte Zweck der Düngung liegt gerade in der Zufuhr dieſer Nährſtoffe und das Kapital, das für Düngung ver- ausgabt wird, bildet für weitaus die meiſten Betriebsmethoden den größten Theil des überhaupt zur landwirthſchaftlichen Pflanzenproduk- tion verwendeten Kapitals. Dieſe Bedingungen des Pflanzenwachsthums ſtehen alſo in Bezug auf die wirthſchaftliche Möglichkeit ihrer Abänderung im eraſſeſten Gegenſatz zu jenen Bedingungen, für deren Abänderung wir der Menſchenhand keine irgendwie erhebliche Fähigkeit zugeſtehen konnten, zu den Sonnenſtrahlen. Jn dieſer einſeitigen Möglichkeit der Vermehrung gewiſſer im Boden vorhandener Bedingungen des Pflanzenwuchſes durch Ver- wendung von Menſchenarbeit und Kapital, während wir auf andere ſolcher Bedingungen durch Verwendung jener Produktionsfaktoren nicht einzuwirken vermögen, liegt der Grund für die längſt bekannte Thatſache, daß es nicht möglich iſt, durch beliebig große Jnten- ſivirung des Betriebs die Produktion von Pflanzenſubſtanz beliebig zu ſteigern, daß einer weiteren Verwendung von Arbeit und Kapital immer geringere Mehrproduktionen entſprechen. 21) Jn den Weinbergen der bayeriſchen Pfalz iſt Aufbringen von Baſaltſchutt üblich, ein Verfahren, deſſen Zweck unmöglich in einer Kali- düngung (jener Baſalt enthält nur geringe Mengen Kali) geſucht werden kann. 2*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_duengerkapital_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_duengerkapital_1869/29
Zitationshilfe: Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_duengerkapital_1869/29>, abgerufen am 18.12.2024.