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Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869.

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Das Düngerkapital und der Raubbau.
lich freie Gut unter der großen Reihe von Bedingungen, die zur
Pflanzenproduktion unerläßlich sind.

Die Kohlensäure, deren die grüne Pflanze zur Produktion von
organischer Substanz bedarf, ist dies freilich theilweise (soweit sie
der Atmosphäre entnommen wird) auch, theilweise aber in ihrer
für die Pflanze zur Verfügung stehenden Menge von der Beschaf-
fenheit des Bodens abhängig, so daß z. B. ein reichlich Kohlen-
säure-entwickelnder Boden lediglich durch diese Eigenschaft die Pflan-
zenproduktion zu steigern vermag.5)

Der Kohlensäure reiht sich in dieser Hinsicht auf's Engste der
gebundene Stickstoff (Ammoniak- oder salpetersaure Salze) an, der
bekanntlich theilweise direkt aus der Atmosphäre in die Pflanze
gelangt, theilweise mit dem Regenwasser den Weg durch den Boden
macht, in seiner Ansammlung mithin von der Beschaffenheit (Ab-
sorptionsfähigkeit)6) des Bodens abhängig sein muß, theilweise end-
lich in seiner zur Verfügung stehenden Menge durch den Düngungs-
zustand (natürlichen oder künstlichen) des Bodens bedingt ist. Also
auch dieser Nährstoff gehört nur theilweise zu den freien Gütern
und wohl noch in geringerem Verhältniß als die Kohlensäure, da
ein ergiebiges Wachsthum unserer Kulturgewächse im Allgemeinen
möglich ist ohne Kohlensäuredüngung, nicht aber ohne Stickstoff-
düngung.7) Jn der That ist auch der Stickstoff in Bezug auf Pflanzen-
ernährung weit seltner als die Kohlensäure als freies Gut betrachtet worden.

Das Wasser, das wir sonst im wirthschaftlichen Leben mit
nur wenig Ausnahmen als ein freies Gut zu betrachten gewöhnt

5) Auch von Liebig zugegeben. Die Chemie in ihrer Anwen-
dung etc. 1862. I. p. 143.
6) Absorption des Ammoniaks nachgewiesen durch Way, Henne-
berg
und Stohmann, Brustlein u. A. m.
7) Heiden a. a. O. B. I. p. 113 und E. Wolff. Prakt. Dünger-
lehre. 1868. p. 15. 16.

Das Düngerkapital und der Raubbau.
lich freie Gut unter der großen Reihe von Bedingungen, die zur
Pflanzenproduktion unerläßlich ſind.

Die Kohlenſäure, deren die grüne Pflanze zur Produktion von
organiſcher Subſtanz bedarf, iſt dies freilich theilweiſe (ſoweit ſie
der Atmoſphäre entnommen wird) auch, theilweiſe aber in ihrer
für die Pflanze zur Verfügung ſtehenden Menge von der Beſchaf-
fenheit des Bodens abhängig, ſo daß z. B. ein reichlich Kohlen-
ſäure-entwickelnder Boden lediglich durch dieſe Eigenſchaft die Pflan-
zenproduktion zu ſteigern vermag.5)

Der Kohlenſäure reiht ſich in dieſer Hinſicht auf’s Engſte der
gebundene Stickſtoff (Ammoniak- oder ſalpeterſaure Salze) an, der
bekanntlich theilweiſe direkt aus der Atmoſphäre in die Pflanze
gelangt, theilweiſe mit dem Regenwaſſer den Weg durch den Boden
macht, in ſeiner Anſammlung mithin von der Beſchaffenheit (Ab-
ſorptionsfähigkeit)6) des Bodens abhängig ſein muß, theilweiſe end-
lich in ſeiner zur Verfügung ſtehenden Menge durch den Düngungs-
zuſtand (natürlichen oder künſtlichen) des Bodens bedingt iſt. Alſo
auch dieſer Nährſtoff gehört nur theilweiſe zu den freien Gütern
und wohl noch in geringerem Verhältniß als die Kohlenſäure, da
ein ergiebiges Wachsthum unſerer Kulturgewächſe im Allgemeinen
möglich iſt ohne Kohlenſäuredüngung, nicht aber ohne Stickſtoff-
düngung.7) Jn der That iſt auch der Stickſtoff in Bezug auf Pflanzen-
ernährung weit ſeltner als die Kohlenſäure als freies Gut betrachtet worden.

Das Waſſer, das wir ſonſt im wirthſchaftlichen Leben mit
nur wenig Ausnahmen als ein freies Gut zu betrachten gewöhnt

5) Auch von Liebig zugegeben. Die Chemie in ihrer Anwen-
dung ꝛc. 1862. I. p. 143.
6) Abſorption des Ammoniaks nachgewieſen durch Way, Henne-
berg
und Stohmann, Bruſtlein u. A. m.
7) Heiden a. a. O. B. I. p. 113 und E. Wolff. Prakt. Dünger-
lehre. 1868. p. 15. 16.
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[4/0014] Das Düngerkapital und der Raubbau. lich freie Gut unter der großen Reihe von Bedingungen, die zur Pflanzenproduktion unerläßlich ſind. Die Kohlenſäure, deren die grüne Pflanze zur Produktion von organiſcher Subſtanz bedarf, iſt dies freilich theilweiſe (ſoweit ſie der Atmoſphäre entnommen wird) auch, theilweiſe aber in ihrer für die Pflanze zur Verfügung ſtehenden Menge von der Beſchaf- fenheit des Bodens abhängig, ſo daß z. B. ein reichlich Kohlen- ſäure-entwickelnder Boden lediglich durch dieſe Eigenſchaft die Pflan- zenproduktion zu ſteigern vermag. 5) Der Kohlenſäure reiht ſich in dieſer Hinſicht auf’s Engſte der gebundene Stickſtoff (Ammoniak- oder ſalpeterſaure Salze) an, der bekanntlich theilweiſe direkt aus der Atmoſphäre in die Pflanze gelangt, theilweiſe mit dem Regenwaſſer den Weg durch den Boden macht, in ſeiner Anſammlung mithin von der Beſchaffenheit (Ab- ſorptionsfähigkeit) 6) des Bodens abhängig ſein muß, theilweiſe end- lich in ſeiner zur Verfügung ſtehenden Menge durch den Düngungs- zuſtand (natürlichen oder künſtlichen) des Bodens bedingt iſt. Alſo auch dieſer Nährſtoff gehört nur theilweiſe zu den freien Gütern und wohl noch in geringerem Verhältniß als die Kohlenſäure, da ein ergiebiges Wachsthum unſerer Kulturgewächſe im Allgemeinen möglich iſt ohne Kohlenſäuredüngung, nicht aber ohne Stickſtoff- düngung. 7) Jn der That iſt auch der Stickſtoff in Bezug auf Pflanzen- ernährung weit ſeltner als die Kohlenſäure als freies Gut betrachtet worden. Das Waſſer, das wir ſonſt im wirthſchaftlichen Leben mit nur wenig Ausnahmen als ein freies Gut zu betrachten gewöhnt 5) Auch von Liebig zugegeben. Die Chemie in ihrer Anwen- dung ꝛc. 1862. I. p. 143. 6) Abſorption des Ammoniaks nachgewieſen durch Way, Henne- berg und Stohmann, Bruſtlein u. A. m. 7) Heiden a. a. O. B. I. p. 113 und E. Wolff. Prakt. Dünger- lehre. 1868. p. 15. 16.

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Zitationshilfe: Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_duengerkapital_1869/14>, abgerufen am 21.11.2024.