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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892].

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wiedersehe, Herr! Wir haben große Sorge um euch ge-
habt."

Ich erkannte sogleich in ihm einen der Männer,
welche gestern dem Melek glücklich entkommen waren, und
antwortete:

"Man hat uns wieder ergriffen, aber wir befinden
uns wohl. Wer ist euer Anführer?"

"Der Rais von Dalascha, und bei ihm ist der tapfere
Emir der Haddedihn vom Stamme der Schammar."

Das war mir lieb, zu hören; also hatte Mohammed
Emin doch, wie ich vermutet hatte, den Weg nach Gumri
gefunden und kam nun, uns zu befreien.

"Ich kenne den Rais von Dalascha nicht," sagte ich.
"Führe mich zu ihm!"

"Herr, er ist ein großer Krieger. Er kam gestern
am Abend, um den Bey zu besuchen, und da er hörte,
daß dieser gefangen sei, so schwur er, Lizan der Erde gleich
zu machen und alle seine Bewohner in die Hölle zu senden.
Jetzt ist er unterwegs, und wir gehen voran, damit er
nicht überrumpelt wird. Aber Herr, wo hast du dein
Pferd? Hat man es dir geraubt?"

"Nein, ich ließ es freiwillig zurück. Doch komm, und
führe mich!"

Ich nahm mein Tier am Zügel und folgte ihm. Wir
waren nicht viel über tausend Schritte gegangen, so stießen
wir auf eine Gruppe von Reitern, unter denen ich zu
meiner großen Freude Mohammed Emin erblickte. Er
befand sich zu Pferde und erkannte auch mich sofort.

"Hamdulillah," rief er, "Preis sei Gott, der mir die
Gnade giebt, dich wiederzusehen! Er hat dir den Pfad
erleuchtet, daß es dir glückte, diesen Nasarah zu entkom-
men. Aber," fügte er erschrocken hinzu -- "du bist ent-
flohen, ohne dein Pferd mitzunehmen?"

wiederſehe, Herr! Wir haben große Sorge um euch ge-
habt.“

Ich erkannte ſogleich in ihm einen der Männer,
welche geſtern dem Melek glücklich entkommen waren, und
antwortete:

„Man hat uns wieder ergriffen, aber wir befinden
uns wohl. Wer iſt euer Anführer?“

„Der Raïs von Dalaſcha, und bei ihm iſt der tapfere
Emir der Haddedihn vom Stamme der Schammar.“

Das war mir lieb, zu hören; alſo hatte Mohammed
Emin doch, wie ich vermutet hatte, den Weg nach Gumri
gefunden und kam nun, uns zu befreien.

„Ich kenne den Raïs von Dalaſcha nicht,“ ſagte ich.
„Führe mich zu ihm!“

„Herr, er iſt ein großer Krieger. Er kam geſtern
am Abend, um den Bey zu beſuchen, und da er hörte,
daß dieſer gefangen ſei, ſo ſchwur er, Lizan der Erde gleich
zu machen und alle ſeine Bewohner in die Hölle zu ſenden.
Jetzt iſt er unterwegs, und wir gehen voran, damit er
nicht überrumpelt wird. Aber Herr, wo haſt du dein
Pferd? Hat man es dir geraubt?“

„Nein, ich ließ es freiwillig zurück. Doch komm, und
führe mich!“

Ich nahm mein Tier am Zügel und folgte ihm. Wir
waren nicht viel über tauſend Schritte gegangen, ſo ſtießen
wir auf eine Gruppe von Reitern, unter denen ich zu
meiner großen Freude Mohammed Emin erblickte. Er
befand ſich zu Pferde und erkannte auch mich ſofort.

„Hamdulillah,“ rief er, „Preis ſei Gott, der mir die
Gnade giebt, dich wiederzuſehen! Er hat dir den Pfad
erleuchtet, daß es dir glückte, dieſen Naſarah zu entkom-
men. Aber,“ fügte er erſchrocken hinzu — „du biſt ent-
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[535/0549] wiederſehe, Herr! Wir haben große Sorge um euch ge- habt.“ Ich erkannte ſogleich in ihm einen der Männer, welche geſtern dem Melek glücklich entkommen waren, und antwortete: „Man hat uns wieder ergriffen, aber wir befinden uns wohl. Wer iſt euer Anführer?“ „Der Raïs von Dalaſcha, und bei ihm iſt der tapfere Emir der Haddedihn vom Stamme der Schammar.“ Das war mir lieb, zu hören; alſo hatte Mohammed Emin doch, wie ich vermutet hatte, den Weg nach Gumri gefunden und kam nun, uns zu befreien. „Ich kenne den Raïs von Dalaſcha nicht,“ ſagte ich. „Führe mich zu ihm!“ „Herr, er iſt ein großer Krieger. Er kam geſtern am Abend, um den Bey zu beſuchen, und da er hörte, daß dieſer gefangen ſei, ſo ſchwur er, Lizan der Erde gleich zu machen und alle ſeine Bewohner in die Hölle zu ſenden. Jetzt iſt er unterwegs, und wir gehen voran, damit er nicht überrumpelt wird. Aber Herr, wo haſt du dein Pferd? Hat man es dir geraubt?“ „Nein, ich ließ es freiwillig zurück. Doch komm, und führe mich!“ Ich nahm mein Tier am Zügel und folgte ihm. Wir waren nicht viel über tauſend Schritte gegangen, ſo ſtießen wir auf eine Gruppe von Reitern, unter denen ich zu meiner großen Freude Mohammed Emin erblickte. Er befand ſich zu Pferde und erkannte auch mich ſofort. „Hamdulillah,“ rief er, „Preis ſei Gott, der mir die Gnade giebt, dich wiederzuſehen! Er hat dir den Pfad erleuchtet, daß es dir glückte, dieſen Naſarah zu entkom- men. Aber,“ fügte er erſchrocken hinzu — „du biſt ent- flohen, ohne dein Pferd mitzunehmen?“

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Zitationshilfe: May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/549>, abgerufen am 04.12.2024.