"Das kann man nicht sagen, sondern man muß es zeigen."
"Zeige es uns!"
Dem Manne kam es nicht in den Sinn, daran zu denken, daß das kleine Ding ihm gefährlich werden könne.
"Du würdest es nicht begreifen," sagte ich.
"Warum nicht?"
"Weil du zuvor den Bau und die Behandlung des anderen Gewehres begriffen haben müßtest."
"Welches Gewehr meinst du?"
"Das zu deiner Rechten liegt."
Es war der Henrystutzen, den ich meinte. Er war ebenso wie die Revolver mit einer Sicherung versehen, welche der Mann nicht zu behandeln verstand.
"So erkläre es mir!" sagte er.
"Ich habe dir ja bereits gesagt, daß man dies nur zeigen muß!"
"Hier hast du das Gewehr!"
Er reichte es mir, und sobald ich es in meiner Hand fühlte, war es mir, als ob ich nichts mehr zu befürchten brauche.
"Gieb mir ein Messer, damit ich den Hahn öffnen kann," sagte ich nun.
Er gab mir ein Messer, und ich nahm es, schob die Sicherung mit der Spitze desselben zurück, obgleich ich dies mit dem leisesten Druck meines Fingers hätte thun können, und behielt das Messer dann noch in der Hand.
"Sage mir, was ich dir schießen soll?" hob ich nun an.
Er blickte sich um und sagte dann: "Bist du ein guter Schütze?"
„Ja.“
„Zum Schießen?“
„Ja.“
„Wie macht man es?“
„Das kann man nicht ſagen, ſondern man muß es zeigen.“
„Zeige es uns!“
Dem Manne kam es nicht in den Sinn, daran zu denken, daß das kleine Ding ihm gefährlich werden könne.
„Du würdeſt es nicht begreifen,“ ſagte ich.
„Warum nicht?“
„Weil du zuvor den Bau und die Behandlung des anderen Gewehres begriffen haben müßteſt.“
„Welches Gewehr meinſt du?“
„Das zu deiner Rechten liegt.“
Es war der Henryſtutzen, den ich meinte. Er war ebenſo wie die Revolver mit einer Sicherung verſehen, welche der Mann nicht zu behandeln verſtand.
„So erkläre es mir!“ ſagte er.
„Ich habe dir ja bereits geſagt, daß man dies nur zeigen muß!“
„Hier haſt du das Gewehr!“
Er reichte es mir, und ſobald ich es in meiner Hand fühlte, war es mir, als ob ich nichts mehr zu befürchten brauche.
„Gieb mir ein Meſſer, damit ich den Hahn öffnen kann,“ ſagte ich nun.
Er gab mir ein Meſſer, und ich nahm es, ſchob die Sicherung mit der Spitze desſelben zurück, obgleich ich dies mit dem leiſeſten Druck meines Fingers hätte thun können, und behielt das Meſſer dann noch in der Hand.
„Sage mir, was ich dir ſchießen ſoll?“ hob ich nun an.
Er blickte ſich um und ſagte dann: „Biſt du ein guter Schütze?“
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[459/0473]
„Ja.“
„Zum Schießen?“
„Ja.“
„Wie macht man es?“
„Das kann man nicht ſagen, ſondern man muß es zeigen.“
„Zeige es uns!“
Dem Manne kam es nicht in den Sinn, daran zu
denken, daß das kleine Ding ihm gefährlich werden könne.
„Du würdeſt es nicht begreifen,“ ſagte ich.
„Warum nicht?“
„Weil du zuvor den Bau und die Behandlung des
anderen Gewehres begriffen haben müßteſt.“
„Welches Gewehr meinſt du?“
„Das zu deiner Rechten liegt.“
Es war der Henryſtutzen, den ich meinte. Er war
ebenſo wie die Revolver mit einer Sicherung verſehen,
welche der Mann nicht zu behandeln verſtand.
„So erkläre es mir!“ ſagte er.
„Ich habe dir ja bereits geſagt, daß man dies nur
zeigen muß!“
„Hier haſt du das Gewehr!“
Er reichte es mir, und ſobald ich es in meiner Hand
fühlte, war es mir, als ob ich nichts mehr zu befürchten
brauche.
„Gieb mir ein Meſſer, damit ich den Hahn öffnen
kann,“ ſagte ich nun.
Er gab mir ein Meſſer, und ich nahm es, ſchob die
Sicherung mit der Spitze desſelben zurück, obgleich ich
dies mit dem leiſeſten Druck meines Fingers hätte thun
können, und behielt das Meſſer dann noch in der Hand.
„Sage mir, was ich dir ſchießen ſoll?“ hob ich nun an.
Er blickte ſich um und ſagte dann: „Biſt du ein
guter Schütze?“
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/473>, abgerufen am 25.11.2024.
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