"Nach Osten, näher nach Seraruh hinüber. Wir wollen aufbrechen."
Es wurden einige Männer mit den erbeuteten Tieren zurückgelassen; wir andern ritten weiter. Wir verließen den Wald und kamen in eine Schlucht hinab, in welcher ein Bach floß, dessen Ufern wir zu folgen hatten. Der Bey ritt mit den beiden Haddedihn bei den Führern an der Spitze des Zuges; Halef befand sich im dichtesten Haufen der Kurden, mit denen er sich mittels Gebärden zu unterhalten suchte, und ich ritt mit dem Engländer hinterher. Wir waren im Gespräche über irgend einen Gegenstand vertieft und merkten nicht, daß wir soweit zurückgeblieben waren, daß wir die Kurden nicht mehr sehen konnten. Da fiel ein Schuß vor uns.
"Was ist das?" fragte der Engländer. "Sind wir schon bei den Bären, Sir?"
"Wohl nicht."
"Wer schießt aber?"
"Werden es sehen; kommt!"
Da krachte eine ganze Salve, als ob der Schuß vorher nur als Signal gegolten habe. Wir setzten unsere Pferde in Galopp. Mein Rappe flog wie ein Pfeil über den schmierigen Boden, aber -- da blieb er mit dem Hufe an einer Schlingwurzel hangen; ich hatte sie gesehen und wollte ihn emporreißen, aber es war bereits zu spät. Er überschlug sich, und ich wurde weit aus dem Sattel ge- schleudert. Das war in zwei Tagen zum zweitenmale; aber ich fiel jetzt nicht so glücklich, wie gestern. Ich mußte mit dem Kopfe aufgefallen sein, oder ich hatte mir den Büchsenkolben an die Schläfe geschlagen -- ich blieb völlig besinnungslos liegen.
Als ich wieder zu mir kam, fühlte ich eine Er- schütterung, die mir den ganzen Körper schmerzen machte.
„Nach Oſten, näher nach Seraruh hinüber. Wir wollen aufbrechen.“
Es wurden einige Männer mit den erbeuteten Tieren zurückgelaſſen; wir andern ritten weiter. Wir verließen den Wald und kamen in eine Schlucht hinab, in welcher ein Bach floß, deſſen Ufern wir zu folgen hatten. Der Bey ritt mit den beiden Haddedihn bei den Führern an der Spitze des Zuges; Halef befand ſich im dichteſten Haufen der Kurden, mit denen er ſich mittels Gebärden zu unterhalten ſuchte, und ich ritt mit dem Engländer hinterher. Wir waren im Geſpräche über irgend einen Gegenſtand vertieft und merkten nicht, daß wir ſoweit zurückgeblieben waren, daß wir die Kurden nicht mehr ſehen konnten. Da fiel ein Schuß vor uns.
„Was iſt das?“ fragte der Engländer. „Sind wir ſchon bei den Bären, Sir?“
„Wohl nicht.“
„Wer ſchießt aber?“
„Werden es ſehen; kommt!“
Da krachte eine ganze Salve, als ob der Schuß vorher nur als Signal gegolten habe. Wir ſetzten unſere Pferde in Galopp. Mein Rappe flog wie ein Pfeil über den ſchmierigen Boden, aber — da blieb er mit dem Hufe an einer Schlingwurzel hangen; ich hatte ſie geſehen und wollte ihn emporreißen, aber es war bereits zu ſpät. Er überſchlug ſich, und ich wurde weit aus dem Sattel ge- ſchleudert. Das war in zwei Tagen zum zweitenmale; aber ich fiel jetzt nicht ſo glücklich, wie geſtern. Ich mußte mit dem Kopfe aufgefallen ſein, oder ich hatte mir den Büchſenkolben an die Schläfe geſchlagen — ich blieb völlig beſinnungslos liegen.
Als ich wieder zu mir kam, fühlte ich eine Er- ſchütterung, die mir den ganzen Körper ſchmerzen machte.
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„Nach Oſten, näher nach Seraruh hinüber. Wir
wollen aufbrechen.“
Es wurden einige Männer mit den erbeuteten Tieren
zurückgelaſſen; wir andern ritten weiter. Wir verließen
den Wald und kamen in eine Schlucht hinab, in welcher
ein Bach floß, deſſen Ufern wir zu folgen hatten. Der
Bey ritt mit den beiden Haddedihn bei den Führern an
der Spitze des Zuges; Halef befand ſich im dichteſten
Haufen der Kurden, mit denen er ſich mittels Gebärden
zu unterhalten ſuchte, und ich ritt mit dem Engländer
hinterher. Wir waren im Geſpräche über irgend einen
Gegenſtand vertieft und merkten nicht, daß wir ſoweit
zurückgeblieben waren, daß wir die Kurden nicht mehr
ſehen konnten. Da fiel ein Schuß vor uns.
„Was iſt das?“ fragte der Engländer. „Sind wir
ſchon bei den Bären, Sir?“
„Wohl nicht.“
„Wer ſchießt aber?“
„Werden es ſehen; kommt!“
Da krachte eine ganze Salve, als ob der Schuß vorher
nur als Signal gegolten habe. Wir ſetzten unſere Pferde
in Galopp. Mein Rappe flog wie ein Pfeil über den
ſchmierigen Boden, aber — da blieb er mit dem Hufe
an einer Schlingwurzel hangen; ich hatte ſie geſehen und
wollte ihn emporreißen, aber es war bereits zu ſpät. Er
überſchlug ſich, und ich wurde weit aus dem Sattel ge-
ſchleudert. Das war in zwei Tagen zum zweitenmale;
aber ich fiel jetzt nicht ſo glücklich, wie geſtern. Ich mußte
mit dem Kopfe aufgefallen ſein, oder ich hatte mir den
Büchſenkolben an die Schläfe geſchlagen — ich blieb
völlig beſinnungslos liegen.
Als ich wieder zu mir kam, fühlte ich eine Er-
ſchütterung, die mir den ganzen Körper ſchmerzen machte.
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/464>, abgerufen am 22.11.2024.
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