liehen hat. Mit dem Lieutenant war es ganz ähnlich. Just so wie er mußte eine sechzigjährige Kaffeeschwester aussehen, die auf den unbegreiflichen Backfischgedanken geraten ist, in Pumphosen und Osmanly-Jacke auf die Redoute zu gehen. Es war mir ganz so, als müsse ich jetzt hinter meinem Baume hervortreten und sie über- raschen mit den geflügelten Worten:
"Schön guten Abend, Meister Mehlhuber; 'pfehle mich, Fräulein Lattenstengel; 'was Neues? Danke, danke, werde so frei sein!"
Freilich waren die Worte, welche ich zu hören be- kam, etwas weniger gemütlich. Ich lag ihnen so nahe, daß ich alles hören konnte.
"Unsere Kanonen sind gut!" brummte der Hauptmann.
"Sehr gut!" flötete der Lieutenant.
"Wir werden schießen, alles niederschießen!"
"Alles!" ertönte das Echo.
"Wir werden Beute machen!"
"Viel Beute!"
"Wir werden tapfer sein!"
"Sehr tapfer!"
"Wir werden befördert werden!"
"Hoch, äußerst hoch!"
"Dann rauchen wir Tabak aus Persien!"
"Tabak aus Schiras!"
"Und trinken Kaffee aus Arabien!"
"Kaffee aus Mokka!"
"Die Dschesidi müssen alle sterben!"
"Alle!"
"Die Bösewichter!"
"Die Buben!"
"Die Unreinen, die Unverschämten!"
"Die Hunde!"
liehen hat. Mit dem Lieutenant war es ganz ähnlich. Juſt ſo wie er mußte eine ſechzigjährige Kaffeeſchweſter ausſehen, die auf den unbegreiflichen Backfiſchgedanken geraten iſt, in Pumphoſen und Osmanly-Jacke auf die Redoute zu gehen. Es war mir ganz ſo, als müſſe ich jetzt hinter meinem Baume hervortreten und ſie über- raſchen mit den geflügelten Worten:
Freilich waren die Worte, welche ich zu hören be- kam, etwas weniger gemütlich. Ich lag ihnen ſo nahe, daß ich alles hören konnte.
„Unſere Kanonen ſind gut!“ brummte der Hauptmann.
„Sehr gut!“ flötete der Lieutenant.
„Wir werden ſchießen, alles niederſchießen!“
„Alles!“ ertönte das Echo.
„Wir werden Beute machen!“
„Viel Beute!“
„Wir werden tapfer ſein!“
„Sehr tapfer!“
„Wir werden befördert werden!“
„Hoch, äußerſt hoch!“
„Dann rauchen wir Tabak aus Perſien!“
„Tabak aus Schiras!“
„Und trinken Kaffee aus Arabien!“
„Kaffee aus Mokka!“
„Die Dſcheſidi müſſen alle ſterben!“
„Alle!“
„Die Böſewichter!“
„Die Buben!“
„Die Unreinen, die Unverſchämten!“
„Die Hunde!“
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liehen hat. Mit dem Lieutenant war es ganz ähnlich.
Juſt ſo wie er mußte eine ſechzigjährige Kaffeeſchweſter
ausſehen, die auf den unbegreiflichen Backfiſchgedanken
geraten iſt, in Pumphoſen und Osmanly-Jacke auf die
Redoute zu gehen. Es war mir ganz ſo, als müſſe ich
jetzt hinter meinem Baume hervortreten und ſie über-
raſchen mit den geflügelten Worten:
„Schön guten Abend, Meiſter Mehlhuber; 'pfehle
mich, Fräulein Lattenſtengel; 'was Neues? Danke, danke,
werde ſo frei ſein!“
Freilich waren die Worte, welche ich zu hören be-
kam, etwas weniger gemütlich. Ich lag ihnen ſo nahe,
daß ich alles hören konnte.
„Unſere Kanonen ſind gut!“ brummte der Hauptmann.
„Sehr gut!“ flötete der Lieutenant.
„Wir werden ſchießen, alles niederſchießen!“
„Alles!“ ertönte das Echo.
„Wir werden Beute machen!“
„Viel Beute!“
„Wir werden tapfer ſein!“
„Sehr tapfer!“
„Wir werden befördert werden!“
„Hoch, äußerſt hoch!“
„Dann rauchen wir Tabak aus Perſien!“
„Tabak aus Schiras!“
„Und trinken Kaffee aus Arabien!“
„Kaffee aus Mokka!“
„Die Dſcheſidi müſſen alle ſterben!“
„Alle!“
„Die Böſewichter!“
„Die Buben!“
„Die Unreinen, die Unverſchämten!“
„Die Hunde!“
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/38>, abgerufen am 21.11.2024.
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