als was du brauchst, um den Emir zu bezahlen. Du hast dich sehr gut mit Reisegeld versehen!"
"Du irrst!"
"Zeige mir den Beutel her!"
"Er gehört mir!"
"So behalte ihn, aber bezahle!"
Der Makredsch wand sich wie ein Wurm unter den unnachsichtlichen Forderungen des geldgierigen Mannes. Es war eine widerwärtige Scene, aber sie warf ein deut- liches Licht auf die Zustände der türkischen Verwaltung besonders jener Provinzen, welche dem Padischah am fernsten liegen.
"Ich kann nicht!" erklärte der Makredsch entschieden.
"So folge uns in dein Loch!"
"Ich gehe nicht. Ich habe dich bezahlt!"
"Wir werden dich zu zwingen wissen."
"So gieb mir mein Geld wieder heraus!"
"Es gehört mir. Bedenke, daß ich dich gefangen habe und verpflichtet bin, dir alles abzunehmen, was du bei dir trägst!"
"Ich würde auch diese Summe bezahlen, wenn ich sie hätte!"
"Du hast sie. Und wenn dein Beutel ja zu wenig enthält, so habe ich eine schöne Uhr bei dir gesehen, und an deinen Fingern glänzen Ringe, welche viel mehr wert sind, als das, was ich noch zu verlangen habe."
"Es bleibt dabei, ich kann nicht! Fünfhundert Piaster will ich diesem Manne geben, der mein größter Feind ist."
Er blitzte mir mit Augen entgegen, in denen der grim- migste Haß zu lesen war. Ich konnte nicht an seiner Feindschaft zweifeln.
"So hast du dein letztes Gebot gethan?" fragte der Kommandant.
als was du brauchſt, um den Emir zu bezahlen. Du haſt dich ſehr gut mit Reiſegeld verſehen!“
„Du irrſt!“
„Zeige mir den Beutel her!“
„Er gehört mir!“
„So behalte ihn, aber bezahle!“
Der Makredſch wand ſich wie ein Wurm unter den unnachſichtlichen Forderungen des geldgierigen Mannes. Es war eine widerwärtige Scene, aber ſie warf ein deut- liches Licht auf die Zuſtände der türkiſchen Verwaltung beſonders jener Provinzen, welche dem Padiſchah am fernſten liegen.
„Ich kann nicht!“ erklärte der Makredſch entſchieden.
„So folge uns in dein Loch!“
„Ich gehe nicht. Ich habe dich bezahlt!“
„Wir werden dich zu zwingen wiſſen.“
„So gieb mir mein Geld wieder heraus!“
„Es gehört mir. Bedenke, daß ich dich gefangen habe und verpflichtet bin, dir alles abzunehmen, was du bei dir trägſt!“
„Ich würde auch dieſe Summe bezahlen, wenn ich ſie hätte!“
„Du haſt ſie. Und wenn dein Beutel ja zu wenig enthält, ſo habe ich eine ſchöne Uhr bei dir geſehen, und an deinen Fingern glänzen Ringe, welche viel mehr wert ſind, als das, was ich noch zu verlangen habe.“
„Es bleibt dabei, ich kann nicht! Fünfhundert Piaſter will ich dieſem Manne geben, der mein größter Feind iſt.“
Er blitzte mir mit Augen entgegen, in denen der grim- migſte Haß zu leſen war. Ich konnte nicht an ſeiner Feindſchaft zweifeln.
„So haſt du dein letztes Gebot gethan?“ fragte der Kommandant.
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als was du brauchſt, um den Emir zu bezahlen. Du
haſt dich ſehr gut mit Reiſegeld verſehen!“
„Du irrſt!“
„Zeige mir den Beutel her!“
„Er gehört mir!“
„So behalte ihn, aber bezahle!“
Der Makredſch wand ſich wie ein Wurm unter den
unnachſichtlichen Forderungen des geldgierigen Mannes.
Es war eine widerwärtige Scene, aber ſie warf ein deut-
liches Licht auf die Zuſtände der türkiſchen Verwaltung
beſonders jener Provinzen, welche dem Padiſchah am
fernſten liegen.
„Ich kann nicht!“ erklärte der Makredſch entſchieden.
„So folge uns in dein Loch!“
„Ich gehe nicht. Ich habe dich bezahlt!“
„Wir werden dich zu zwingen wiſſen.“
„So gieb mir mein Geld wieder heraus!“
„Es gehört mir. Bedenke, daß ich dich gefangen
habe und verpflichtet bin, dir alles abzunehmen, was du
bei dir trägſt!“
„Ich würde auch dieſe Summe bezahlen, wenn ich
ſie hätte!“
„Du haſt ſie. Und wenn dein Beutel ja zu wenig
enthält, ſo habe ich eine ſchöne Uhr bei dir geſehen, und
an deinen Fingern glänzen Ringe, welche viel mehr wert
ſind, als das, was ich noch zu verlangen habe.“
„Es bleibt dabei, ich kann nicht! Fünfhundert Piaſter
will ich dieſem Manne geben, der mein größter Feind iſt.“
Er blitzte mir mit Augen entgegen, in denen der grim-
migſte Haß zu leſen war. Ich konnte nicht an ſeiner
Feindſchaft zweifeln.
„So haſt du dein letztes Gebot gethan?“ fragte der
Kommandant.
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/333>, abgerufen am 27.11.2024.
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