Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892].

Bild:
<< vorherige Seite

bung, von welcher der Dichter gesungen haben soll: "Ich
weiß nicht, was soll es bedeuten, daß mir so traurig ist!"

"Ja, Fledermaus war es, Sir. Fledermaus habt
Ihr gegessen."

Er hielt sein Pferd an und starrte in das Blaue.

Endlich hörte ich einen lauten Klapp; der Mund
war wieder zugefallen, und ich ahnte, daß ihm nun auch
das Vermögen, seine Gefühle in Worte zu fassen, zurück-
gekommen sei.

"-- -- -- maus!!!"

Mit dieser kleinen Silbe setzte er das vorhin begon-
nene "Fleder -- -- --" fort; dann langte er von seinem
Pferde herüber und faßte mich am Arme.

"Sir!"

"Was?"

"Vergeßt die Achtung nicht, die man einem jeden
Gentleman schuldig ist!"

"Habe ich sie Euch gegenüber vergessen?"

"Sehr, sage ich!"

"Inwiefern?"

"Wie könnt Ihr behaupten, daß Sir David Lindsay
Fledermäuse ißt!"

"Fledermäuse? Ich habe nur von einer einzigen ge-
sprochen."

"Gleich! Eine oder mehrere, die Injurie bleibt sich gleich
Ihr werdet mir Genugthuung geben! Satisfaktion! Well!"

"Die habt Ihr ja bereits!"

"Ich habe? Ich hätte? Ah! Wie?"

"Ihr habt eine Satisfaktion erhalten, die Euch voll-
ständig genügen wird."

"Welche? Weiß von keiner!"

"Ich habe selbst auch Fledermaus gegessen; auch
Mohammed Emin."

bung, von welcher der Dichter geſungen haben ſoll: „Ich
weiß nicht, was ſoll es bedeuten, daß mir ſo traurig iſt!“

„Ja, Fledermaus war es, Sir. Fledermaus habt
Ihr gegeſſen.“

Er hielt ſein Pferd an und ſtarrte in das Blaue.

Endlich hörte ich einen lauten Klapp; der Mund
war wieder zugefallen, und ich ahnte, daß ihm nun auch
das Vermögen, ſeine Gefühle in Worte zu faſſen, zurück-
gekommen ſei.

„— — — maus!!!“

Mit dieſer kleinen Silbe ſetzte er das vorhin begon-
nene „Fleder — — —“ fort; dann langte er von ſeinem
Pferde herüber und faßte mich am Arme.

„Sir!“

„Was?“

„Vergeßt die Achtung nicht, die man einem jeden
Gentleman ſchuldig iſt!“

„Habe ich ſie Euch gegenüber vergeſſen?“

„Sehr, ſage ich!“

„Inwiefern?“

„Wie könnt Ihr behaupten, daß Sir David Lindſay
Fledermäuſe ißt!“

„Fledermäuſe? Ich habe nur von einer einzigen ge-
ſprochen.“

„Gleich! Eine oder mehrere, die Injurie bleibt ſich gleich
Ihr werdet mir Genugthuung geben! Satisfaktion! Well!

„Die habt Ihr ja bereits!“

„Ich habe? Ich hätte? Ah! Wie?“

„Ihr habt eine Satisfaktion erhalten, die Euch voll-
ſtändig genügen wird.“

„Welche? Weiß von keiner!“

„Ich habe ſelbſt auch Fledermaus gegeſſen; auch
Mohammed Emin.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0164" n="150"/>
bung, von welcher der Dichter ge&#x017F;ungen haben &#x017F;oll: &#x201E;Ich<lb/>
weiß nicht, was &#x017F;oll es bedeuten, daß mir &#x017F;o traurig i&#x017F;t!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ja, Fledermaus war es, Sir. Fledermaus habt<lb/>
Ihr gege&#x017F;&#x017F;en.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Er hielt &#x017F;ein Pferd an und &#x017F;tarrte in das Blaue.</p><lb/>
        <p>Endlich hörte ich einen lauten Klapp; der Mund<lb/>
war wieder zugefallen, und ich ahnte, daß ihm nun auch<lb/>
das Vermögen, &#x017F;eine Gefühle in Worte zu fa&#x017F;&#x017F;en, zurück-<lb/>
gekommen &#x017F;ei.</p><lb/>
        <p>&#x201E;&#x2014; &#x2014; &#x2014; maus!!!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Mit die&#x017F;er kleinen Silbe &#x017F;etzte er das vorhin begon-<lb/>
nene &#x201E;Fleder &#x2014; &#x2014; &#x2014;&#x201C; fort; dann langte er von &#x017F;einem<lb/>
Pferde herüber und faßte mich am Arme.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sir!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Vergeßt die Achtung nicht, die man einem jeden<lb/>
Gentleman &#x017F;chuldig i&#x017F;t!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Habe ich &#x017F;ie Euch gegenüber verge&#x017F;&#x017F;en?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sehr, &#x017F;age ich!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Inwiefern?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wie könnt Ihr behaupten, daß Sir David Lind&#x017F;ay<lb/>
Fledermäu&#x017F;e ißt!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Fledermäu&#x017F;e? Ich habe nur von einer einzigen ge-<lb/>
&#x017F;prochen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Gleich! Eine oder mehrere, die Injurie bleibt &#x017F;ich gleich<lb/>
Ihr werdet mir Genugthuung geben! Satisfaktion! <hi rendition="#aq">Well!</hi>&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Die habt Ihr ja bereits!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich habe? Ich hätte? Ah! Wie?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ihr habt eine Satisfaktion erhalten, die Euch voll-<lb/>
&#x017F;tändig genügen wird.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Welche? Weiß von keiner!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich habe &#x017F;elb&#x017F;t auch Fledermaus gege&#x017F;&#x017F;en; auch<lb/>
Mohammed Emin.&#x201C;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0164] bung, von welcher der Dichter geſungen haben ſoll: „Ich weiß nicht, was ſoll es bedeuten, daß mir ſo traurig iſt!“ „Ja, Fledermaus war es, Sir. Fledermaus habt Ihr gegeſſen.“ Er hielt ſein Pferd an und ſtarrte in das Blaue. Endlich hörte ich einen lauten Klapp; der Mund war wieder zugefallen, und ich ahnte, daß ihm nun auch das Vermögen, ſeine Gefühle in Worte zu faſſen, zurück- gekommen ſei. „— — — maus!!!“ Mit dieſer kleinen Silbe ſetzte er das vorhin begon- nene „Fleder — — —“ fort; dann langte er von ſeinem Pferde herüber und faßte mich am Arme. „Sir!“ „Was?“ „Vergeßt die Achtung nicht, die man einem jeden Gentleman ſchuldig iſt!“ „Habe ich ſie Euch gegenüber vergeſſen?“ „Sehr, ſage ich!“ „Inwiefern?“ „Wie könnt Ihr behaupten, daß Sir David Lindſay Fledermäuſe ißt!“ „Fledermäuſe? Ich habe nur von einer einzigen ge- ſprochen.“ „Gleich! Eine oder mehrere, die Injurie bleibt ſich gleich Ihr werdet mir Genugthuung geben! Satisfaktion! Well!“ „Die habt Ihr ja bereits!“ „Ich habe? Ich hätte? Ah! Wie?“ „Ihr habt eine Satisfaktion erhalten, die Euch voll- ſtändig genügen wird.“ „Welche? Weiß von keiner!“ „Ich habe ſelbſt auch Fledermaus gegeſſen; auch Mohammed Emin.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/164
Zitationshilfe: May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/164>, abgerufen am 26.11.2024.