so zart und liebenswürdig sind, sollen sich nicht mit schweren Lasten plagen. Darum haben wir euch eure Geschenke nicht mitgegeben. Ihr sollt sie nicht diesen weiten Weg nach Schohrd tragen müssen, sondern wir werden sie euch heute noch senden. Und wenn ich morgen komme, so wird dein Anblick mein Herz erfreuen, denn ich werde dich ge- schmückt sehen mit dem, was ich dir aus Dankbarkeit verehre."
Die Wolke schwand, und heller Sonnenschein glänzte auf dem runzeligen Angesicht der guten Petersilie. Die- selbe schlug die Hände zusammen und rief:
"O, wie glücklich müssen die Frauen deines Landes sein! Ist es weit bis dahin?"
"Sehr weit."
"Wie viele Tagreisen?"
"Weit über hundert."
"Wie schade! Aber du kommst morgen wirklich?"
"Sicher!"
"Dann lebe wohl, Herr! Der Ruh 'i kulyan hat ge- zeigt, daß du sein Liebling bist, und auch ich versichere dir, daß ich deine Freundin bin!"
Nun gab sie mir die Hand und eilte Ingdscha nach. Wäre Germanistan nicht so viele Tagreisen entfernt ge- wesen, so hätte meine Petersilie vielleicht versucht, aus eigener Anschauung kennen zu lernen, "wie glücklich unsere Frauen sind!"
Ich hatte den Rückweg noch nicht sehr weit verfolgt, als ich eine Gestalt rechts von der Höhe herabsteigen sah. Es war die alte Marah Durimeh. Auch sie hatte mich erkannt; sie blieb stehen und winkte mir. Als sie sah, daß ich ihrem Winke Folge leistete, drehte sie sich um und stieg mit langsamen Schritten wieder den Berg hinan, wo sie hinter einem Gesträuch verschwand. Dort erwartete sie mich.
ſo zart und liebenswürdig ſind, ſollen ſich nicht mit ſchweren Laſten plagen. Darum haben wir euch eure Geſchenke nicht mitgegeben. Ihr ſollt ſie nicht dieſen weiten Weg nach Schohrd tragen müſſen, ſondern wir werden ſie euch heute noch ſenden. Und wenn ich morgen komme, ſo wird dein Anblick mein Herz erfreuen, denn ich werde dich ge- ſchmückt ſehen mit dem, was ich dir aus Dankbarkeit verehre.“
Die Wolke ſchwand, und heller Sonnenſchein glänzte auf dem runzeligen Angeſicht der guten Peterſilie. Die- ſelbe ſchlug die Hände zuſammen und rief:
„O, wie glücklich müſſen die Frauen deines Landes ſein! Iſt es weit bis dahin?“
„Sehr weit.“
„Wie viele Tagreiſen?“
„Weit über hundert.“
„Wie ſchade! Aber du kommſt morgen wirklich?“
„Sicher!“
„Dann lebe wohl, Herr! Der Ruh 'i kulyan hat ge- zeigt, daß du ſein Liebling biſt, und auch ich verſichere dir, daß ich deine Freundin bin!“
Nun gab ſie mir die Hand und eilte Ingdſcha nach. Wäre Germaniſtan nicht ſo viele Tagreiſen entfernt ge- weſen, ſo hätte meine Peterſilie vielleicht verſucht, aus eigener Anſchauung kennen zu lernen, „wie glücklich unſere Frauen ſind!“
Ich hatte den Rückweg noch nicht ſehr weit verfolgt, als ich eine Geſtalt rechts von der Höhe herabſteigen ſah. Es war die alte Marah Durimeh. Auch ſie hatte mich erkannt; ſie blieb ſtehen und winkte mir. Als ſie ſah, daß ich ihrem Winke Folge leiſtete, drehte ſie ſich um und ſtieg mit langſamen Schritten wieder den Berg hinan, wo ſie hinter einem Geſträuch verſchwand. Dort erwartete ſie mich.
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ſo zart und liebenswürdig ſind, ſollen ſich nicht mit ſchweren
Laſten plagen. Darum haben wir euch eure Geſchenke
nicht mitgegeben. Ihr ſollt ſie nicht dieſen weiten Weg
nach Schohrd tragen müſſen, ſondern wir werden ſie euch
heute noch ſenden. Und wenn ich morgen komme, ſo wird
dein Anblick mein Herz erfreuen, denn ich werde dich ge-
ſchmückt ſehen mit dem, was ich dir aus Dankbarkeit verehre.“
Die Wolke ſchwand, und heller Sonnenſchein glänzte
auf dem runzeligen Angeſicht der guten Peterſilie. Die-
ſelbe ſchlug die Hände zuſammen und rief:
„O, wie glücklich müſſen die Frauen deines Landes
ſein! Iſt es weit bis dahin?“
„Sehr weit.“
„Wie viele Tagreiſen?“
„Weit über hundert.“
„Wie ſchade! Aber du kommſt morgen wirklich?“
„Sicher!“
„Dann lebe wohl, Herr! Der Ruh 'i kulyan hat ge-
zeigt, daß du ſein Liebling biſt, und auch ich verſichere
dir, daß ich deine Freundin bin!“
Nun gab ſie mir die Hand und eilte Ingdſcha nach.
Wäre Germaniſtan nicht ſo viele Tagreiſen entfernt ge-
weſen, ſo hätte meine Peterſilie vielleicht verſucht, aus
eigener Anſchauung kennen zu lernen, „wie glücklich unſere
Frauen ſind!“
Ich hatte den Rückweg noch nicht ſehr weit verfolgt,
als ich eine Geſtalt rechts von der Höhe herabſteigen ſah.
Es war die alte Marah Durimeh. Auch ſie hatte mich
erkannt; ſie blieb ſtehen und winkte mir. Als ſie ſah,
daß ich ihrem Winke Folge leiſtete, drehte ſie ſich um und
ſtieg mit langſamen Schritten wieder den Berg hinan,
wo ſie hinter einem Geſträuch verſchwand. Dort erwartete
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/643>, abgerufen am 29.12.2024.
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