Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch. Geschichte der Teutschen
sen, auch in das damahlige Germanien kommen3. Die angeführten Colonien wa-
ren gleichsam ein Ebenbild der Stadt Rom, wie sie denn auch einen Theil des Bür-
ger-Rechts erhielten4. Sie dieneten den Römern nicht allein zum Schutz wieder
die Feinde, sondern machten den Bundesgenossen, und Freunden der Römer, zu-
gleich ihre Gebräuche, und Lebens-Art, bekannt, und angenehm. Wie denn stra-
bo
saget, daß zu Augusti und Tiberii Zeiten, die Gallier fast durchgehends die
Sprache, und Sitten der Römer, einige auch gar ihre Policey, angenommen5.
Daher es um so viel weniger zu verwunderen, wenn wir finden, daß verschiedene
Gallier, und insonderheit auch einige Trevirer, von den Römern in grossen Be-
dienungen, und so gar zu Bestellung des Regiments, in selbigen Provintzen ge-
brauchet worden6.

X. Fast um eben diese Zeit sind zwey neue Provintzen zum Römischen
Das Nori-
cum
wird ei-
ne Römische
Provintz.
+ circa a. 720.
Reiche gebracht worden, die hernach lange Zeit ein Tummel-Platz der Römischen,
und Teutschen Waffen gewesen, bis sie endlich den letzteren zu Theile worden, und bis
auf den heutigen Tag, einen schönen Theil des Teutschen Reiches ausmachen. Es
rebellirten nehmlich die Pannonier, so Augustus zuvor bezwungen hatte1, zogen
ihre Nachbarn, die Noricos, an sich, und fielen mit ihnen in Jstrien ein. Aber
Silius, und seine Legati, trieben sie zu paaren2: und Noricum ward, bey dieser Ge-
legenheit, zur Provintz gemachet3. Noricum hiessen die Römer das Land, so sich
von den Norischen Alpen, bis an die Donau erstrecket. Es hatte die montes ce-
ticos
zur Gräntze gegen Pannonien, und die Jnn gegen Rätien. Vorhin war es
von eigenen Königen beherrschet worden4, deren einer oben in Ariovisti Ge-
schichten fürgekommen5. Den Römern waren darinnen insonderheit die Eisen-
Bergwercke zum Kriege sehr zuträglich. Nachmahls ist diese Provintz, vielleicht un-
1

ter
3 [Beginn Spaltensatz] tacitvs Ann. L. l. c. 46. Augustum, fessa
etiam aetate, toties in Germaniam commeare potuis-
se. Tiherium uigentem annis, sedere in Senatu,
uerba patrum cauillantem.
4 pavlvs l. 8. D. de Censibus, Coloniam
Agrippinam iuris Italici fuisse notat.
5 strabo L. IV. p. 186. Plerique iam omnes
Romanam formam, linguamque, & uitae rationem,
quidam etiam ciuitatem adepti.
6 Dieses erhellet aus dem tacito H. L. IV. c. 55.
Siehe unten das IV Buch §. 43.
1 §. X. 1. Pannonien erstreckete sich von Dalmatien
bis an die Donau, und gräntzete gegen Abend mit dem
Norico, davon es der mons ceticus unterschiede,
und gegen Morgen mit Moesien. Die Provintz ist nach-
mahls getheilet worden. Der Ausfluß des Raab-
Stroms machte den Durchschnitt. Was gegen Abend
lag, ward Pannonia superior, und das andere Pan-
nonia inferior,
genennet.
2 dio l. LIV. p. 534. D. Pannonii, cum Noricis,
in Histriam incursiones fecerunt, & a Silio, eiusque
legatis, incommodis affecti, rursus pacem accepe-
[Spaltenumbruch] runt, Noricisque etiam caussam seruitutis praehue-
runt.
3 idem l. c. patercvlvs schreibt es
L. II. c. 39. Tiberio zu
4 patercvlvs L. II. c. 109. Ipse a Car-
nunto, qui locus Norici regni proximus ab hac parte
erat, exercitum, qui in Illyrico merebat, ducere in
Marcomannos orsus est.
5 Siehe das II. Buch §. 6. p. 24.
1 §. XI. 1. dio L. LIV. p. 536. B. sq. Eo tem-
pore a Druso & Tiberio hae res sunt gestae. Raeti,
inter Noricum, & Galliam, ad Alpes Italiae finitimas,
quas Tridentinas nominant, sedes suas habent. Hi
uicinam Galliam frequenter populati, etiam ex Ita-
liae finibus praedas egerant, Romanosque, & eorum
socios, iter per ipsorum terras facientes, infestauerant.
Id quidem consuetudine iam receptum erat, ut in eos,
qui nullo ipsis essent soedere iuncti, ita statuerent. Sed
praeter hoc, omnes masculos, quos comprehendissent,
etiam in utero adhuc matrum (id enim quibusdam
diuinationibus inuestigabant) morantes necabant.
Ea propter Augustus principio Drusum contra eos
cum exercitu misit, isque Raetos apud Alpes Triden-

[Ende Spaltensatz]
tinas

Drittes Buch. Geſchichte der Teutſchen
ſen, auch in das damahlige Germanien kommen3. Die angefuͤhrten Colonien wa-
ren gleichſam ein Ebenbild der Stadt Rom, wie ſie denn auch einen Theil des Buͤr-
ger-Rechts erhielten4. Sie dieneten den Roͤmern nicht allein zum Schutz wieder
die Feinde, ſondern machten den Bundesgenoſſen, und Freunden der Roͤmer, zu-
gleich ihre Gebraͤuche, und Lebens-Art, bekannt, und angenehm. Wie denn stra-
bo
ſaget, daß zu Auguſti und Tiberii Zeiten, die Gallier faſt durchgehends die
Sprache, und Sitten der Roͤmer, einige auch gar ihre Policey, angenommen5.
Daher es um ſo viel weniger zu verwunderen, wenn wir finden, daß verſchiedene
Gallier, und inſonderheit auch einige Trevirer, von den Roͤmern in groſſen Be-
dienungen, und ſo gar zu Beſtellung des Regiments, in ſelbigen Provintzen ge-
brauchet worden6.

X. Faſt um eben dieſe Zeit ſind zwey neue Provintzen zum Roͤmiſchen
Das Nori-
cum
wird ei-
ne Roͤmiſche
Provintz.
circa a. 720.
Reiche gebracht worden, die hernach lange Zeit ein Tummel-Platz der Roͤmiſchen,
und Teutſchen Waffen geweſen, bis ſie endlich den letzteren zu Theile worden, und bis
auf den heutigen Tag, einen ſchoͤnen Theil des Teutſchen Reiches ausmachen. Es
rebellirten nehmlich die Pannonier, ſo Auguſtus zuvor bezwungen hatte1, zogen
ihre Nachbarn, die Noricos, an ſich, und fielen mit ihnen in Jſtrien ein. Aber
Silius, und ſeine Legati, trieben ſie zu paaren2: und Noricum ward, bey dieſer Ge-
legenheit, zur Provintz gemachet3. Noricum hieſſen die Roͤmer das Land, ſo ſich
von den Noriſchen Alpen, bis an die Donau erſtrecket. Es hatte die montes ce-
ticos
zur Graͤntze gegen Pannonien, und die Jnn gegen Raͤtien. Vorhin war es
von eigenen Koͤnigen beherrſchet worden4, deren einer oben in Arioviſti Ge-
ſchichten fuͤrgekommen5. Den Roͤmern waren darinnen inſonderheit die Eiſen-
Bergwercke zum Kriege ſehr zutraͤglich. Nachmahls iſt dieſe Provintz, vielleicht un-
1

ter
3 [Beginn Spaltensatz] tacitvs Ann. L. l. c. 46. Auguſtum, feſſa
etiam aetate, toties in Germaniam commeare potuiſ-
ſe. Tiherium uigentem annis, ſedere in Senatu,
uerba patrum cauillantem.
4 pavlvs l. 8. D. de Cenſibus, Coloniam
Agrippinam iuris Italici fuiſſe notat.
5 strabo L. IV. p. 186. Plerique iam omnes
Romanam formam, linguamque, & uitae rationem,
quidam etiam ciuitatem adepti.
6 Dieſes erhellet aus dem tacito H. L. IV. c. 55.
Siehe unten das IV Buch §. 43.
1 §. X. 1. Pannonien erſtreckete ſich von Dalmatien
bis an die Donau, und graͤntzete gegen Abend mit dem
Norico, davon es der mons ceticus unterſchiede,
und gegen Morgen mit Moeſien. Die Provintz iſt nach-
mahls getheilet worden. Der Ausfluß des Raab-
Stroms machte den Durchſchnitt. Was gegen Abend
lag, ward Pannonia ſuperior, und das andere Pan-
nonia inferior,
genennet.
2 dio l. LIV. p. 534. D. Pannonii, cum Noricis,
in Hiſtriam incurſiones fecerunt, & a Silio, eiusque
legatis, incommodis affecti, rurſus pacem accepe-
[Spaltenumbruch] runt, Noricisque etiam cauſſam ſeruitutis praehue-
runt.
3 idem l. c. patercvlvs ſchreibt es
L. II. c. 39. Tiberio zu
4 patercvlvs L. II. c. 109. Ipſe a Car-
nunto, qui locus Norici regni proximus ab hac parte
erat, exercitum, qui in Illyrico merebat, ducere in
Marcomannos orſus eſt.
5 Siehe das II. Buch §. 6. p. 24.
1 §. XI. 1. dio L. LIV. p. 536. B. ſq. Eo tem-
pore a Druſo & Tiberio hae res ſunt geſtae. Raeti,
inter Noricum, & Galliam, ad Alpes Italiae finitimas,
quas Tridentinas nominant, ſedes ſuas habent. Hi
uicinam Galliam frequenter populati, etiam ex Ita-
liae finibus praedas egerant, Romanosque, & eorum
ſocios, iter per ipſorum terras facientes, infeſtauerant.
Id quidem conſuetudine iam receptum erat, ut in eos,
qui nullo ipſis eſſent ſoedere iuncti, ita ſtatuerent. Sed
praeter hoc, omnes maſculos, quos comprehendiſſent,
etiam in utero adhuc matrum (id enim quibusdam
diuinationibus inueſtigabant) morantes necabant.
Ea propter Auguſtus principio Druſum contra eos
cum exercitu miſit, isque Raetos apud Alpes Triden-

[Ende Spaltensatz]
tinas
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0096" n="26[62]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch. Ge&#x017F;chichte der Teut&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
&#x017F;en, auch in das damahlige Germanien kommen<note place="foot" n="3"><cb type="start"/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> Ann. L. l. c. 46. <hi rendition="#i">Augu&#x017F;tum, fe&#x017F;&#x017F;a<lb/>
etiam aetate, toties in Germaniam commeare potui&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e. Tiherium uigentem annis, &#x017F;edere in Senatu,<lb/>
uerba patrum cauillantem.</hi></hi></note>. Die angefu&#x0364;hrten Colonien wa-<lb/>
ren gleich&#x017F;am ein Ebenbild der Stadt Rom, wie &#x017F;ie denn auch einen Theil des Bu&#x0364;r-<lb/>
ger-Rechts erhielten<note place="foot" n="4"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">pavlvs</hi></hi> l. 8. D. de Cen&#x017F;ibus, Coloniam<lb/>
Agrippinam iuris Italici fui&#x017F;&#x017F;e notat.</hi></note>. Sie dieneten den Ro&#x0364;mern nicht allein zum Schutz wieder<lb/>
die Feinde, &#x017F;ondern machten den Bundesgeno&#x017F;&#x017F;en, und Freunden der Ro&#x0364;mer, zu-<lb/>
gleich ihre Gebra&#x0364;uche, und Lebens-Art, bekannt, und angenehm. Wie denn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">stra-<lb/>
bo</hi></hi></hi> &#x017F;aget, daß zu <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;ti</hi> und <hi rendition="#aq">Tiberii</hi> Zeiten, die Gallier fa&#x017F;t durchgehends die<lb/>
Sprache, und Sitten der Ro&#x0364;mer, einige auch gar ihre Policey, angenommen<note place="foot" n="5"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">strabo</hi></hi> L. IV. p. 186. <hi rendition="#i">Plerique iam omnes<lb/>
Romanam formam, linguamque, &amp; uitae rationem,<lb/>
quidam etiam ciuitatem adepti.</hi></hi></note>.<lb/>
Daher es um &#x017F;o viel weniger zu verwunderen, wenn wir finden, daß ver&#x017F;chiedene<lb/>
Gallier, und in&#x017F;onderheit auch einige Trevirer, von den Ro&#x0364;mern in gro&#x017F;&#x017F;en Be-<lb/>
dienungen, und &#x017F;o gar zu Be&#x017F;tellung des Regiments, in &#x017F;elbigen Provintzen ge-<lb/>
brauchet worden<note place="foot" n="6">Die&#x017F;es erhellet aus dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacito</hi></hi> H. L. IV. c.</hi> 55.<lb/>
Siehe unten das <hi rendition="#aq">IV</hi> Buch §. 43.</note>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">X.</hi> Fa&#x017F;t um eben die&#x017F;e Zeit &#x017F;ind zwey neue Provintzen zum Ro&#x0364;mi&#x017F;chen<lb/><note place="left">Das <hi rendition="#aq">Nori-<lb/>
cum</hi> wird ei-<lb/>
ne Ro&#x0364;mi&#x017F;che<lb/>
Provintz.<lb/>
&#x2020; <hi rendition="#aq">circa a.</hi> 720.</note>Reiche gebracht worden, die hernach lange Zeit ein Tummel-Platz der Ro&#x0364;mi&#x017F;chen,<lb/>
und Teut&#x017F;chen Waffen gewe&#x017F;en, bis &#x017F;ie endlich den letzteren zu Theile worden, und bis<lb/>
auf den heutigen Tag, einen &#x017F;cho&#x0364;nen Theil des Teut&#x017F;chen Reiches ausmachen. Es<lb/>
rebellirten nehmlich die Pannonier, &#x017F;o <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tus</hi> zuvor bezwungen hatte<note place="foot" n="1">§. <hi rendition="#aq">X</hi>. 1. Pannonien er&#x017F;treckete &#x017F;ich von Dalmatien<lb/>
bis an die Donau, und gra&#x0364;ntzete gegen Abend mit dem<lb/><hi rendition="#aq">Norico,</hi> davon es der <hi rendition="#aq">mons ceticus</hi> unter&#x017F;chiede,<lb/>
und gegen Morgen mit Moe&#x017F;ien. Die Provintz i&#x017F;t nach-<lb/>
mahls getheilet worden. Der Ausfluß des Raab-<lb/>
Stroms machte den Durch&#x017F;chnitt. Was gegen Abend<lb/>
lag, ward <hi rendition="#aq">Pannonia &#x017F;uperior,</hi> und das andere <hi rendition="#aq">Pan-<lb/>
nonia inferior,</hi> genennet.</note>, zogen<lb/>
ihre Nachbarn, die <hi rendition="#aq">Noricos,</hi> an &#x017F;ich, und fielen mit ihnen in J&#x017F;trien ein. Aber<lb/><hi rendition="#aq">Silius,</hi> und &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Legati,</hi> trieben &#x017F;ie zu paaren<note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">dio</hi></hi> l. LIV. p. 534. D. <hi rendition="#i">Pannonii, cum Noricis,<lb/>
in Hi&#x017F;triam incur&#x017F;iones fecerunt, &amp; a Silio, eiusque<lb/>
legatis, incommodis affecti, rur&#x017F;us pacem accepe-<lb/><cb/>
runt, Noricisque etiam cau&#x017F;&#x017F;am &#x017F;eruitutis praehue-<lb/>
runt.</hi></hi></note>: und <hi rendition="#aq">Noricum</hi> ward, bey die&#x017F;er Ge-<lb/>
legenheit, zur Provintz gemachet<note place="foot" n="3"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">idem</hi></hi> l. c. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">patercvlvs</hi></hi></hi> &#x017F;chreibt es<lb/><hi rendition="#aq">L. II. c. 39. Tiberio</hi> zu</note>. <hi rendition="#aq">Noricum</hi> hie&#x017F;&#x017F;en die Ro&#x0364;mer das Land, &#x017F;o &#x017F;ich<lb/>
von den Nori&#x017F;chen Alpen, bis an die Donau er&#x017F;trecket. Es hatte die <hi rendition="#aq">montes ce-<lb/>
ticos</hi> zur Gra&#x0364;ntze gegen Pannonien, und die Jnn gegen Ra&#x0364;tien. Vorhin war es<lb/>
von eigenen Ko&#x0364;nigen beherr&#x017F;chet worden<note place="foot" n="4"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">patercvlvs</hi></hi> L. II. c. 109. <hi rendition="#i">Ip&#x017F;e a Car-<lb/>
nunto, qui locus Norici regni proximus ab hac parte<lb/>
erat, exercitum, qui in Illyrico merebat, ducere in<lb/>
Marcomannos or&#x017F;us e&#x017F;t.</hi></hi></note>, deren einer oben in <hi rendition="#aq">Ariovi&#x017F;ti</hi> Ge-<lb/>
&#x017F;chichten fu&#x0364;rgekommen<note place="foot" n="5">Siehe das <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch §. 6. <hi rendition="#aq">p.</hi> 24.</note>. Den Ro&#x0364;mern waren darinnen in&#x017F;onderheit die Ei&#x017F;en-<lb/>
Bergwercke zum Kriege &#x017F;ehr zutra&#x0364;glich. Nachmahls i&#x017F;t die&#x017F;e Provintz, vielleicht un-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ter</fw><lb/><note xml:id="FN96_01_01" next="#FN96_01_02" place="foot" n="1">§. <hi rendition="#aq">XI</hi>. 1. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">dio</hi></hi> L. LIV. p. 536. B. &#x017F;q. <hi rendition="#i">Eo tem-<lb/>
pore a Dru&#x017F;o &amp; Tiberio hae res &#x017F;unt ge&#x017F;tae. Raeti,<lb/>
inter Noricum, &amp; Galliam, ad Alpes Italiae finitimas,<lb/>
quas Tridentinas nominant, &#x017F;edes &#x017F;uas habent. Hi<lb/>
uicinam Galliam frequenter populati, etiam ex Ita-<lb/>
liae finibus praedas egerant, Romanosque, &amp; eorum<lb/>
&#x017F;ocios, iter per ip&#x017F;orum terras facientes, infe&#x017F;tauerant.<lb/>
Id quidem con&#x017F;uetudine iam receptum erat, ut in eos,<lb/>
qui nullo ip&#x017F;is e&#x017F;&#x017F;ent &#x017F;oedere iuncti, ita &#x017F;tatuerent. Sed<lb/>
praeter hoc, omnes ma&#x017F;culos, quos comprehendi&#x017F;&#x017F;ent,<lb/>
etiam in utero adhuc matrum (id enim quibusdam<lb/>
diuinationibus inue&#x017F;tigabant) morantes necabant.<lb/>
Ea propter Augu&#x017F;tus principio Dru&#x017F;um contra eos<lb/>
cum exercitu mi&#x017F;it, isque Raetos apud Alpes Triden-</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">tinas</hi></hi></fw><cb type="end"/>
<note type="editorial">Die Fußnotenreferenz befindet sich auf der nächsten Seite.</note></note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26[62]/0096] Drittes Buch. Geſchichte der Teutſchen ſen, auch in das damahlige Germanien kommen 3. Die angefuͤhrten Colonien wa- ren gleichſam ein Ebenbild der Stadt Rom, wie ſie denn auch einen Theil des Buͤr- ger-Rechts erhielten 4. Sie dieneten den Roͤmern nicht allein zum Schutz wieder die Feinde, ſondern machten den Bundesgenoſſen, und Freunden der Roͤmer, zu- gleich ihre Gebraͤuche, und Lebens-Art, bekannt, und angenehm. Wie denn stra- bo ſaget, daß zu Auguſti und Tiberii Zeiten, die Gallier faſt durchgehends die Sprache, und Sitten der Roͤmer, einige auch gar ihre Policey, angenommen 5. Daher es um ſo viel weniger zu verwunderen, wenn wir finden, daß verſchiedene Gallier, und inſonderheit auch einige Trevirer, von den Roͤmern in groſſen Be- dienungen, und ſo gar zu Beſtellung des Regiments, in ſelbigen Provintzen ge- brauchet worden 6. X. Faſt um eben dieſe Zeit ſind zwey neue Provintzen zum Roͤmiſchen Reiche gebracht worden, die hernach lange Zeit ein Tummel-Platz der Roͤmiſchen, und Teutſchen Waffen geweſen, bis ſie endlich den letzteren zu Theile worden, und bis auf den heutigen Tag, einen ſchoͤnen Theil des Teutſchen Reiches ausmachen. Es rebellirten nehmlich die Pannonier, ſo Auguſtus zuvor bezwungen hatte 1, zogen ihre Nachbarn, die Noricos, an ſich, und fielen mit ihnen in Jſtrien ein. Aber Silius, und ſeine Legati, trieben ſie zu paaren 2: und Noricum ward, bey dieſer Ge- legenheit, zur Provintz gemachet 3. Noricum hieſſen die Roͤmer das Land, ſo ſich von den Noriſchen Alpen, bis an die Donau erſtrecket. Es hatte die montes ce- ticos zur Graͤntze gegen Pannonien, und die Jnn gegen Raͤtien. Vorhin war es von eigenen Koͤnigen beherrſchet worden 4, deren einer oben in Arioviſti Ge- ſchichten fuͤrgekommen 5. Den Roͤmern waren darinnen inſonderheit die Eiſen- Bergwercke zum Kriege ſehr zutraͤglich. Nachmahls iſt dieſe Provintz, vielleicht un- ter 1 Das Nori- cum wird ei- ne Roͤmiſche Provintz. † circa a. 720. 3 tacitvs Ann. L. l. c. 46. Auguſtum, feſſa etiam aetate, toties in Germaniam commeare potuiſ- ſe. Tiherium uigentem annis, ſedere in Senatu, uerba patrum cauillantem. 4 pavlvs l. 8. D. de Cenſibus, Coloniam Agrippinam iuris Italici fuiſſe notat. 5 strabo L. IV. p. 186. Plerique iam omnes Romanam formam, linguamque, & uitae rationem, quidam etiam ciuitatem adepti. 6 Dieſes erhellet aus dem tacito H. L. IV. c. 55. Siehe unten das IV Buch §. 43. 1 §. X. 1. Pannonien erſtreckete ſich von Dalmatien bis an die Donau, und graͤntzete gegen Abend mit dem Norico, davon es der mons ceticus unterſchiede, und gegen Morgen mit Moeſien. Die Provintz iſt nach- mahls getheilet worden. Der Ausfluß des Raab- Stroms machte den Durchſchnitt. Was gegen Abend lag, ward Pannonia ſuperior, und das andere Pan- nonia inferior, genennet. 2 dio l. LIV. p. 534. D. Pannonii, cum Noricis, in Hiſtriam incurſiones fecerunt, & a Silio, eiusque legatis, incommodis affecti, rurſus pacem accepe- runt, Noricisque etiam cauſſam ſeruitutis praehue- runt. 3 idem l. c. patercvlvs ſchreibt es L. II. c. 39. Tiberio zu 4 patercvlvs L. II. c. 109. Ipſe a Car- nunto, qui locus Norici regni proximus ab hac parte erat, exercitum, qui in Illyrico merebat, ducere in Marcomannos orſus eſt. 5 Siehe das II. Buch §. 6. p. 24. 1 §. XI. 1. dio L. LIV. p. 536. B. ſq. Eo tem- pore a Druſo & Tiberio hae res ſunt geſtae. Raeti, inter Noricum, & Galliam, ad Alpes Italiae finitimas, quas Tridentinas nominant, ſedes ſuas habent. Hi uicinam Galliam frequenter populati, etiam ex Ita- liae finibus praedas egerant, Romanosque, & eorum ſocios, iter per ipſorum terras facientes, infeſtauerant. Id quidem conſuetudine iam receptum erat, ut in eos, qui nullo ipſis eſſent ſoedere iuncti, ita ſtatuerent. Sed praeter hoc, omnes maſculos, quos comprehendiſſent, etiam in utero adhuc matrum (id enim quibusdam diuinationibus inueſtigabant) morantes necabant. Ea propter Auguſtus principio Druſum contra eos cum exercitu miſit, isque Raetos apud Alpes Triden- tinas

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Ergänzungsvorschlag vom DWB [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/96
Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 26[62]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/96>, abgerufen am 15.05.2024.