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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Andres Buch. Kriege der Teutschen
und wollte alles erwarten, was ihm begegnen könnte. Die Gallier schlossen dar-
auf das Römische Lager förmlich ein, führeten Streit-Thürme an, bedienten sich
der Sicheln und Schirm-Dächer, die sie den Römern abgesehen, so gut sie sie
bey ihrer Unerfahrenheit und Mangel der Werckzeuge hatten nachmachen können. 1
Am siebenden Tage warffen sie glüende Thon-Kugeln und glüende Pfeile in das
Lager, und setzten dadurch die Hütten der Römer, so nach Gewohnheit der Gallier
mit Stroh gedecket waren, bey dem damahligen Winde sehr leicht in Brand: da
sie indessen mit ihren Thürmen, Sturm-Dächern und Leitern heranrücketen.
Die Römer wehreten sich aufs äusserste, waren aber zuletzt fast alle schon verwun-
det, und hätten unfehlbar unterliegen müssen, wenn nicht Cicero Mittel gefunden,
seinen Zustand Caesari bekannt zu machen. *

XVIII. caesar, der, so bald er von Sabini und Cottae Niederlage ge-
Caesar ent-
setzt Cicero-
nem.
höret, Haar und Bart wachsen lassen, um die Soldaten durch diese Trauer de-
sto mehr zu Beschleunigung der Rache anzufeuern, konnte in der Eyl nicht mehr als
zwey Legionen an sich ziehen: denn Labienus entschuldigte sich, er könnte wegen
Induciomari Bewegungen nicht wohl den Rücken wenden. Caesar ließ alles
Heer-Geräthe, Geissel, Archiv und Proviant zu Samarobriua 1 und gieng mit
seinen beyden Legionen auf die Nervier loß. Diese zogen ihm, nach Caesaris
Rechnung, an der Zahl 60000 Mann starck entgegen, und Caesar hatte das
Hertz und Glück, sich mit seinen 7000 Mann durch diese Menge durchzuschlagen. 2
Sein Sieg befreyete nicht allein Ciceronem, sondern machte auch zugleich La-
bieno
Lufft gegen Induciomarum, der gleichsam schon in Schlacht-Ord-
nung stund, und die Völcker in Armorica, so im Anzug gewesen, L. Roscium
zu überfallen, zogen sich auf diese Nachrichten gleichfals zurücke. 3 Caesar schick-
te Fabium in sein Winter-Quartier zu den Morinis zurücke, und entschloß selbst
mit drey Legionen zu Samarobriua den Winter zu bleiben, weil ausser den Aeduis,
und Rhemis, so den Römern zugethan blieben, 4 gantz Gallien misvergnügt war,
und nur auf eine neue Gelegenheit wartete.

XIX. Diese Gelegenheit äusserte sich bald hernach bey den Trevirern.
1

Indu-
1 [Beginn Spaltensatz] §. XVII. 1. caesar L. V. c. 42. Ab hac spe re-
pulsi Nervii, uallo pedum XI. & fossa pedum XV. hi-
berna cingunt. Haec superiorum annorum consue-
tudine a nostris cognouerant; & quosdam de exer-
citu nacti captiuos, ab his docebantur. Sed nulla
his ferramentorum copia, quae esset ad hunc usum
idonea; gladiis cespitem circumcidere, manibus,
sagulisque terram exhaurire cogebantur. Qua qui-
dem ex re hominum multitudo cognosci potuit. Nam
minus horis tribus millium passum XV. in circuitu
munitionem perfecerunt; reliquisque diebus turres
ad altitudinem ualli, falces testudinesque, quas
iidem captiui docuerant, parare, ac facere coeperunt.
* caesar L. V. c. 38-44.
1 §. XVIII. 1. caesar L. V. c. 47. Hora circi-
ter
III. ab antecursoribus de Crassi aduentu certior
[Spaltenumbruch] est factus: eo die millia passuum XX. progreditur.
Crassum Samarobriuae praeficit, Legionemque ei
attribuit, quod ibi impedimenta exercitus, obsides
ciuitatum, litteras publicas, frumentumque omne,
quod eo tolerandae hiemis caussa deuexerat, relin-
quebat.
2 idem L. V. c. 48-51.
3 idem. c. 52. 53.
4 caesar L. c. c. 53. Caesar Fabium cum le-
gione in sua remittit hiberna. Ipse cum III. Legio-
nibus circum Samarobriuam trinis hibernis hiemare
constituit; & quod tanti motus Galliae exstiterant,
totam hiemem ipse ad exercitum manere decreuit.
1 §. XIX. 1. caesar L. V. c. 55. Treuiri atque
Induciomarus totius hiemis nullum tempus intermise-
runt, quin trans Rhenum legatos mitterent, ciuita-

[Ende Spaltensatz]
tes

Andres Buch. Kriege der Teutſchen
und wollte alles erwarten, was ihm begegnen koͤnnte. Die Gallier ſchloſſen dar-
auf das Roͤmiſche Lager foͤrmlich ein, fuͤhreten Streit-Thuͤrme an, bedienten ſich
der Sicheln und Schirm-Daͤcher, die ſie den Roͤmern abgeſehen, ſo gut ſie ſie
bey ihrer Unerfahrenheit und Mangel der Werckzeuge hatten nachmachen koͤnnen. 1
Am ſiebenden Tage warffen ſie gluͤende Thon-Kugeln und gluͤende Pfeile in das
Lager, und ſetzten dadurch die Huͤtten der Roͤmer, ſo nach Gewohnheit der Gallier
mit Stroh gedecket waren, bey dem damahligen Winde ſehr leicht in Brand: da
ſie indeſſen mit ihren Thuͤrmen, Sturm-Daͤchern und Leitern heranruͤcketen.
Die Roͤmer wehreten ſich aufs aͤuſſerſte, waren aber zuletzt faſt alle ſchon verwun-
det, und haͤtten unfehlbar unterliegen muͤſſen, wenn nicht Cicero Mittel gefunden,
ſeinen Zuſtand Caeſari bekannt zu machen. *

XVIII. caesar, der, ſo bald er von Sabini und Cottae Niederlage ge-
Caeſar ent-
ſetzt Cicero-
nem.
hoͤret, Haar und Bart wachſen laſſen, um die Soldaten durch dieſe Trauer de-
ſto mehr zu Beſchleunigung der Rache anzufeuern, konnte in der Eyl nicht mehr als
zwey Legionen an ſich ziehen: denn Labienus entſchuldigte ſich, er koͤnnte wegen
Induciomari Bewegungen nicht wohl den Ruͤcken wenden. Caeſar ließ alles
Heer-Geraͤthe, Geiſſel, Archiv und Proviant zu Samarobriua 1 und gieng mit
ſeinen beyden Legionen auf die Nervier loß. Dieſe zogen ihm, nach Caeſaris
Rechnung, an der Zahl 60000 Mann ſtarck entgegen, und Caeſar hatte das
Hertz und Gluͤck, ſich mit ſeinen 7000 Mann durch dieſe Menge durchzuſchlagen. 2
Sein Sieg befreyete nicht allein Ciceronem, ſondern machte auch zugleich La-
bieno
Lufft gegen Induciomarum, der gleichſam ſchon in Schlacht-Ord-
nung ſtund, und die Voͤlcker in Armorica, ſo im Anzug geweſen, L. Roſcium
zu uͤberfallen, zogen ſich auf dieſe Nachrichten gleichfals zuruͤcke. 3 Caeſar ſchick-
te Fabium in ſein Winter-Quartier zu den Morinis zuruͤcke, und entſchloß ſelbſt
mit drey Legionen zu Samarobriua den Winter zu bleiben, weil auſſer den Aeduis,
und Rhemis, ſo den Roͤmern zugethan blieben, 4 gantz Gallien misvergnuͤgt war,
und nur auf eine neue Gelegenheit wartete.

XIX. Dieſe Gelegenheit aͤuſſerte ſich bald hernach bey den Trevirern.
1

Indu-
1 [Beginn Spaltensatz] §. XVII. 1. caesar L. V. c. 42. Ab hac ſpe re-
pulſi Nervii, uallo pedum XI. & foſſa pedum XV. hi-
berna cingunt. Haec ſuperiorum annorum conſue-
tudine a noſtris cognouerant; & quosdam de exer-
citu nacti captiuos, ab his docebantur. Sed nulla
his ferramentorum copia, quae eſſet ad hunc uſum
idonea; gladiis ceſpitem circumcidere, manibus,
ſagulisque terram exhaurire cogebantur. Qua qui-
dem ex re hominum multitudo cognoſci potuit. Nam
minus horis tribus millium paſſum XV. in circuitu
munitionem perfecerunt; reliquisque diebus turres
ad altitudinem ualli, falces teſtudinesque, quas
iidem captiui docuerant, parare, ac facere coeperunt.
* caesar L. V. c. 38-44.
1 §. XVIII. 1. caesar L. V. c. 47. Hora circi-
ter
III. ab antecurſoribus de Craſſi aduentu certior
[Spaltenumbruch] eſt factus: eo die millia paſſuum XX. progreditur.
Craſſum Samarobriuae praeficit, Legionemque ei
attribuit, quod ibi impedimenta exercitus, obſides
ciuitatum, litteras publicas, frumentumque omne,
quod eo tolerandae hiemis cauſſa deuexerat, relin-
quebat.
2 idem L. V. c. 48-51.
3 idem. c. 52. 53.
4 caesar L. c. c. 53. Caeſar Fabium cum le-
gione in ſua remittit hiberna. Ipſe cum III. Legio-
nibus circum Samarobriuam trinis hibernis hiemare
conſtituit; & quod tanti motus Galliae exſtiterant,
totam hiemem ipſe ad exercitum manere decreuit.
1 §. XIX. 1. caesar L. V. c. 55. Treuiri atque
Induciomarus totius hiemis nullum tempus intermiſe-
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[36/0070] Andres Buch. Kriege der Teutſchen und wollte alles erwarten, was ihm begegnen koͤnnte. Die Gallier ſchloſſen dar- auf das Roͤmiſche Lager foͤrmlich ein, fuͤhreten Streit-Thuͤrme an, bedienten ſich der Sicheln und Schirm-Daͤcher, die ſie den Roͤmern abgeſehen, ſo gut ſie ſie bey ihrer Unerfahrenheit und Mangel der Werckzeuge hatten nachmachen koͤnnen. 1 Am ſiebenden Tage warffen ſie gluͤende Thon-Kugeln und gluͤende Pfeile in das Lager, und ſetzten dadurch die Huͤtten der Roͤmer, ſo nach Gewohnheit der Gallier mit Stroh gedecket waren, bey dem damahligen Winde ſehr leicht in Brand: da ſie indeſſen mit ihren Thuͤrmen, Sturm-Daͤchern und Leitern heranruͤcketen. Die Roͤmer wehreten ſich aufs aͤuſſerſte, waren aber zuletzt faſt alle ſchon verwun- det, und haͤtten unfehlbar unterliegen muͤſſen, wenn nicht Cicero Mittel gefunden, ſeinen Zuſtand Caeſari bekannt zu machen. * XVIII. caesar, der, ſo bald er von Sabini und Cottae Niederlage ge- hoͤret, Haar und Bart wachſen laſſen, um die Soldaten durch dieſe Trauer de- ſto mehr zu Beſchleunigung der Rache anzufeuern, konnte in der Eyl nicht mehr als zwey Legionen an ſich ziehen: denn Labienus entſchuldigte ſich, er koͤnnte wegen Induciomari Bewegungen nicht wohl den Ruͤcken wenden. Caeſar ließ alles Heer-Geraͤthe, Geiſſel, Archiv und Proviant zu Samarobriua 1 und gieng mit ſeinen beyden Legionen auf die Nervier loß. Dieſe zogen ihm, nach Caeſaris Rechnung, an der Zahl 60000 Mann ſtarck entgegen, und Caeſar hatte das Hertz und Gluͤck, ſich mit ſeinen 7000 Mann durch dieſe Menge durchzuſchlagen. 2 Sein Sieg befreyete nicht allein Ciceronem, ſondern machte auch zugleich La- bieno Lufft gegen Induciomarum, der gleichſam ſchon in Schlacht-Ord- nung ſtund, und die Voͤlcker in Armorica, ſo im Anzug geweſen, L. Roſcium zu uͤberfallen, zogen ſich auf dieſe Nachrichten gleichfals zuruͤcke. 3 Caeſar ſchick- te Fabium in ſein Winter-Quartier zu den Morinis zuruͤcke, und entſchloß ſelbſt mit drey Legionen zu Samarobriua den Winter zu bleiben, weil auſſer den Aeduis, und Rhemis, ſo den Roͤmern zugethan blieben, 4 gantz Gallien misvergnuͤgt war, und nur auf eine neue Gelegenheit wartete. Caeſar ent- ſetzt Cicero- nem. XIX. Dieſe Gelegenheit aͤuſſerte ſich bald hernach bey den Trevirern. Indu- 1 1 §. XVII. 1. caesar L. V. c. 42. Ab hac ſpe re- pulſi Nervii, uallo pedum XI. & foſſa pedum XV. hi- berna cingunt. Haec ſuperiorum annorum conſue- tudine a noſtris cognouerant; & quosdam de exer- citu nacti captiuos, ab his docebantur. Sed nulla his ferramentorum copia, quae eſſet ad hunc uſum idonea; gladiis ceſpitem circumcidere, manibus, ſagulisque terram exhaurire cogebantur. Qua qui- dem ex re hominum multitudo cognoſci potuit. Nam minus horis tribus millium paſſum XV. in circuitu munitionem perfecerunt; reliquisque diebus turres ad altitudinem ualli, falces teſtudinesque, quas iidem captiui docuerant, parare, ac facere coeperunt. * caesar L. V. c. 38-44. 1 §. XVIII. 1. caesar L. V. c. 47. Hora circi- ter III. ab antecurſoribus de Craſſi aduentu certior eſt factus: eo die millia paſſuum XX. progreditur. Craſſum Samarobriuae praeficit, Legionemque ei attribuit, quod ibi impedimenta exercitus, obſides ciuitatum, litteras publicas, frumentumque omne, quod eo tolerandae hiemis cauſſa deuexerat, relin- quebat. 2 idem L. V. c. 48-51. 3 idem. c. 52. 53. 4 caesar L. c. c. 53. Caeſar Fabium cum le- gione in ſua remittit hiberna. Ipſe cum III. Legio- nibus circum Samarobriuam trinis hibernis hiemare conſtituit; & quod tanti motus Galliae exſtiterant, totam hiemem ipſe ad exercitum manere decreuit. 1 §. XIX. 1. caesar L. V. c. 55. Treuiri atque Induciomarus totius hiemis nullum tempus intermiſe- runt, quin trans Rhenum legatos mitterent, ciuita- tes

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/70>, abgerufen am 21.11.2024.