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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Andres Buch. Kriege der Teutschen
vaci, die unter den Belgen in grossem Ansehen waren, die Nervii, Atrebates,
Ambiani, Morini, Menapii, Caleti, Velocasses
und Veromandui, und zo-
gen nicht allein die Atuaticos, einen Rest der Cimbren und Teutonen, 2 sondern
auch die Condrusos, Eburones, Caeresos und Paemanos an sich. Diese alle
waren gleichfals Teutsche, und hatten sich nicht lange zuvor in Gallien niederge-
lassen, da sie den Namen Germani bekommen, welcher hernach, wie oben ange-
zeiget worden, 3 die gemeine Benennung aller Teutschen Völcker geworden ist.
So groß Anfangs der Haß der Belgen gegen diese neue Ankömmlinge gewesen
war, so genau vereinigte sie ietzt die gemeine Gefahr. Caesar eilte, so bald das
Gras im Felde war, über die Alpen zu seiner Armee zurücke. Die Rhemi, so
unter den Belgen zu nächst am Celtischen Gallien wohneten, und an dem Bünd-
niß der übrigen nicht Theil nehmen wollten, erklärten sich für die Römer, und
Caesar zog den Belgen entgegen. Er traff sie an dem Fluß Aisne, lagerte sich der
gantzen vereinigten Macht gegen über, und wollte den Angriff erwarten. Weil
er sich sehr vortheilhafft verschantzet hatte, wollten sich die Belgen nicht an ihn
wagen, und als die Zeitung dazu kam, daß die Aeduer den Bellovacis ins Land
gefallen; entschlossen sie auseinander zu gehen, und zu erwarten, wo sich die
Römer hinwenden würden. Caesar, der die Kunst, die Feinde durch ihre eigene
Kräffte aufzureiben, trefflich verstund, hatte nebst den Rhemis auch eine Parthie
Trevirischer Reuter, so in gantz Gallien vor die tapffersten gehalten worden, zu
seinen Diensten 4: und fand Mittel, wie es bey grossen Bündnissen zu gehen pfle-
get, die Bundes-Genossen zu trennen. Denn da er sie eintzeln angrieff, ergaben
sich die Soissones, Bellovaci und Ambiani gutwillig; die Nervii, Atrebates
+ Sabis Fl.und Veromandui aber erwarteten Caesarem an der Sambre +, und hätten fast
an ihm die verlohrne Freyheit ihrer Lands-Leute gerochen. Wie denn Caesari
nicht leicht ein Sieg in Gallien schwehrer worden, als den er gegen sie befochten.
Sie musten darauf eingehen, was ihm beliebte, * und er setzte den Atrebaten ei-
nen, Namens Comium, von dessen Treue und Fähigkeit er sich gute Dienste
versprach, zum Könige. 5

VIII. Die Atuatici waren auf dem Wege, den Atrebaten zu Hülffe zu zie-
Caesar kriegt
die Hauptstadt
der Atuaticher
in seine Ge-
walt.
hen. Als sie aber von dieser Niederlage höreten, zogen sie sich in ihre Haupt-Stadt
zurücke: die von Natur und Kunst so befestiget war, 1 daß sie darinnen sicher zu
seyn vermeinten, und nur ihren Spott trieben, als sie sahen, daß die Römer, die
bey weitem nicht so groß und starck von Leibe als sie waren, sich unter-

stun-
2 [Beginn Spaltensatz] Siehe das I Buch §. X.
3 Siehe das I Buch §. VI.
4 caesar L. II. c. 24. gedenckt ihrer bey Be-
schreibung des Treffens mit den Nerviern: Quibus
omnibus rebus permoti equites Treuiri, quorum inter
Gallos uirtutis opinio est singularis, qui auxilii caus-
sa a ciuitate missi, ad Caesarem nenerant, quum
multitudine hostium castra nostra compleri, legio-
nes premi & paene circumuentas teneri, calones,
equites, funditores Numidas, diuersos dissipatos-
[Spaltenumbruch] que in omnes partes fugere uidissent, desperatis no-
stris rebus domum contenderunt. Romanos pulsos
superatosque, castris impedimentisque eorum hostes
potitos, ciuitati renunciauerunt.
* caesar L. II. durch und durch.
5 caesar L. IV. c. 21. Et cum his una Comium,
quem ipse Atrebatibus superatis, Regem ibi constitu-
erat, cuius & uirtutem & consilium probabat, &
quem sibi fidelem arbitrabatur, cuiusque autoritas
in his regionibus magna habebatur, mittit.

[Ende Spaltensatz]
§. VIII.
1

Andres Buch. Kriege der Teutſchen
vaci, die unter den Belgen in groſſem Anſehen waren, die Nervii, Atrebates,
Ambiani, Morini, Menapii, Caleti, Velocaſſes
und Veromandui, und zo-
gen nicht allein die Atuaticos, einen Reſt der Cimbren und Teutonen, 2 ſondern
auch die Condruſos, Eburones, Caereſos und Paemanos an ſich. Dieſe alle
waren gleichfals Teutſche, und hatten ſich nicht lange zuvor in Gallien niederge-
laſſen, da ſie den Namen Germani bekommen, welcher hernach, wie oben ange-
zeiget worden, 3 die gemeine Benennung aller Teutſchen Voͤlcker geworden iſt.
So groß Anfangs der Haß der Belgen gegen dieſe neue Ankoͤmmlinge geweſen
war, ſo genau vereinigte ſie ietzt die gemeine Gefahr. Caeſar eilte, ſo bald das
Gras im Felde war, uͤber die Alpen zu ſeiner Armee zuruͤcke. Die Rhemi, ſo
unter den Belgen zu naͤchſt am Celtiſchen Gallien wohneten, und an dem Buͤnd-
niß der uͤbrigen nicht Theil nehmen wollten, erklaͤrten ſich fuͤr die Roͤmer, und
Caeſar zog den Belgen entgegen. Er traff ſie an dem Fluß Aisne, lagerte ſich der
gantzen vereinigten Macht gegen uͤber, und wollte den Angriff erwarten. Weil
er ſich ſehr vortheilhafft verſchantzet hatte, wollten ſich die Belgen nicht an ihn
wagen, und als die Zeitung dazu kam, daß die Aeduer den Bellovacis ins Land
gefallen; entſchloſſen ſie auseinander zu gehen, und zu erwarten, wo ſich die
Roͤmer hinwenden wuͤrden. Caeſar, der die Kunſt, die Feinde durch ihre eigene
Kraͤffte aufzureiben, trefflich verſtund, hatte nebſt den Rhemis auch eine Parthie
Treviriſcher Reuter, ſo in gantz Gallien vor die tapfferſten gehalten worden, zu
ſeinen Dienſten 4: und fand Mittel, wie es bey groſſen Buͤndniſſen zu gehen pfle-
get, die Bundes-Genoſſen zu trennen. Denn da er ſie eintzeln angrieff, ergaben
ſich die Soiſſones, Bellovaci und Ambiani gutwillig; die Nervii, Atrebates
Sabis Fl.und Veromandui aber erwarteten Caeſarem an der Sambre †, und haͤtten faſt
an ihm die verlohrne Freyheit ihrer Lands-Leute gerochen. Wie denn Caeſari
nicht leicht ein Sieg in Gallien ſchwehrer worden, als den er gegen ſie befochten.
Sie muſten darauf eingehen, was ihm beliebte, * und er ſetzte den Atrebaten ei-
nen, Namens Comium, von deſſen Treue und Faͤhigkeit er ſich gute Dienſte
verſprach, zum Koͤnige. 5

VIII. Die Atuatici waren auf dem Wege, den Atrebaten zu Huͤlffe zu zie-
Caeſar kriegt
die Hauptſtadt
der Atuaticheꝛ
in ſeine Ge-
walt.
hen. Als ſie aber von dieſer Niederlage hoͤreten, zogen ſie ſich in ihre Haupt-Stadt
zuruͤcke: die von Natur und Kunſt ſo befeſtiget war, 1 daß ſie darinnen ſicher zu
ſeyn vermeinten, und nur ihren Spott trieben, als ſie ſahen, daß die Roͤmer, die
bey weitem nicht ſo groß und ſtarck von Leibe als ſie waren, ſich unter-

ſtun-
2 [Beginn Spaltensatz] Siehe das I Buch §. X.
3 Siehe das I Buch §. VI.
4 caesar L. II. c. 24. gedenckt ihrer bey Be-
ſchreibung des Treffens mit den Nerviern: Quibus
omnibus rebus permoti equites Treuiri, quorum inter
Gallos uirtutis opinio eſt ſingularis, qui auxilii cauſ-
ſa a ciuitate miſſi, ad Caeſarem nenerant, quum
multitudine hoſtium caſtra noſtra compleri, legio-
nes premi & paene circumuentas teneri, calones,
equites, funditores Numidas, diuerſos diſſipatos-
[Spaltenumbruch] que in omnes partes fugere uidiſſent, deſperatis no-
ſtris rebus domum contenderunt. Romanos pulſos
ſuperatosque, caſtris impedimentisque eorum hoſtes
potitos, ciuitati renunciauerunt.
* caesar L. II. durch und durch.
5 caesar L. IV. c. 21. Et cum his una Comium,
quem ipſe Atrebatibus ſuperatis, Regem ibi conſtitu-
erat, cuius & uirtutem & conſilium probabat, &
quem ſibi fidelem arbitrabatur, cuiusque autoritas
in his regionibus magna habebatur, mittit.

[Ende Spaltensatz]
§. VIII.
1
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[26/0060] Andres Buch. Kriege der Teutſchen vaci, die unter den Belgen in groſſem Anſehen waren, die Nervii, Atrebates, Ambiani, Morini, Menapii, Caleti, Velocaſſes und Veromandui, und zo- gen nicht allein die Atuaticos, einen Reſt der Cimbren und Teutonen, 2 ſondern auch die Condruſos, Eburones, Caereſos und Paemanos an ſich. Dieſe alle waren gleichfals Teutſche, und hatten ſich nicht lange zuvor in Gallien niederge- laſſen, da ſie den Namen Germani bekommen, welcher hernach, wie oben ange- zeiget worden, 3 die gemeine Benennung aller Teutſchen Voͤlcker geworden iſt. So groß Anfangs der Haß der Belgen gegen dieſe neue Ankoͤmmlinge geweſen war, ſo genau vereinigte ſie ietzt die gemeine Gefahr. Caeſar eilte, ſo bald das Gras im Felde war, uͤber die Alpen zu ſeiner Armee zuruͤcke. Die Rhemi, ſo unter den Belgen zu naͤchſt am Celtiſchen Gallien wohneten, und an dem Buͤnd- niß der uͤbrigen nicht Theil nehmen wollten, erklaͤrten ſich fuͤr die Roͤmer, und Caeſar zog den Belgen entgegen. Er traff ſie an dem Fluß Aisne, lagerte ſich der gantzen vereinigten Macht gegen uͤber, und wollte den Angriff erwarten. Weil er ſich ſehr vortheilhafft verſchantzet hatte, wollten ſich die Belgen nicht an ihn wagen, und als die Zeitung dazu kam, daß die Aeduer den Bellovacis ins Land gefallen; entſchloſſen ſie auseinander zu gehen, und zu erwarten, wo ſich die Roͤmer hinwenden wuͤrden. Caeſar, der die Kunſt, die Feinde durch ihre eigene Kraͤffte aufzureiben, trefflich verſtund, hatte nebſt den Rhemis auch eine Parthie Treviriſcher Reuter, ſo in gantz Gallien vor die tapfferſten gehalten worden, zu ſeinen Dienſten 4: und fand Mittel, wie es bey groſſen Buͤndniſſen zu gehen pfle- get, die Bundes-Genoſſen zu trennen. Denn da er ſie eintzeln angrieff, ergaben ſich die Soiſſones, Bellovaci und Ambiani gutwillig; die Nervii, Atrebates und Veromandui aber erwarteten Caeſarem an der Sambre †, und haͤtten faſt an ihm die verlohrne Freyheit ihrer Lands-Leute gerochen. Wie denn Caeſari nicht leicht ein Sieg in Gallien ſchwehrer worden, als den er gegen ſie befochten. Sie muſten darauf eingehen, was ihm beliebte, * und er ſetzte den Atrebaten ei- nen, Namens Comium, von deſſen Treue und Faͤhigkeit er ſich gute Dienſte verſprach, zum Koͤnige. 5 † Sabis Fl. VIII. Die Atuatici waren auf dem Wege, den Atrebaten zu Huͤlffe zu zie- hen. Als ſie aber von dieſer Niederlage hoͤreten, zogen ſie ſich in ihre Haupt-Stadt zuruͤcke: die von Natur und Kunſt ſo befeſtiget war, 1 daß ſie darinnen ſicher zu ſeyn vermeinten, und nur ihren Spott trieben, als ſie ſahen, daß die Roͤmer, die bey weitem nicht ſo groß und ſtarck von Leibe als ſie waren, ſich unter- ſtun- Caeſar kriegt die Hauptſtadt der Atuaticheꝛ in ſeine Ge- walt. 2 Siehe das I Buch §. X. 3 Siehe das I Buch §. VI. 4 caesar L. II. c. 24. gedenckt ihrer bey Be- ſchreibung des Treffens mit den Nerviern: Quibus omnibus rebus permoti equites Treuiri, quorum inter Gallos uirtutis opinio eſt ſingularis, qui auxilii cauſ- ſa a ciuitate miſſi, ad Caeſarem nenerant, quum multitudine hoſtium caſtra noſtra compleri, legio- nes premi & paene circumuentas teneri, calones, equites, funditores Numidas, diuerſos diſſipatos- que in omnes partes fugere uidiſſent, deſperatis no- ſtris rebus domum contenderunt. Romanos pulſos ſuperatosque, caſtris impedimentisque eorum hoſtes potitos, ciuitati renunciauerunt. * caesar L. II. durch und durch. 5 caesar L. IV. c. 21. Et cum his una Comium, quem ipſe Atrebatibus ſuperatis, Regem ibi conſtitu- erat, cuius & uirtutem & conſilium probabat, & quem ſibi fidelem arbitrabatur, cuiusque autoritas in his regionibus magna habebatur, mittit. §. VIII. 1

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/60>, abgerufen am 21.11.2024.